Würzburg (POW) Auf den Spuren der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan wandelt die irische Staatspräsidentin Mary McAleese bei ihrer Kurzvisite in der Bischofsstadt Würzburg am Mittwoch, 27. Februar. Die 56-jährige Präsidentin besucht neben der Universität Würzburg die Kiliansgruft in der Neumünsterkirche und den Kiliansdom.
Der zweistündige Staatsbesuch ist minutengenau geplant. Um 9.30 Uhr landet das Flugzeug mit der 8. Präsidentin Irlands am Flughafen Schenkenturm. Danach fährt sie zur Universität am Hubland, wo sie um 9.50 Uhr erwartet wird. Dort besucht Staatspräsidentin McAleese in Begleitung von Bayerns stellvertretender Ministerpräsidentin und Sozialministerin Christa Stewens sowie weiterer Vertreter der Universität und der Stadt Würzburg die Zentralbibliothek der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und besichtigt historische Handschriften in den Sondersammlungen der Universität: das Kiliansevangeliar, die Paulusbriefe und das Matthäusevangelium. Dr. Hans-Günter Schmidt, Leiter der Abteilung Handschriften und Alte Drucke, gibt dabei eine kurze Einführung zu den kulturellen Bezügen zwischen Irland und Mainfranken im 7. und 8. Jahrhundert, ihre wichtige Rolle bei der Gründung des Bistums Würzburg im Jahr 742 und die daraus entsprungenen Traditionslinien bis heute. Der Besuch der Universität endet gegen 10.15 Uhr mit dem Eintrag der Präsidentin ins Gästebuch.
Um 10.25 Uhr begrüßt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann die Staatspräsidentin vor der Neumünsterkirche in der Fußgängerzone. Danach führt sie der Bischof zusammen mit Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen durch die Kiliansgruft und in den Kiliansdom. In der Schönbornkapelle des Doms trägt sich Staatspräsidentin McAleese in das Goldene Buch der Stadt Würzburg ein. Zum Abschluss des Besuchs steht um 10.55 Uhr ein Fototermin auf der Alten Mainbrücke in Würzburg auf dem Programm. Um 11.30 Uhr startet das Flugzeug der Präsidentin vom Schenkenturm.
Kilian, Kolonat und Totnan heißen die drei Frankenapostel, die im besonderen Interesse des Staatsbesuchs stehen. Die Missionare kamen um 686 aus Irland an den Main, um den christlichen Glauben zu verkünden, zu taufen und zu firmen. Im Bistum Würzburg werden sie verehrt, weil sie in der Stadt am Main vor über 1300 Jahren den Märtyrertod erlitten haben. Im damals schon befestigten Ort Würzburg („Castellum Wirziburg“) fanden sie zunächst guten Anklang, bis sie durch ihre Lehre mit dem regierenden Herzogshaus in Konflikt gerieten und deshalb im Jahr 689 umgebracht wurden. Zeugin der Mordtat war die Christin Burgunda, die durch die Missionspredigten stark beeindruckt den Glaubensboten half und ihre Zelle an die Kapelle anbauen ließ, in der bei Nacht der dreifache Mord geschah. Näheres zur Vita der Frankenapostel findet sich in den beiden ältesten Lebensbeschreibungen der Heiligen, der „Passio minor“ aus dem achten Jahrhundert und der „Passio maior“ aus dem neunten Jahrhundert. „Fest miteinander vereint ließen sie alles zurück und brachen von ihrem Vaterland auf“, heißt es in der „Passio minor“ über die Fahrt von Irland nach Germanien. Über ihr Martyrium ist in der „Passio minor“ zu lesen: „Zur Nachtzeit, als sie einmütig zum Lob Gottes vereint waren, trat der Henker zu ihnen, das Schwert gezückt, gewissermaßen gerüstet, sie, die Freunde Gottes nach dem Befehl der Geilana, der Gattin des Herzogs Gozbert, zu töten.“ Das Grab der Frankenapostel zog über die Jahrhunderte hinweg Landsleute und Pilger an. Reliquien der Heiligen ruhen im Kiliansschrein in der Kiliansgruft der Neumünsterkirche, die Häupter werden in einem Bergkristallschrein im Altar des Domes aufbewahrt. In der Kiliani-Wallfahrtswoche werden sie aufgestellt und besonders verehrt. Zahlreiche Patrozinien fränkischer Gotteshäuser weisen auf die Wertschätzung der Frankenapostel hin und zeugen von den Beziehungen zur Grünen Insel.
Mary McAleese wurde am 11. November 1997 in das Amt der 8. Präsidentin Irlands eingeführt. Am 1. Oktober 2004 wurde sie wiedergewählt. Sie ist Advokatin und ehemalige Professorin der Rechtswissenschaft. Geboren am 27. Juni 1951 in Belfast, ist sie die erste aus Nordirland kommende Präsidentin der Republik Irland. Als das älteste von neun Kindern wuchs Präsidentin McAleese in den gewaltsamen Zeiten in Nordirland auf, welche als „The Troubles“ bekannt wurden. Als ehemals tätige Journalistin und Moderatorin für aktuelle Berichterstattung in Radio und Fernsehen bei Radio Teilifís Éireann ist sie eine erfahrene Rundfunksprecherin. Das Leitmotiv ihrer Präsidentschaft lautet: „Building Bridges – Brücken bauen“.
Staatspräsidentin McAleese hält sich im Rahmen ihres Deutschlandbesuchs vom 26. bis 27. Februar im Freistaat Bayern auf. In München trifft sie am Dienstagabend, 26. Februar, Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein in der Residenz. Im Mittelpunkt des Gesprächs stehen die traditionell guten deutsch-irischen oder bayerisch-irischen Beziehungen sowie aktuelle europapolitische Fragen, insbesondere die Ratifizierung des EU-Reformvertrages, die Erweiterung der EU sowie die Wirtschafts-, Energie- und Klimaschutzpolitik in Europa. Die Beziehungen zwischen Bayern und Irland sind vertrauensvoll und freundschaftlich.
(0908/0286; E-Mail voraus)
Hinweis für Berichterstatter: Beim Gang durch die Kiliansgruft und durch den Kiliansdom sind Bild- und Tonaufnahmen möglich. Bitte finden Sie sich bis spätestens 10.15 Uhr vor der Kiliansgruft in der Schönbornstraße ein und halten ihren Presseausweis bereit.