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Abriss ja, aber nur wenn Neubau folgt

In der Diözese Würzburg werden in den kommenden Jahren drei Betonkirchen der 1960er Jahre abgerissen und durch neue Gotteshäuser oder ein Pfarrzentrum ersetzt – Baureferent Dr. Jürgen Lenssen: Über Kolumbarium nachdenken

Würzburg (POW) Kirchenabriss – im Bistum Würzburg macht dieses Schlagwort kaum die Runde. „In der Diözese Würzburg gibt es lediglich drei Gotteshäuser, die wegen gravierender Schäden abgerissen werden müssen. Diese Betonbauten der 1960er Jahre werden aber nicht ersatzlos aufgegeben: An ihre Stelle treten Neubauten, die den heutigen pastoralen Ansprüchen gerecht werden“, sagt Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen. Die Gotteshäuser in Himmelstadt im Landkreis Main-Spessart, in Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt und in Waldfenster im Landkreis Bad Kissingen stehen vor solchen Veränderungen.

In Waigolshausen und in Waldfenster sollen neue Kirchen an Stelle der Gotteshäuser treten, die in den 1960er Jahren entstanden. „Ich bin sehr froh, dass in den beiden Gemeinden eine große Mehrheit den Abriss befürwortet und sich auf die neue Kirche freut“, betont Lenssen. Die Neubelebung des historischen Erbes trage dazu bei, dass eine große Akzeptanz vorhanden sei. Anfängliche Widerstände seien verständlich, da viele Gemeindemitglieder die Gotteshäuser in den 1960er Jahren mit aufgebaut hätten. Nach Vorstellung der Planungen seien diese jedoch weitgehend verschwunden. So habe es bei der Pfarrversammlung in Waldfenster lediglich vier Gegenstimmen bei 90 anwesenden Gläubigen gegeben. In Waigolshausen habe die Kirchenverwaltung die Gläubigen aufgerufen, sich zu Abriss und Neubau zu äußern. Einige Überlegungen der Gemeindemitglieder seien in die Planung eingeflossen. „Wichtig ist die enge Kommunikation zwischen diözesanem Baureferat und Gemeinde. Man kann das einer Gemeinde nicht aufzwingen. Sie muss die Maßnahme mittragen“, unterstreicht Lenssen. Vorgabe für beide Neubauten ist nach den Worten des Domkapitulars, die Obergrenze von zwei Millionen Euro für Abriss und Neubau einzuhalten. Mindestens drei Viertel der Kosten trage die Diözese Würzburg.

In Waldfenster soll 2009 oder im Frühjahr 2010 mit dem Abriss des 1965 erbauten Gotteshauses begonnen werden. Die angrenzende kleine alte Kirche bleibt bestehen und dient liturgischen Feiern in kleineren Gruppen. Ein neues Gotteshaus aus Stahl für größere Gottesdienste wird angebaut. „Wir reden offen mit der Gemeinde: Die Stahlkonstruktion ist deshalb gewählt, damit der Neubau eventuell eines Tages wieder entfernt werden kann, falls der Platz in der kleinen alten Kirche ausreicht und eine andere Gemeinde den Raum benötigt.“ In Waigolshausen ist ein Abriss mit anschließendem Neubau für 2010/11 geplant. Turm mit Chor soll erhalten bleiben und daran die neue Kirche angebaut werden. Der Betonbau der 1960er Jahre wird so durch eine gemauerte Kirche ersetzt.

Keine Kirche, aber ein neues Pfarrzentrum mit kleiner Kapelle entsteht ab 2009 in Himmelstadt an Stelle der gut 40 Jahre alten Sankt-Immina-Kirche. Die nahe liegende alte Sankt Jakobus-Kirche, die zeitweise profaniert war und seit einigen Jahren wieder genutzt wird, reicht heute für die Gottesdienstgemeinde. In der Immina-Kirche wird nach den Worten Lenssens der Bischof oder ein Vertreter im kommenden Jahr einen Schlussgottesdienst feiern, ehe das Gotteshaus aufgegeben und abgerissen wird.

Grundsätzlich ist dem Bau- und Kunstreferenten wichtig, dass auch kleine Gemeinden bei allen Veränderungen in der Seelsorge weiterhin einen sakralen Raum, einen Ort der Stille im Dorf haben. „Ich halte nichts von Zentralkirchen. Es ist ein pastoraler Dienst, den Kirchenraum vor Ort zu erhalten.“ Wie wichtig Gotteshäuser seien, zeige die Tatsache, wie stark sich vor allem kleine Dörfer für ihre Kirche einsetzten. Und auch das Engagement sogenannter Fernstehender für den Erhalt des Gotteshauses vor Ort weise auf die Bedeutung hin. „Die Diözese greift diese Anliegen auf. Sie will den Gemeinden ihre Kirchen erhalten, aber den aktuellen Anforderungen anpassen. Die Gemeinden sollen auf Dauer hin ihre Gotteshäuser unterhalten können.“

Künftig wird nach Ansicht Lenssens noch öfters diskutiert und entschieden werden müssen, ob manche Kirchenerweiterung der 1960er Jahre weiterhin notwendig ist. „Es kann einer alten Kirche zum Vorteil werden, wenn Anbauten aus Beton wieder verschwinden. Aber auch die demografische Entwicklung und der Rückgang der Gläubigen können Gründe sein.“ In Nordheim vor der Rhön wurden beispielsweise heuer die angebauten Querschiffarme abgerissen. Der Kirche wurde so wieder ihr altes Maß gegeben. In Oberwildflecken in der Rhön stelle sich die Frage, ob der Kirchenraum, der einst als Kino und Kasino für die Wehrmacht errichtet wurde und nach dem Krieg vor allem vielen Flüchtlingen religiöse Heimat bot, künftig in Abstimmung mit der Kommune verkauft oder umgenutzt werden solle. „In der jetzigen Größe ist er als Sakralraum für die kleine Gemeinde nicht geeignet. Das zeigt schon, dass im Winterhalbjahr ein kleinerer Versammlungsraum für die Liturgie genügt.“ Von Fall zu Fall seien in den kommenden Jahren Fragen einer geänderten Nutzung der Gotteshäuser zu prüfen.

Dann dürfte sich auch im Bistum Würzburg die Frage stellen, die schon in Erfurt oder Aachen positiv beantwortet ist: die Umwidmung einer Kirche zum Kolumbarium, zur Begräbnisstätte für Urnen mit der Asche Verstorbener. „Die Möglichkeit der Mitnutzung eines Gotteshauses als Ruhestätte für Urnen sollte im großstädtischen Bereich nicht ausgeschlossen werden“, ist Lenssen überzeugt. Der ausgewählte Kirchenraum solle dabei weiter für liturgische Feiern genutzt werden, gleichzeitig aber Platz für Urnengräber bieten. „Gotteshäuser waren schon immer Begräbnisstätten. Im 21. Jahrhundert ist es anscheinend ein besonderer Anreiz, in einem Kirchenraum den letzten Ruheplatz zu finden“, sagt Lenssen vor allem mit Blick auf die große Nachfrage von Menschen, die der Kirche fern stehen, aber doch nach dem Tod deren Nähe suchen.

(3508/1015; E-Mail voraus)

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