Würzburg (POW) Die Katholiken in Unterfranken und Südthüringen wollen in Zukunft noch mehr zusammenwachsen. Unterstützung bekommen sie dabei vom Bonifatiuswerk im Bistum Würzburg. „Wir wollen auch nach der Wiedervereinigung Brückenbauer sein zwischen den Katholiken östlich und westlich der ehemaligen Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR“, sagt der Vorsitzende Pfarrer Stefan Redelberger (Schweinfurt). „Das geschieht in der Überzeugung, dass der Austausch für beide Seiten fruchtbar sein kann.“
Einige Brücken stehen schon, und mit Erfolg überwinden sie die Kluft, die auch nach dem Fall der Mauer immer noch zu spüren ist. Das haben verschiedene Begegnungen von Gläubigen beider Seiten in den vergangenen Monaten gezeigt. So hat der Kirchenchor aus Brendlorenzen einen Gottesdienst in Schmalkalden gestaltet, den Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feierte. Es gab ein gemeinsames Treffen der Dekane des Landkreises Rhön-Grabfeld und Südthüringens sowie der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. Auch Ordensfrauen beider Regionen begegneten sich. Viele der Treffen fanden in einem sehr festlichen Rahmen statt, denn anlässlich ihres 800. Geburtstages wird in diesem Jahr der heiligen Elisabeth von Thüringen gedacht. Wallfahrten, Ausstellungen und ein Musical rund um die beliebte Landgräfin lockten in das Thüringer Land – viele kirchliche Gruppen aus dem Bistum Würzburg nutzten die Gelegenheit.
Dass der Austausch gut läuft, belegen die Zahlen des diesjährigen Förderprogramms. Das Bonifatiuswerk in der Diözese Würzburg zahlt pro Teilnehmer einer Begegnung mit Katholiken aus Thüringen fünf Euro. 650 Personen erhielten in diesem Jahr bereits einen Zuschuss. „Wir sind sehr zufrieden und möchten im nächsten Jahr weiterhin Fördergelder bereit halten“, erklärt Günter Werner (Bad Neustadt) vom Vorstand. In den Köpfen sei die alte Grenze immer noch vorhanden, deshalb hält er den Austausch für sehr wichtig. In den kleinen und weit verstreuten Diaspora-Gemeinden in Thüringen hätten sich ganz andere Formen der Seelsorge entwickelt. „Man ist dort einfach schon mal mutiger, vielleicht auch ein Stück offener. Darum können wir sehr viel voneinander lernen!“: so beim Besuch eines Chores aus Unterfranken in einer kleinen Gemeinde in Thüringen, der den Tag zu einem besonderen Festtag machen könne, oder der Gegenbesuch bei einer traditionellen Fronleichnamsprozession im Frankenland.
Schon in den Nachkriegsjahren bis zur Wende half das Bonifatiuswerk schwerpunktmäßig der Kirche in Ostdeutschland. Einige Kirchen in der ehemaligen DDR wurden mit vom Werk gesammelten Spendengeldern erbaut. Die besondere Beziehung des Bistums Würzburg mit dem südlichen Thüringen ist dadurch zu erklären, dass die Dekanate Meiningen und Saalfeld bis kurz nach der Wende zum Bistum Würzburg gehörten. In Geschichten wird erzählt, dass Bibeln, Kreuze oder Baumaterialien über die Grenze in die DDR geschmuggelt wurden.
Hinweis: Aus Anlass des Elisabethjahres findet die Mitgliederversammlung des Bonifatiuswerkes im Bistum Würzburg am Montag, 19. November, in der Pfarrei Sankt Elisabeth, Bohleitenweg 43, in Würzburg statt. Um 18.30 Uhr beginnt die Eucharistiefeier, die Versammlung schließt sich um 19.30 Uhr an. Die Tagesordnung beinhaltet unter anderem: Rückblick auf das Elisabethjahr, Beratung über Weiterführung der Kontakte und des Austausches zwischen Südthüringen und Franken, Beratung über weitere Fördermöglichkeiten.
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