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Alte Geschichten neu erzählt

Eigentlich ist es nur ein unscheinbarer Stoffbeutel. Doch der aus England kommende Storybag hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich … Denn er erzählt auf fesselnde Art alt bekannte Geschichten ganz neu und regt zum Nachspüren an.
„Am Anfang war … nichts. Es herrschte Chaos, die Erde war wüst und Dunkelheit lag über der Urflut“, beginnt Lucia Lang-Rachor ihre Erzählung. „Doch dann schuf Gott Hell und Dunkel“, fährt sie fort und zeigt die beiden Seiten des quadratischen Beutels – die eine pechschwarz, die andere gleißend weiß. Die Zuhörer nicken: „Alles klar – die Geschichte kennen wir.“ 

Griff in den Beutel

Dann greift die Expertin für Kinderliturgie in den Beutel hinein und stülpt ihn um. Eine braune und eine blaue Stoffseite kommen zum Vorschein: „Gott schied das Wasser vom Land“, kommentiert sie und greift abermals in den Beutel. Mit einem schelmischen Lächeln zaubert sie einen glitzernden Sternenhimmel und blühende Stoffblumen hervor. Spätestens an diesem Punkt der altbekannten Geschichte ist auch der letzte Zuhörer bei der Sache. Fasziniert lauscht er dem Schöpfungsbericht und beobachtet gespannt, wie der Beutel nach und nach ein Gewimmel an Meeresbewohnern, verschiedene Arten von Tieren und schließlich den Menschen freigibt. Am siebten Tag steht schlichtes Gold: „Gott betrachtete alles, er war zufrieden mit dem was er geschaffen hatte und ruhte.“  

Schöpfung begreifen

Storybags wie der zum Thema „Schöpfung“ machen sich ganz bewusst die Lust an Überraschungen und die Faszination von Bildern zunutze. Bis zu fünf Mal kann der Erzähler in die handlichen Wendetaschen aus Stoff hineingreifen und das Innere nach außen kehren. Und weil er mit jedem Umkrempeln ein neues Motiv hervorzaubert, bleibt der Zuhörer aufmerksam bei der Sache.    Genäht werden die Storybags von Angela Edwards aus Wiltshire in England. „Die Idee stammt eigentlich von Roy und Heather Weaver“, berichtet Edwards. Das Ehepaar habe sie mit dem Prinzip der Taschen vertraut gemacht und als die beiden in Ruhestand gingen, übernahm sie 2009 die „Produktion“ der Storybags. Auf einer alten Singer-Nähmaschine, die sie liebevoll „old faithful“ nennt, mit Liebe zum Detail und großer Begeisterung für das Wort Gottes fügt Edwards am heimischen Küchentisch die unterschiedlichsten Stoffe zusammen. „Wichtig ist, dass die Stoffe die Aufmerksamkeit fesseln und beim Erzählen der Story unterstützen“, berichtet sie.  

Individuelle Stücke

Da sich aber die Lieferbarkeit permanent ändere, gleicht kein Storybag dem anderen, jeder Beutel ist ein individuelles Einzelstück. In den letzten Jahren hat Angela Edwards zudem begonnen, Tastmaterialien für sehbehinderte Menschen einzuarbeiten, und auf Wunsch der Kunden sind die Taschen größer geworden.  Zwölf Motive listet die „Storybags“-Homepage aktuell; die Themenpalette reicht von biblischen Klassikern wie Noah, Josef, Weihnachten, dem verlorenen Sohn und Ostern bis hin zu allgemeinen Themen. Für besonders gelungen hält Lang-Rachor die Bags Schöpfung, Moses und Psalm 23. Jedem Storybag ist eine englischsprachige Erzählhilfe beigefügt. Zwar können manche Texte ihren evangelikalen Hintergrund nicht verleugnen, doch selbst in diesem Fall könne man durch individuelle Assoziationen und mit etwas Phantasie eigene Geschichten erzählen.  

Vertraut machen

„Wichtig ist, dass man sich mit dem Inhalt des Bag und der Geschichte vertraut macht und genau weiß, wo man hin will“, empfiehlt Lucia Lang-Rachor. Denn neben dem reinen Erzählen eröffne der Wendebeutel eben auch vielfältige Interpretations- und Reflexionsmöglichkeiten. Ist die Grundlinie klar, kann der Erzähler seiner Phantasie freien Lauf lassen und das Geschehen mit bunten, von den Stoffbildern inspirierten Worten ausgestalten.    „Die Kombination aus Zuhören und Zusehen, die Neugier, was wohl als nächstes zum Vorschein kommt, fasziniert Kinder ungemein“, umreißt Lang-Rachor die Wirkung der Storybags, die sich für Kindergottesdienst und Kindergarten ebenso eignen wie für den Religionsunterricht. Dagmar Schnös, Ehe- und Familienseelsorgerin im Dekanat Haßberge, hat etwa den Storybag „Moses“ schon mehrfach in dritten Klassen eingesetzt; der vor- und zurück krempelbare Beutel lässt die Geschichte von der Unterdrückung des Volkes Israel, dem Auszug aus Ägypten und der Begegnung am brennenden Dornbusch lebendig werden. Gute Erfahrungen hat Schnös auch mit „Psalm 23“ gemacht. „Das Betrachten und Beten mit dem Storybag ließ eine Spannung im Raum entstehen, die das Unaussprechliche spürbar machte. Eine solche Gebetshaltung kann man über Worte gar nicht erreichen“, sagt sie.   

Schöne Alternative

Für KESS-Referentin Simone Schober vom Familienbund sind die Stoffbücher zudem „eine schöne Alternative für Eltern oder Großeltern, die gerne erzählen“, sowie ein tolles Hilfsmittel für Meditationen an Familien-Wochenenden oder Klausurtagen. Denn auch auf erwachsene Zuhörer üben die Wendebeutel einen ganz besonderen Reiz aus: „Die Zuhörer kommen zur Ruhe und verinnerlichen Haltungen wie ein positives Lebensgefühl, Vertrauen und Wertschätzung.“   All das ist denn auch das Herzensanliegen von Angela Edwards: „Selbst wenn mein Beitrag noch so klein ist, bin ich sehr glücklich, dass meine Storybags die Frohe Botschaft in die Welt hinaustragen und die Bibel wieder lebendig machen – sowohl bei Menschen, die diese Geschichten zum ersten Mal hören als auch bei jenen, die ihnen wieder einmal begegnen.“   Anja Legge  

Tipps


Bezugsadresse: „www. storybags.co.uk“. Der Preis liegt bei 25 Pfund (etwa 32 Euro), hinzu kommen die Portokosten. Nach Absprache fertigt Angela Edwards gerne auch neue Motivtaschen an. Da die Storybags nur auf Bestellung genäht werden, sollte man etwas Zeit einkalkulieren.     Zum Ansehen: Lucia Lang-Rachor hält sechs Storybags (Schöpfung, Moses, Psalm 23, Weihnachten, Ostern und Gospel) zum Ansehen und Ausleihen bereit: Referat Ehe- und Familienseelsorge, Telefon 0931/38665-230; E-Mail „familienseelsorge@bistum-wuerzburg. de“.