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Ängste und viele Chancen

Diözesantag zum zehnten Jubiläum des Pastoralen Dialogs „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ fragt nach neuen Wegen der Seelsorge - Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: „Es geht nicht um Strukturen, sondern um Glaubensleben“ – Neuer Diözesanpastoralrat konstituiert sich am 19. Dezember 2006

Würzburg (POW) Die Ängste sind groß, gleichzeitig bieten sich viele Chancen: Der Weg der 525 Pfarreien und 95 Kuratien der Diözese Würzburg hin zur Errichtung von 180 Pfarreiengemeinschaften bis zum Jahr 2010 beschäftigt die Menschen im Bistum. „Wir müssen offen miteinander reden und Probleme nicht unter den Teppich kehren. Es geht nicht um Strukturen, sondern um das künftige Glaubensleben“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann vor rund 300 Gästen beim Diözesantag „Blick zurück nach vorn“ anlässlich des zehnten Jubiläums des Pastoralen Dialogs „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ am Samstag, 25. November, in der Universität Würzburg.

Ängste wurden bei dem Treffen in Würzburg offen benannt, wenn es darum geht, neue Wege in der Seelsorge zu gehen: Verliert die Kirche ihr Gesicht vor Ort, wenn sie große Pfarreiengemeinschaften errichtet? Wird das Gottesdienstangebot verändert oder reduziert? Verlieren die kleinen Pfarreien ihre Selbstständigkeit und den Seelsorger vor Ort? „Ich hoffe und vertraue, dass die Errichtung von Pfarreiengemeinschaften ein guter Weg wird, auf dem wir spüren können, dass die Freude an Gott auch heute unsere Stärke ist“, betonte Bischof Hofmann. Wichtig sei es, der Kirche vor Ort ein Gesicht zu geben.

Vor den Gästen des Diözesantags unterstrich Bischof Hofmann, es sei an der Zeit, neue Wege zu gehen. Kraft und Zuversicht für den Blick in die Zukunft gebe zum einen das Engagement der Menschen, der Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort, die beherzt und tatkräftig in die Zukunft gehen wollten und denen Kirche und ganz besonders ihre Gemeinde nicht egal sei. Zum anderen motiviere der Glaube an die Zukunft, die Gott selbst schenke. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand betonte, Veränderungen, die verschiedene Ursachen hätten, dürften nicht einfach passiv hingenommen, sondern müssten vom Glauben her aktiv mitgestaltet werden. „Aus Betroffenen müssen Beteiligte werden.“

Weiter gab der Bischof bekannt, dass der neue Diözesanpastoralrat am 19. Dezember 2006 konstituiert werde. Das aus Priestern und Laien bestehende Beratergremium des Bischofs hatte vor allem beim Pastoralen Dialog in den 1990er Jahren wertvolle Dienste geleistet. Mit der Vakanz des Bischöflichen Stuhls 2003 war seine Tätigkeit erloschen. Zur Neuerrichtung hatte Bischof Hofmann die Wahlen in den verschiedenen Laiengremien abgewartet. Vom künftigen Diözesanpastoralrat erhofft sich Bischof Hofmann, dass dieser wichtige Impulse, gute Motivationsarbeit und auch kritische Begleitung des Prozesses der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften leiste, sagte er beim Diözesantag.

Zur Rolle der Pfarrgemeinderäte in den künftigen Pfarreiengemeinschaften bekräftigte Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner in der Diskussionsrunde, die Auflösung eines Pfarrgemeinderats kommen nur in Frage, wenn dieser es selbst wolle. „Jede Gemeinde ist so selbstständig, dass sie entscheiden kann, ob sie einen eigenen Pfarrgemeinderat will oder einen Pfarreiengemeinschaftsrat bevorzugt.“ Wenn es letzteren gebe, sei aber ein Ortsausschuss auf Pfarreiebene nötig, damit auch die kleinsten Pfarreien lebendig blieben.

Ermutigende Beispiele gab es viele beim Diözesantag. Wie die Errichtung einer Pfarreiengemeinschaft gelingen könne, berichtete Pastoralreferent Günter Schmitt aus der Pfarreiengemeinschaft Theres im Landkreis Haßberge. Ganz wichtig sei, sich bewusst zu sein, dass das Zusammenwachsen der Pfarreiengemeinschaft ein langer Weg sei. Nach der Errichtung der Struktur sei die inhaltliche Arbeit besonders wichtig. Von positiven Erfahrungen mit sogenannten Kleinen christlichen Gemeinschaften erzählte Gemeindereferent Bernd Keller aus Bad Kissingen. „Wir haben auf unserem Weg entdeckt, dass es nur mit Jesus Christus in der Mitte geht und wir für die Menschen da sein müssen“, sagte Keller. Von beeindruckenden Erfahrungen mit praktischen Einführungskursen in den christlichen Glauben, mit Alpha-Kursen berichtete Pfarrer Manfred Endres aus Bischofsheim/Rhön. „Es gibt nichts Schöneres, als wenn Menschen zum Glauben finden. Das ist wie eine Geburt.“

Wissenschaftlich begleitete der Würzburger Pastoraltheologe Professor Dr. Erich Garhammer den Diözesantag. In seinem Referat stellte er gesellschaftliche Trends wie Individualisierung, Säkularisierung, Mobilisierung und Erlebnisorientierung als Herausforderungen für die Seelsorge vor. Kirche sei nicht aus und für sich selbst da, sondern sei Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit. Kirche müsse sich verausgaben, damit die Menschen mit der Welt Gottes in Berührung kämen und blieben, betonte Garhammer.

Die Kirche im Bistum Würzburg hat nach Angaben Garhammers Chancen, wenn sie beweglich bleibt und nach neuen Wegen sucht. In Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft müsse sie dabei die Lebensfragen der Menschen in den Blick nehmen und in entscheidenden Lebenssituationen präsent sein. Wichtig sei ein qualitativ hochstehendes Seelsorgepersonal, das gefördert und gefordert werde. Es gelte, den Haupt- und Ehrenamtlichen zu vertrauen. Chancen habe die Kirche weiter, wenn sie bereits vorhandene Angebote vernetze, eine Kultur der Offenheit sowie ein Klima des Lernens inszeniere und ihre Schwachstellen benenne. „Die Kirche von Würzburg hat Zukunft, weil Gott sich immer wieder Menschen erwählt und dadurch Kirche baut.“

bs (POW)

(4806/1697; E-Mail voraus)

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