Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Landesbischof Dr. Ulrich Fischer von der evangelischen Landeskirche in Baden und Pfarrer Pigol Bassili von der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Frankfurt/Main haben am Dienstagabend, 22. Januar, auf Einladung der Gemeinschaft Sant’Egidio in Würzburg gemeinsam ein ökumenisches Gebet für die Einheit der Christen geleitet. Die Veranstaltung in der Franziskanerkirche mit anschließendem Empfang fand im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen statt, die in diesem Jahr 100. Jubiläum feiert. Bischof Hofmann und Bischof Fischer betonten beide in ihren Predigten die noch notwendigen Schritte zur Einheit der Christen. Pfarrer Bassili richtete Grüße von Bischof Anba Damian aus, in dessen Vertretung er gekommen war, und erklärte, wie sehr er sich über das Zusammentreffen freue.
Bischof Fischer rückte in seiner Predigt die „mauersprengende und versöhnende Kraft“ des Kreuzes in den Mittelpunkt. Ohne das Kreuz von Golgatha gebe es keine Kirche, es habe die Grundlage gelegt für „entgrenzenden Frieden“. Die Einheit der Christen und friedliches Handeln gehörten ganz eng zusammen, betonte der evangelische Bischof: „Frieden beginnt, wo überwunden wird, was uns von anderen trennt.“ Immer wieder gelte es Mauern zu überwinden, die entstanden sind aus der Angst vor Fremd- und Andersartigkeit.
„Die Bitte des Herrn um Einheit im Glauben bleibt eine beständige Aufgabe. Leider müssen wir immer wieder Grenzen und Brüche in unserem Bemühen feststellen“, sagte Bischof Hofmann in seiner Predigt. Mit Verweis auf die Enzyklika „Deus caritas est“ von Papst Benedikt XVI. betonte er die Bedeutung der innergöttlichen Liebeskraft, die das Herz der Kirche verwandeln soll, „damit sie in der Welt die Liebe Gottes zu uns bezeugen kann“. Zu diesem Zeugnis gehöre auch die Einheit im Glauben. Doch die „volle Gemeinschaft mit Gott in der Vollendung des Ewigen Lebens“ könne nur dann glaubhaft verkündet werden, wenn jeder die Liebe selbst umsetze, die Jesus verkörpert und gelebt hat. Die Gemeinschaft Sant’Egidio sei ein gutes Beispiel dafür, wie die Botschaft der Liebe überzeugend gelebt werden könne. „Wann immer wir diese Liebe leben, beginnt das Reich Gottes unter uns, wird die Botschaft Jesu glaubhaft.“
Pfarrer Bassili verwies in einem kurzen Bericht auf die Ursprünge der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten und die Bedeutung des Landes, „in dem die Heilige Familie Zuflucht gefunden hat“. Er brachte zudem seine große Freude über das gemeinsame Ökumenische Gebet zum Ausdruck. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Schola der Gemeinschaft Sant’Egidio. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Empfang in den Räumen der Gemeinschaft mit Gästen aus Kirche und Politik.
Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wird jährlich vom 18. bis 25. Januar durchgeführt. Kirchen und Christen sind besonders eingeladen, den Geist des Friedens und der Versöhnung wirksam werden zu lassen. Deswegen beten sie in dieser Zeit vor allem um die Verbundenheit der Konfessionen. Die Wurzeln der Weltgebetswoche reichen zurück in das Jahr 1857. Damals wurde die „Association for the Promotion of the Unity of Christendom“ gegründet, in der sich vor allem Anglikaner, Katholiken und Orthodoxe im Gebet für die „Wiedervereinigung“ einsetzten. Den eigentlichen Anstoß für die „Weltgebetsoktav“ gaben der anglikanische Geistliche Paul J. Francis Wattson und die von ihm gegründete „Gesellschaft von der Versöhnung“: Auf ihre Anregung hin wurde die „ökumenische Gebetswoche“ vom 18. Januar, dem Fest der Stuhlfeier Petri, bis zum 25. Januar, dem Fest der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus, gefeiert. Vor allem Abbe Paul Couturier (1881-1953) gestaltete die sieben Tage neu. Schon den „geistlichen Ökumenismus“ des Zweiten Vatikanischen Konzils vorwegnehmend, wurde ein fortwährender geistlicher Erneuerungsprozess geschaffen – in persönlicher Buße, innerer Umkehr, gegenseitiger Achtung, in der Bekehrung des Herzens und in der Heiligkeit des Lebens. Seit 1966 hat die Gebetswoche einen festen Platz in den Kirchen im deutschen Sprachraum. Vertreter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und des Genfer Sekretariats des Ökumenischen Rats der Kirchen für Glauben und Kirchenverfassung erarbeiten seit 1968 die Themen und Texte gemeinsam in einer Kommission. Die Ökumenische Centrale der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland ist für Erstellung und Herausgabe des Texthefts verantwortlich.
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