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„An Leib und Seele verletzt“

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann betet am Karfreitag für Opfer von Missbrauch und Misshandlung – Kreuzweg und eigene Fürbitte bei Liturgie zur Todesstunde Jesu

Würzburg (POW) Karfreitag 2010 in Würzburg: „Wir denken in besonderer Weise an die Opfer von sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlungen, die schrecklich gelitten haben“, betet Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Kreuzweg im Kiliansdom am Vormittag. „Lasst uns beten für die Kinder und Jugendlichen, denen inmitten des Volkes Gottes, in der Gemeinschaft der Kirche, großes Unrecht angetan wurde, die missbraucht und an Leib und Seele verletzt wurden“, bittet er bei den Großen Fürbitten zur Todesstunde Jesu am Nachmittag. Der Bischof und viele Gemeinden in der Diözese Würzburg tragen am Karfreitag im Gebet das Leid, die Verletzungen und die Traumatisierungen der Opfer von Missbrauch und Misshandlung mit.

Es ist das erste Mal, dass Bischof Hofmann am Karfreitagvormittag öffentlich den Kreuzweg im Würzburger Dom betet. Sätze aus dem jüngsten Brief von Papst Benedikt XVI. an die Katholiken in Irland hallen durch die Kathedrale: „Ihr habt schrecklich gelitten, und ich bedauere das aufrichtig. Im Namen der Kirche drücke ich offen die Schande und Reue aus, die wir alle fühlen“, schreibt der Papst an die Opfer von Missbrauch. „Ihr habt das Vertrauen, das von unschuldigen jungen Menschen und ihren Familien in Euch gesetzt wurde, verraten und Ihr müsst Euch vor dem allmächtigen Gott und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten“, lauten seine Worte an Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht haben.

Von der Verurteilung Jesu über die Kreuzigung bis hin zur Grablegung spannen sich die Gedanken und Gebete des Kreuzwegs. Bischof Hofmann erschließt die vierzehn Stationen anhand von Bildern des Kreuzwegs in der Kapelle des Bischofshauses, vor denen er ansonsten persönlich den Kreuzweg betet. Für die Betrachtungen dienen Texte und Gebete von Papst Benedikt XVI., die er als Kardinal für den päpstlichen Kreuzweg im Kolosseum 2005 verfasst hatte. Schon damals nahm er die Problematik von Missbrauch und Misshandlung ins Gebet des Kreuzwegs. Der Text der neunten Station führt dies im Dom besonders vor Augen: „Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum Christus ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit?“

Das Schuldbekenntnis fasst am Schluss das Anliegen des Kreuzwegs zusammen. In den vergangenen Wochen habe die Kirche schmerzlich erkennen müssen, welch großes Unrecht Kindern und Jugendlichen bis in diese Tage inmitten des Volkes Gottes, inmitten der Kirche Christi angetan worden sei, sagt Bischof Hofmann. „Wo immer Kindern und Jugendlichen körperliche und sexuelle Gewalt widerfahren ist, deren Schutzlosigkeit sogar durch Priester und Ordensleute und andere Mitarbeiter ausgenutzt und deren Vertrauen missbraucht wurde, bitten wir vor Gott um Vergebung.“

Nachmittags spricht Bischof Hofmann dann bei der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi vom Skandal der Kreuzigung, der auch die Menschen heute herausfordere. „Wie kann Gott es zulassen, dass sein eigener Sohn wie ein Verbrecher unter unendlichen Qualen stirbt? Hätte er nicht auch einen anderen Weg finden können?“ Antwort auf diese Fragen findet der Bischof im Karfreitagsgebet von Papst Benedikt XVI. aus dem Jahr 2006: „Um euch zu sagen, dass Gott Liebe ist, unendliche Liebe, allmächtige Liebe.“

Nach der von den Würzburger Domsingknaben unter Leitung von Domkapellmeister Professor Martin Berger gesungenen Johannespassion, nach Lesungen und Predigt beten die Katholiken die sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags. Seit Jahrhunderten gehören sie zur Tradition des römischen Ritus‘ der Kirche. In den zehn Großen Fürbitten beten die Gläubigen für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle notleidenden Menschen. An die vierte Stelle tritt 2010 eine zusätzliche Große Fürbitte, das Gebet für die Opfer von Missbrauch, aber auch für die Täter: „Allmächtiger Gott, sei mit deiner Liebe, deinem Trost und deiner Kraft allen nahe, denen großes Unrecht geschehen ist und die tiefe seelische Verletzungen erlitten haben; richte sie auf, heile ihre Wunden und stärke ihren Glauben; den Schuldigen aber gib Einsicht und Reue, die Bereitschaft zur Umkehr und den festen Willen, vergangene Untaten gut zu machen.“ Karfreitag 2010 – die Worte der Predigt des Bischofs haben ihre besondere Bedeutung: „Das eigentliche Drama der Kreuzigung liegt deshalb nicht fast 2000 Jahre zurück, sondern ich, der ich jetzt lebe, bin involviert.“

(1410/0473; E-Mail voraus)

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