In der Hälfte unserer Hauptabteilungen des Bischöflichen Ordinariats hat in diesem Jahr ein Leitungswechsel stattgefunden – das dürfte ein Rekord in der deutschen Bistumslandschaft sein. Den Anfang hat im Januar die Caritas gemacht, im Februar folgte das Personalreferat, Ende April war die Hauptabteilung Seelsorge dran und heute geht es um Abschied und Neubeginn in der Bischöflichen Finanzkammer. Mit Recht wird sie als „Querschnittsreferat“ bezeichnet, weil sie es mit allen Bereichen des kirchlichen Lebens zu tun hat. Da die Sendung des Christen zwar nicht von dieser Welt ist, sich aber in ihr vollzieht, könnte man es zugespitzt so sagen: Geld und Finanzen stehen nicht im Mittelpunkt kirchlichen Handelns, sind aber ein notwendiges Mittel zur Erfüllung unserer Aufgaben. Mit dieser Einsicht ist im Grunde auch schon die Aufgabe eines Finanzdirektors vorgezeichnet: Er soll das kirchliche Vermögen so verwalten, dass das Glaubensprofil in den verschiedensten Handlungsfeldern immer neu zur Geltung kommen kann. Damit sind gerade angesichts knapper werdender Mittel Spannungen vorprogrammiert, aber genauso spannende Aufgaben gewährleistet. Dr. Adolf Bauer hat sie über 30 Jahre lang wahrgenommen – auch das ist ein Rekord in deutschen Landen. Doch ich meine, in Superlativen ist schon in Artikeln und Medienbeiträgen anlässlich seines 65. Geburtstages genug geschwelgt worden – ich möchte mich bei meiner Würdigung an ein Prinzip halten, das ich im Bibelstudium gelernt habe: Man geht nie in die Irre, wenn man sich an die „ipsissima verba“, also die ureigenen und gut bezeugten Originalworte – gewissermaßen die O-Töne – einer Persönlichkeit hält. Das will ich tun, wenn ich mich auf drei immer wieder geäußerte verwaltungs-, verfahrens- und finanztechnische Äußerungen unseres scheidenden Finanzdirektors beziehe und daraus gleichzeitig Wünsche für seinen Nachfolger formuliere.
1.„Hoch lebe der Vorgang“, war eine stehende Redewendung von Adolf Bauer in vielen Besprechungen und Gremiensitzungen. Gemeint war damit die Notwendigkeit einer steten Überprüfbarkeit von Entscheidungen und Entwicklungen. Ich habe immer darüber gestaunt, wie sich bei Dr. Bauer langjährige Erfahrung und situationsbezogener Einblick ergänzt haben. Verwaltungsvorgänge sind jedoch kein bürokratischer Selbstzweck, sondern sollen der Sicherung von Transparenz und Gerechtigkeit dienen. Letztlich stehen sie, wie es im Leitbild der Bischöflichen Finanzkammer heißt, im Dienst des ganzen Bistums und seiner territorialen und kategorialen Seelsorgsfelder. Ich bin mir sicher, dass dies gerade auch ein Anliegen unseres neuen Finanzdirektors Albrecht Siedler sein wird, den ich schon bisher als einen Mann kennen- und schätzengelernt habe, der das finanzielle Handeln in den verschiedensten kirchlichen Bereichen von pastoralen Prioritäten her sieht. Behalten Sie diese Einstellung bitte auch weiter gegenüber so manchen speziellen Begehrlichkeiten bei!
2.„Jede Stunde ist Haushalt“, lautete eine weitere Devise von Dr. Adolf Bauer. Gemeint ist damit, dass eine geordnete Finanzstruktur des Bistums nicht durch punktuelle Beratungen zu sichern ist, sondern dass es dazu ein kontinuierliches Beobachten und Beurteilen von Entwicklungen braucht. Der Blick auf das Ganze ist dabei genauso wichtig, wie das Wissen um die Details. In dieser Hinsicht war Adolf Bauer ein glänzender „Synoptiker“, dem diese Zusammenschau mit einem untrüglichen Instinkt für die Verflochtenheit von langfristigen Entwicklungen und momentanen Schwankungen immer wieder neu gelungen ist. Seine Haushaltsprognosen waren im Blick auf Einnahmen und Ausgaben meistens „Punktlandungen“ mit hoher Zielgenauigkeit. So wünsche ich Ihnen, lieber Herr Siedler, dass Sie diese Fähigkeit zur Synopse, zur Zusammenschau, nicht nur im finanzpolitischen Kerngeschäft bewahren, sondern dass Sie sich im teamorientierten Blick auf die anderen Hauptabteilungen als guter Mitarbeiter bewähren – kirchliches Finanzgebaren darf nie konspirativ, sondern muss vom Anspruch des Glaubens her stets kooperativ sein.
3.„Nie mehr ausgeben, als man einnimmt“, war schließlich ein weiteres Credo unseres scheidenden Finanzdirektors. Das kann man nur unterstreichen. Auch kirchliches Handeln kann sich nicht nach der Weite der Wünsche, sondern nur nach dem Maß des Möglichen richten. Dabei hat die Sicherung der Grundaufgaben in Verkündigung, Liturgie und Diakonie oberste Priorität. Auch wenn sich der Bistumshaushalt in der Amtszeit von Dr. Bauer von 51 auf zuletzt 141 Millionen Euro fast verdreifacht hat, sind steigende Wachstumsraten auch im kirchlichen Bereich kein Naturgesetz. Durch die demographische Entwicklung insgesamt und durch den Rückgang der Kirchensteuereinnahmen ganz besonders bekommen wir dies schmerzlich zu spüren. Aber bloße Mangelverwaltung ist nicht das Gebot der Stunde. Wir stehen vielmehr auch im Bistum Würzburg vor der spannenden Herausforderung, wie wir in Zukunft mit weniger Geld mehr Glauben fördern können. Dazu braucht es Vertrauen – gerade auch in das wirtschaftliche und finanzielle Handeln im kirchlichen Bereich. Ich habe bei Ihnen, Herr Siedler, durch die nun schon mehrere Jahre währende Zusammenarbeit im Prozess „Erneuern und Sparen“ gespürt, dass Sie dieses Vertrauen verdienen; Vertrauen aber hat immer mit Treue zu tun: so wünsche ich Ihnen, dass Sie ein verlässlicher Treuhänder des Bistumsvermögens werden.
Ich komme zum Schluss. Den Dank an Dr. Adolf Bauer nur mit großen oder bloßen Worten auszudrücken, wäre zu wenig. Auf der Suche nach einem sinnigen und zugleich stimmigen Geschenk sind wir rasch fündig geworden: Da unser bisheriger Finanzdirektor stets auch ein weites Herz für die Belange der Weltkirche hatte – gemäß seiner Devise: global fühlen, lokal handeln – schenken wir ihm und seiner lieben Frau eine Romreise. Wer weiß, vielleicht eröffnet der Besuch im Vatikan eine neue Berufung zur Mitarbeit an der Sanierung der Finanzen des Vatikans – die entsprechende Grundausstattung dafür wollen wir jedenfalls schon mal mitgeben. Herr Siedler wiederum bekommt ein Sparschwein mit der Aufschrift „für gute und für schlechte Zeiten“ - es soll ihn daran erinnern, dass unser eigentliches Kapital im Auf und Ab der Geschichte letztlich in einer Währung besteht, die Glaube, Hoffnung und Liebe heißt. In diesem Sinn: Nochmals Dank für Vieles und Gottes Segen für Alles!