Würzburg/Himmelstadt (POW) Die 1965 geweihte Gedächtniskirche Sankt Immina in Himmelstadt im Landkreis Main-Spessart wird in den kommenden Monaten abgerissen. An ihrer Stelle entsteht der Neubau eines Pfarrzentrums. Für die 1330 Katholiken zählende Gemeinde reicht mittlerweile die benachbarte 1614 geweihte Sankt Jakobus-Kirche wieder aus, die nach dem Neubau von Sankt Immina profaniert worden war und im Jahr 2000 resakralisiert wurde. Bis 2012 stehen im Bistum Würzburg zwei weitere Kirchenabrisse mit anschließendem kleineren Neubau an: in Waldfenster im Landkreis Bad Kissingen im Jahr 2011 und in Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt im Jahr 2012.
Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand wird am kommenden Freitagabend, 26. Februar, bei einem letzten festlichen Gottesdienst um 18 Uhr in der Immina-Kirche das Gotteshaus im Auftrag von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann profanieren. „Ich komme mit gemischten Gefühlen zur Profanierung“, sagte er bei einem Pressegespräch am Mittwoch, 24. Februar, in Himmelstadt. Angesichts zweier in direkter Nachbarschaft liegender Gotteshäuser und hoher Sanierungskosten für Sankt Immina hätten sich aber die Vernunftargumente durchgesetzt. Eine kleine Kirchengemeinde dürfe strukturell nicht überfordert werden. Der Abriss dürfe aber nicht gleichbedeutend sein mit dem Abbruch kirchlichen Lebens vor Ort. Den Entscheidungsprozess zum Kirchenabriss in Himmelstadt bezeichnete Hillenbrand als vorbildlich. Im Bistum Würzburg lege man großen Wert darauf, dass die Entscheidung mit Blick auf jede einzelne Gemeinde getroffen werde. Die Entscheidung müsse wachsen und im Einvernehmen mit den Verantwortlichen vor Ort fallen.
„Bei den Gemeindemitgliedern in Himmelstadt herrscht eine tiefe Traurigkeit und Betroffenheit. Der Kirchenabriss ist sehr schmerzhaft für uns“, sagte Dekan Rudolf Kunkel, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft der Frankenapostel, zu der die Pfarrei Himmelstadt gehört. Mit großer Euphorie hätten die Himmelstädter das Gotteshaus mit rund 600 Sitzplätzen in den 1960er Jahren errichtet. Die Menschen seien stolz auf diesen Bau gewesen. Eine ganze Generation habe in der Kirche Gottesdienste gefeiert und die Sakramente empfangen. „Doch die Vernunft sagt uns: Wir können nicht zwei Gotteshäuser halten. Für die Gemeinde ist die Jakobus-Kirche ausreichend“, sagte der Dekan.
Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Baureferent der Diözese Würzburg, betonte, der Wunsch nach einer Resakralisierung der alten Jakobuskirche sei letztlich der „Todesstoß für die Immina-Kirche“ gewesen. Die Gedächtniskirche sei in den 1960er Jahren errichtet worden, als der Einbruch der kirchlichen Zugehörigkeit bereits einsetzte und die demografische Entwicklung zurückging. Heute entspreche das Gotteshaus nicht mehr der veränderten Situation der Seelsorge. Hinzu kämen Bauschäden, die vor allem durch den Standort des Gotteshauses im Hochwassergebiet des Mains bedingt seien. Die Schadensbehebung würde die Gemeinde finanziell überfordern – und langfristig auch das Bistum. „Zwei Gotteshäuser sind in Himmelstadt nicht haltbar. Heute ist selbst die alte Jakobus-Kirche zu groß.“ Seit über zehn Jahren habe man mit der Pfarrei um eine tragfähige Lösung gerungen.
Die Pläne für das neue Pfarrzentrum stellte Diözesanbaumeister Caesare Augusto Stefano vor. An der Stelle der Immina-Kirche entsteht ein Pfarrzentrum mit Pfarrsaal, Bibliothek, Gruppen- und Funktionsräumen sowie einer kleinen Kapelle. Durch den niedrigeren Neubau werde der Blick auf die alte Jakobuskirche wieder frei. „Der Neubau nimmt sich ganz zurück zugunsten der Jakobuskirche“, sagten Stefano und Lenssen. Bis Ende 2011 sollen Abriss und Neubau mit einem Kostenaufwand von knapp zwei Millionen Euro abgeschlossen sein. Die Diözese Würzburg trägt die Hauptlast mit rund 1,6 Millionen Euro. „Wir erhalten unseren Gemeinden die Kirche vor Ort. Die Kirche trägt entscheidend zur Identität eines Ortes bei“, betonte Lenssen und ergänzte: „Hier unterscheiden wir uns von manch anderer Diözese in Deutschland.“
Die Gedächtniskirche Sankt Immina in Himmelstadt wurde in den Jahren 1963 bis 1965 unter Leitung von Pfarrer Ludwig Hart errichtet, nachdem die altehrwürdige Echterkirche Sankt Jakobus zu klein für die wachsende Pfarrgemeinde war. Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. Mai 1964, die Weihe durch Bischof Dr. Josef Stangl am 2. Mai 1965. Der Grundriss stammte von Diözesanbaumeister Hans Schädel, Architekt Andreas Marquart arbeitete die Pläne aus und zeichnete für den Bau verantwortlich. Die Bauleitung lag in Händen von Regierungsbaumeister Otto Freiherr von Andrian-Werburg. Die Kosten für den Neubau beliefen sich auf rund eine Million Mark. Bei der Weihe gab Bischof Stangl die Reliquien der heiligen Märtyrer Serenus, Clemens und Felix in den Altar, im Namen und zum Gedenken an den heiligen Apostel Jakobus den Älteren und im Gedächtnis der seligen Immina. In dem 600 Sitzplätze umfassenden Gotteshaus spiegeln sich die Weite und die Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils wider. Bis 2000 war die Kirche alleiniger Ort der Liturgie für die Gemeinde. Nach der Resakralisierung der Jakobus-Kirche fanden in der Immina-Kirche Gottesdienste nur noch sonntags statt. Später wurden Gottesdienste dort wegen zu hoher Heizkosten nur noch im Sommer gefeiert, zuletzt fanden alle Gottesdienste in der Jakobus-Kirche statt.
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