Würzburg (POW) „Gottes Schöpfung bewahren – damit alle leben können“: Unter diesem Motto nimmt die Misereor-Fastenaktion 2010 Energieverbrauch, Klimawandel und Armutsbekämpfung in den Blick. Eine Expertin auf diesem Gebiet ist Katharinenschwester Delcí Maria Franzen aus Brasilien. Auf Einladung von Misereor hat die 51-jährige Ordensfrau in den vergangenen Wochen das Bistum Würzburg besucht. Bei der Brasilianischen Bischofskonferenz engagiert sie sich für Fragen der Umwelt und sozialen Gerechtigkeit.
Bei einem Pressegespräch im Medienhaus der Diözese machte Schwester Delcí deutlich auf die längst spürbaren Folgen des Klimawandels in ihrer Heimat aufmerksam. Der zunehmenden Trockenheit im Amazonasgebiet stünden vermehrt konzentrierte, heftige Regenzyklen gegenüber. Diese würden zu „katastrophenartigen Überschwemmungen“ in den Großstädten führen. Die exzessive Brandrodung des Regenwaldes bedrohe auch das weltweite Klima. Meist werde der Urwald abgeholzt, um Viehwirtschaft und Soja-Anbau zu betreiben. „Für die Produktion und den Export von einem Kilogramm Rindfleisch werden in Brasilien 16.000 Liter Wasser verbraucht“, erklärte die Ordensfrau.
13 Pfarreien hat Schwester Delcí im Bistum Würzburg besucht. Bei Christiane Hetterich von der Würzburger Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden gingen sogar noch deutlich mehr Anfragen ein. Sie sei von den Menschen „sehr gut“ aufgenommen worden, berichtete die Ordensschwester. Viele hätten sich dafür interessiert, wie Brasilien und Deutschland in Fragen des Exports noch besser zusammenarbeiten könnten. Denn bisher kämen zwar viele Rohstoffe von Südamerika nach Europa, aber nur wenig technisches Know-How fließe zurück. Hetterich erinnerte auch an das Engagement vieler Missionare aus der Diözese Würzburg in Brasilien. Franziskanerschwester Brunhilde Henneberger aus Randersacker setze sich dort beispielsweise seit 40 Jahren für die Rechte der Landbevölkerung ein.
Den Verlauf des Klimagipfels von Kopenhagen zu Beginn des Jahres empfindet Schwester Delcí überwiegend als große Enttäuschung. „Die Industrieländer sind nicht dazu bereit, von ihrem Wirtschaftsmodell abzurücken, das nur auf Konsum und Gewinn ausgerichtet ist.“ Positiv sei, dass sich Brasilien dazu verpflichtet habe, bis zum Jahre 2020 seinen Kohlendioxid-Ausstoß um 38 Prozent und die Brandrodung des Regenwalds um 80 Prozent zu verringern.
Die Brasilianische Bischofskonferenz engagiere sich sehr in der Umweltfrage, „weil sie auch eine Überlebensfrage ist“, betonte Schwester Delcí. Vornehmlich sozial schwache Familien seien davon betroffen. In Brasilien gebe es 40 Millionen Arme, die unter 200 Euro im Monat zum Leben hätten, und zehn Millionen sehr arme Menschen, die unter 100 Euro hätten. Sie seien von den Folgen des Klimawandels mit dem Verlust von Land, Ernten und Häusern am stärksten betroffen.
Derzeit kämpfe die Kirche vor allem gegen das geplante Wasserkraftwerk „Belo Monte“ am Fluss Xingú. Bei einer Realisierung wäre es weltweit das drittgrößte seiner Art. Das Projekt würde große Bereiche des Amazonas verwüsten und das Leben vieler indigener Völker bedrohen, mahnte Schwester Delcí. Rund 30.000 Menschen wären direkt durch die Errichtung von Stauseen betroffen. Die brasilianische Regierung hat dem Projekt eine vorläufige Lizenz erteilt.
Der aus Österreich stammende Bischof von Xingú, Erwin Kräutler, kämpft seit Jahren gegen die Errichtung des Kraftwerks. Einen offenen Brief an den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva vom Oktober 2009 betitelte er mit „Plan Belo Monte – Geplanter Mord“. Schwester Delcí rief die Menschen im Bistum Würzburg dazu auf, auch ein Protestschreiben an den Präsidenten zu richten. Die Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden hat dafür ein Anschreiben aufgesetzt, das unter der E-Mail-Adresse mef@bistum-wuerzburg.de angefordert werden kann.
Am fünften Fastensonntag, 21. März, bittet das bischöfliche Hilfswerk Misereor in allen Gottesdiensten um das Fastenopfer der Katholiken. Die 1958 gegründete Organisation Misereor leistet von Aachen aus Hilfe zur Selbsthilfe im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung. Seit 1959 führt das Hilfswerk jährlich eine Fastenaktion durch. Derzeit fördert Misereor rund 3800 Projekte in annähernd 100 Ländern. In diesem Jahr stehen die Länder Brasilien, Tschad und Indien im Mittelpunkt der Fastenaktion. Im Bistum Würzburg erbrachte die Kollekte im Jahr 2009 rund 700.000 Euro.
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