Würzburg/Eibelstadt (POW) Schon früh in seinem Leben hatte er vor, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen und den Armen zu helfen. Und es blieb nicht nur bei dem Plan. Pater Max Wolfgang Schiller aus Eibelstadt arbeitet seit 30 Jahren in Bolivien und engagiert sich dort mit großem Erfolg für die Menschen, die Hilfe brauchen. Das katholische Hilfswerk Adveniat hatte den 64-Jährigen für die Adventszeit nach Deutschland eingeladen, in Würzburg erzählte er von seiner Arbeit. Die Adveniat-Weihnachtskollekte für die Länder Lateinamerikas hat schon viele Projekte von Pater Schiller unterstützt.
Titikachi heißt die zweite Heimat des Paters, eine abgelegene Bergregion im Westen von Bolivien. Zur Gemeinde zählen weit verstreut zehn Kapellen und rund 6000 Gläubige. Pater Schiller kam 1974 nach Bolivien. „Es ging direkt aufs Land, rein in die Unterdrückersituation.“ Mit den Unterdrückten meint er die Volksstämme Boliviens, die viel erleiden mussten durch die Eroberung und Kolonialisierung der Spanier. Schiller hat zunächst die alte Inka-Sprache Quechua gelernt, um sich mit den Menschen verständigen zu können. Es gab eigentlich fast nichts; keine Nahrungsmittel, keine Arbeit, keine Schulen. Stattdessen überall das Problem mit dem Alkohol.
Schiller ist ein Kleiner Bruder vom Evangelium. Die vor rund 50 Jahren gegründete katholische Ordensgemeinschaft lebt nach dem Vorbild des Seligen Charles de Foucauld und verfolgt in ihrer Arbeit einen Leitspruch, der einfach klingt: Mitten unter den Armen sein. Pater Schiller bezeichnet es selbst als „kleinen Ansatz“, das heißt für ihn, mit den Menschen zu leben und effizient zu arbeiten. Und das tat er dann auch: Er baute ein Gesundheitszentrum auf, errichtete Schulen und Kapellen, gründete Kindergärten, Handwerksschulen und Genossenschaften. Anfang dieses Jahres haben 14 junge Leute aus seiner Gemeinde ein Studium erfolgreich abgeschlossen, sieben davon Frauen. Erst vor kurzer Zeit konnte er noch ein großes Projekt realisieren: Er ließ ein geistliches Zentrum erbauen, das Raum bietet für Exerzitien oder ähnliche spirituelle Veranstaltungen. Mit 40.000 Euro hat sich die Diözese Würzburg an dem Projekt beteiligt. Der Erfolg seiner Arbeit spricht sich herum und steckt auch andere in der Nähe an: Schiller erzählte von einem Tal, dessen Einwohner ein trinkfreudiges Fest abschafften, weil sie merkten, wie erfolgreich die Nachbarn ohne den Alkohol waren.
Die Seelsorge gestaltet sich oft schwierig. Es gibt kein ausgebautes Straßennetz, die Entfernungen berechnet Pater Schiller in Zeit: „In einem Umkreis von einer Stunde Fußmarsch erreiche ich rund 4000 Menschen.“ Von Nachwuchssorgen wird Titikachi nicht geplagt, ganz im Gegenteil: Die Hälfte von den 4000 sind Kinder und Jugendliche. Als einziger Priester in der Umgebung hat Schiller alle Hände voll zu tun, für die Tauffeiern zieht er von Dorf zu Dorf. „Es ist schon mal vorgekommen, dass ich an einem Tag 50 Kinder getauft habe“, erzählte der Pater. Früher habe sich der Naturglaube der Volksstämme in Bolivien mit dem christlichen Glauben sehr vermischt, inzwischen könnten das die Menschen besser trennen. Moderne Filme über Jesus seien dafür mit verantwortlich. „Besonders mit dem leidenden Christus können sich die Menschen aufgrund ihrer Geschichte sehr gut identifizieren.“
Obwohl der Pater aufgrund seines Alters inzwischen viele Aufgaben an andere abgegeben hat, plant er schon wieder die nächsten Projekte. So wirbt er um Unterstützung für die Arbeit mit behinderten Menschen, für die ein Treffpunkt geschaffen werden soll. Und einen Radiosender möchte er einrichten, der auch einige Stunden am Tag Programm aus der Region ausstrahlt. Doch nun steht erst einmal das Weihnachtsfest vor der Tür, und das feiert Schiller in Bolivien nicht allein. Er wohnt zusammen mit einigen jungen Katecheten, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen. Heiligabend wird im kleinen Kreis gefeiert, doch in den Tagen davor herrscht mächtig Trubel: Gruppenweise werden die vielen Kinder, Witwen und andere aus der Gemeinde in die Pfarreiräume geholt, um zusammen zu feiern, zu spielen und zu singen.
Hinweis: Wer Pater Schiller direkt unterstützen möchte, kann dies über den Freundeskreis Pater Max Wolfgang Schiller in Eibelstadt tun. Spenden an: Mission Bolivien Titikachi, Ligabank Würzburg, Kontonummer 3011925, Bankleitzahl 75090300. Die Kollekte für das Hilfswerk Adveniat findet an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag in den Gottesdiensten statt.
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