Würzburg (POW) Sensationeller Fund am Kiliansdom: Bei Kanalarbeiten am Paradeplatz sind frühmittelalterliche Mauerreste des vermutlich ersten Würzburger Gotteshauses rechts des Mains entdeckt worden. Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem Fund um die Grundmauern der ehemaligen Kirche Mariä Verkündigung handeln könnte. Das Gotteshaus – später unter dem Namen Allerheiligenkirche bekannt – wurde bereits vor dem Bau des Doms im 8. Jahrhundert errichtet und gilt als eine der ältesten Kirchen Würzburgs.
„Das ist ein sehr bedeutender Fund für die Stadt Würzburg“, betonte Joachim Fuchs, Leiter des Staatlichen Bauamts Würzburg. Auch wenn unklar sei, wie sich das offengelegte Mauerwerk in den Grundriss der ehemaligen Allerheiligenkirche einordnen lasse, ist sich Fuchs sicher: „Diese Mauern sind definitiv älter als 1000 Jahre. Das kann man gut an der Qualität des Mörtels erkennen.“ Die Entdeckung sei ein weiterer Puzzlestein, um die Geschichte der Stadt Würzburg nachzuvollziehen. „Bislang ist uns die Allerheiligenkirche fast ausschließlich aus historischen Quellen bekannt“, erläuterte der Leitende Baudirektor. Lediglich während des Zweiten Weltkriegs sei man bei der Anlage eines Löschwasserteichs am Dom auf ähnliches Mauerwerk gestoßen.
Der Archäologe Dieter Heyse wird mit seinem Schwarzacher Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen den Fund nun in Zusammenarbeit mit Dr. Michael Hoppe vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege dokumentieren und sichern. Das ursprünglich geplante Konzept der Kanalsanierung am Dom muss dafür abgewandelt werden. Um die entdeckten Mauerreste nicht zu beschädigen, sollen die neuen Kanäle durch den Fels geführt werden, der sich unter den Mauern befindet.
Anschließend bekommt das Ausgrabungsloch wieder eine herkömmliche Pflasterdecke. „Die Mauerreste würden sonst austrocknen und kaputt gehen“, erklärte Heyse. Der Fund steht der Öffentlichkeit also nicht zur Besichtigung zur Verfügung, der Erhalt der Grundmauern für die Nachwelt sei damit aber gewährleistet. „Und vielleicht gibt es in 50 oder 100 Jahren neue naturwissenschaftliche Methoden, mit denen sich dieser Fund noch viel genauer untersuchen und bestimmen lässt“, betonte Heyse.
Die Grabungsarbeiten am Paradeplatz finden im Rahmen der Erneuerung der Abwasserleitungen am Dom statt. Für das Gesamtsanierungskonzept stellt der Freistaat Bayern über 260.000 Euro bereit.
(4609/1290; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet