Würzburg/Kitzingen (POW) Zu einem festlichen Abendlob lädt das Priesterseminar Würzburg am Sonntag, 2. Mai, um 19 Uhr in die Seminarkirche Sankt Michael ein. Es musizieren unter der Leitung von Regionalkantor Christian Stegmann (Kitzingen) auf historischen Instrumenten das Instrumentalensemble „La Ciaccona“ aus München sowie der rund 30 Personen starke Kammerchor Sankt Johannes aus Kitzingen. Solisten sind Elisa Rabanus, Sopran, Verena Kortmann, Sopran, Wolfgang Klose, Tenor, Florian Feth, Tenor, Joachim Höchbauer, Bariton, sowie Sebastian Klein, Bass. Im Rahmen der Liturgie erklingt zum Marienmonat Mai die „Vesperae beatae Mariae virginis“ von Claudio Monteverdi. „Es handelt sich daher nicht um ein Konzert, sondern um eine richtige Vesper“, betont Regens Herbert Baumann. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Die Vesper von Monteverdi erschien zusammen mit dessen „Missa in illo tempore“ 1610 im Druck. Der Komponist, 1567 in Cremona geboren, starb 1643 als Kapellmeister am Dom San Marco in Venedig. Die sogenannte „Marienvesper“ erschien 1610, nachdem er sich bis dato vor allem durch Veröffentlichung von Madrigalen und Opern einen Namen als Komponist von internationalem Rang gemacht hatte. Monteverdi widmete die Marienvesper Papst Paul V., weil er seiner Anstellung bei Herzog Gonzaga in Manuta entkommen und in den kirchlichen Wirkungskreis eintreten wollte. 1613 wurde sein Wunsch wahr: Er wurde Domkapellmeister in Venedig. „Welche Rolle die Marienvesper dabei spielte, ist unklar: Eine Aufführung des Werks zu Lebzeiten des Komponisten ist nicht belegt“, sagt Stegmann.
Musikhistorisch ist das Werk in den Übergang von der Renaissance zum Barock einzuordnen. Die Musik lebt durch Ausdruck und Affektreichtum. „Diese neue Art des Musizieren, von ihm selbst ‚seconda pratica‘ genannt, hat Monteverdi in seiner Marienvesper geradezu beispielhaft ausgearbeitet“, erläutert der Regionalkantor. So habe er zwischen die Psalmvertonungen ein- und mehrstimmige Vokalkonzerte platziert. Für seine Aufführung hat Stegmann entschieden, dass die meisten Cantus-Firmus-Passagen sowie die vollstimmig gesetzten Teile vom Chor übernommen werden. Solisten singen die ein- oder zweistimmig komponierten Abschnitte, die sich in ihrer Virtuosität deutlich abheben. „Die Instrumentierung dieser Aufführung orientiert sich in weiten Teilen an den Texten: Bei besonders festlichen oder auch dramatischen Inhalten werden die Instrumente zur dynamischen Steigerung eingesetzt, bei Passagen mit ruhigem Charakter spielt lediglich die Truhenorgel mit“, sagt der Dirigent.
Insgesamt besteht Monteverdis Marienvesper aus 13 Teilen: Die Eröffnung, die fünf Psalmen, der Hymnus und das Magnifikat sind Texte, wie sie im römischen Ritus bei der Feier der Vesper an Marienfesten festgelegt sind. „Darüber hinaus komponierte Monteverdi eine ‚Sonata‘, ein groß angelegtes Instrumentalstück, in das elfmal die Anrufung ‚Sancta Maria, ora pro nobis‘ (Heilige Maria, bitte für uns) aus der Allerheiligenlitanei eingeflochten wird, eine immer gleichbleibende Melodie, die jedesmal aber auf einen anderen Rhythmus gesungen wird.“
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