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„Aufmunternde Stimmung spürbar“

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zieht Resümee des Ökumenischen Kirchentags in München - Künftig stärker gemeinsam zu Fragen der Ethik Stellung beziehen - „Nicht glücklich“ über Interview-Äußerungen von Erzbischof Schick

München/Würzburg (POW) Viel Licht und ein wenig Schatten, so lautet das Fazit von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Was ihn besonders angesprochen hat und wo er sich noch Änderungen für eine Folgeveranstaltung wünscht, erläutert er in folgendem Interview. Außerdem bezieht er Stellung zu den Äußerungen seinen Amtsbruders Erzbischof Dr. Ludwig Schick aus Bamberg.

POW: Welche Eindrücke haben Sie beim 2. Ökumenischen Kirchentag gewonnen?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Die Eindrücke sind sehr vielfältig. Als ein wirkliches Hoffnungszeichen sehe ich die große Zahl der Menschen, die zu dieser Veranstaltung nach München gekommen sind und damit zum Ausdruck bringen, dass ihnen der Glaube und die Ökumene ein Anliegen sind. Sie dokumentieren ihren Willen, die Kirche auf die Zukunft hin zu stützen. Der Eröffnungsgottesdienst hat eine aufmunternde Stimmung verbreitet, die auch als Grundton dieser Tage spürbar war. Andererseits gab es auch einige Querschüsse.

POW: Zum Beispiel?

Bischof Hofmann: Wenn Frau Käßmann im Münchner Liebfrauendom für Verhütungsmittel spricht, dann weiß sie, dass die katholische Kirche eine etwas andere Haltung dazu hat. Abgesehen davon führt die Themenbreite des ÖKT zu einer Verzettelung. Ich vermisse beispielsweise die Frage nach dem Lebensschutz. Auch eine stärkere kulturelle Ausrichtung hätte ich mir gewünscht, Themen wie: Wie können wir über die Kunst heute die Menschen der Gegenwart im Glauben erreichen? Da wären viele Gemeinsamkeiten in diesem Bereich zwischen evangelischer, orthodoxer und katholischer Kirche, dass man dieses Thema viel stärker hätten forcieren müssen. Außer einigen Installationen in Kirchen sehe ich diesen Weg nicht repräsentiert.

POW: Ihr Amtsbruder Ludwig Schick aus Bamberg hat vor dem Kirchentag ein Interview gegeben, in dem er Reformen für die katholische Kirche angeregt hat, zum Beispiel für den Zölibat. Dafür gab es auch bei vielen Veranstaltungen des Kirchentags breite Zustimmung. Wie stehen Sie dazu?

Bischof Hofmann: Ich bin nicht glücklich über dieses Interview. Ich hätte mir eine andere Stellungnahme erwartet. Es ist sicherlich richtig, dass wir über die angeschnittenen Themen miteinander sprechen müssen. Aber es kann nicht darauf hinauslaufen, dass Mehrheitsentscheidungen die Frage der Wahrheit beantworten sollen. Beim Zölibat oder bei der eucharistischen Gemeinschaft mit anderen Christen geht es nicht um Peanuts oder theologische Randprobleme. Es sind zentrale Themen, die sehr wohl miteinander besprochen werden müssen, das verfechte ich auch ganz persönlich. Das darf aber nicht dazu führen, dass sich Gruppen bilden, die gegeneinander agieren. Wir müssen die Kräfte bündeln und miteinander in die Gesellschaft hinein christliche Grundpositionen vertreten.

POW: Welches ökumenische Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Bischof Hofmann: Es gab sehr viele Begegnungen mit evangelischen Amtsbrüdern. Das gute Miteinander auf menschlicher Ebene stimmt mich hoffnungsvoll, was den weiteren Dialog angeht. Wenn man sich gut versteht, kann man sich auch besser über komplizierte und schwere Themen unterhalten. Außerdem fand ich es sehr bereichernd, dass auch andere christliche Kirchen beim Kirchentag beteiligt waren.

POW: Wie können die nächsten Schritte in der Ökumene aussehen?

Bischof Hofmann: Wir sollten als Christen in Zukunft stärker gemeinsam Stellung beziehen, wenn es um Fragen der Ethik geht. In diesem Bereich gibt es viele Gemeinsamkeiten. Wünschenswert wäre es auch, wenn wir es hinbekämen, als Christen in Deutschland eine gemeinsame, echte Einheitsübersetzung der Bibel zustande zu bekommen. Die Heilige Schrift ist unsere gemeinsame Grundlage, das sollte auch in einem einheitlichen Text zum Ausdruck kommen.

POW: Welche Vision haben Sie für den nächsten Ökumenischen Kirchentag?

Bischof Hofmann: Mein großes Anliegen wäre, dass wir uns dann auf wenige, aber für die Gesellschaft wichtige Themen konzentrieren und so noch mehr Ausstrahlung gewinnen. Wir Christen haben eine Verantwortung und einen Gestaltungsauftrag. Das muss stärker spürbar werden.

(2010/0658; E-Mail voraus)

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