Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg und die Apostolische Prälatur Óbidos im brasilianischen Amazonasgebiet planen eine Partnerschaft. „Zusätzlich zu der seit knapp 25 Jahren bestehenden Partnerschaft mit der Diözese Mbinga in Tansania wollen wir nun auch Südamerika verstärkt in den Blick nehmen“, betont Missionsreferent Domkapitular Christoph Warmuth. Vor wenigen Wochen hatte er zusammen mit Pastoralreferentin Christiane Hetterich von der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden und Regina Roland, Referentin für den Weltfreiwilligendienst „weltwärts“ beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), das künftige Partnerbistum am Amazonas besucht.
Die Prälatur Óbidos zählt rund 200.000 Katholiken in sieben Pfarreien, die alle am Amazonas und seinen Nebenflüssen Trompetas und Nhamunda gelegen sind. „Das ist eine fremde, andere Welt, aber in keinster Weise ein Leben im Busch. Vielmehr ist das Gebiet vom Kolonialstil der Portugiesen geprägt und kann auf eine jahrhundertelange Geschichte blicken, die eng mit portugiesischen Traditionen verbunden ist“, berichtet Warmuth. Im Norden grenzt das Gebiet an die Länder Guyana, Suriname und Französisch-Guyana. Die kleinste Pfarrei Faro liegt zirka 20 Bootsstunden von Óbidos entfernt, die flächenmäßig größte Pfarrei ist Oriximina mit einer Größe wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Zu jeder Pfarrei in der Prälatur gehören zwischen 40 und 90 Kapellengemeinden, sogenannte Basisgemeinden. Seit 1957 ist das Gebiet von der Diözese Santarem abgetrennt und bildet eine eigene Prälatur. Die Seelsorge liegt seither in Händen der Franziskaner. Heute kann der Orden die Seelsorge aus eigenen Kräften nicht mehr gestalten, weshalb die Prälatur bald in eine Diözese umgewandelt werden soll. Die Einrichtungen hierzu sind bereits vorhanden. Seit 2009 leitet der aus dem Bistum Münster stammende Franziskanerbischof Bernardo Johannes Bahlmann die Prälatur. Seine Amtsvorgänger im Bischofsamt seit 1957 waren die Franziskanermissionare Johannes Florian Loewenau, Josef Constantin Luers und Martin Lammers.
Derzeit wirken in dem Gebiet mit einer Ausdehnung von 181.308 Quadratkilometern 22 Priester aus Brasilien, Portugal, Polen, Indonesien und Deutschland sowie Steyler Missionare, Franziskaner und Franziskanerinnen von Maria Stern (Augsburg). Massiv Aufbauarbeit geleistet hat die aus dem Bistum Würzburg stammende Ordensfrau Brunhilde Henneberger aus Randersacker. Sie ist seit 1970 in der Amazonasregion tätig. Seit 2008 verstärkt Schwester Joannita Sell aus Hammelburg die unterfränkische Präsenz am Amazonas. Die beiden Franziskanerinnen und ihre engagierte Arbeit mit den Menschen vor Ort haben letztlich in Mainfranken das Interesse für diese Region geweckt. Weiter sind derzeit vier unterfränkische Jugendliche im Rahmen des Projekts „weltwärts“ in Óbidos aktiv.
Die Entscheidung für die Partnerschaft hat sich nach Angaben von Domkapitular Warmuth in den vergangenen anderthalb Jahren entwickelt. Der Auftritt von Amazonas-Bischof Erwin Kräutler bei der Premiere des Tags der Weltkirche im Jahr 2009 in Würzburg habe ebenso das Interesse für die Prälatur geweckt wie die Bischofsweihe von Johannes Bahlmann und dessen Besuch in Würzburg. Darüber hinaus gebe es ein allgemeines Interesse am Amazonasgebiet als „große Lunge der Welt“, sagt Warmuth. Die Partnerschaft solle auch das Bild von Kirche weiten und den Blick auf Christsein und Glaubensweitergabe unter anderen Bedingungen lenken. So hielten in den vielen Basisgemeinschaften der Prälatur Óbidos die Katechisten Kirche vor Ort lebendig. Der Pfarrer einer Großpfarrei komme angesichts der großen Entfernungen und der mangelnden Infrastruktur oft nur viermal pro Jahr, in manchen Orten sogar nur einmal pro Jahr zur Eucharistiefeier.
Den konkreten Austausch stellt sich Warmuth über Jugendgruppen und Pfarrgemeinden beziehungsweise Pfarreiengemeinschaften vor. Jugendliche aus beiden Diözesen könnten sich beim Weltjugendtag treffen oder per E-Mail Kontakte pflegen. Über das Jugendzentrum in Óbidos könnten Kontakte nach Würzburg aufgebaut werden. „Die Jugendarbeit der künftigen Partner ist sehr ähnlich. Es geht hier wie dort um Bildung, Kultur, Internet, Musik und vieles mehr“, sagt Warmuth. Im Bereich der Bibelarbeit könnten sich Erwachsene austauschen. „Wie können wir in einer großen Seelsorgeeinheit den Kontakt zueinander halten und den Glauben leben?“, heißt für Warmuth eine verbindende Frage. Aber auch das Thema Umwelt sei hoch aktuell: „Welche Folgen hat das Interesse der Industrienationen an den Bodenschätzen des Amazonasgebiets? Auf wessen Kosten geht der Wohlstand in vielen Ländern Europas?“
Derzeit werden nach den Worten Warmuths Details der künftigen Partnerschaft ausgearbeitet. Fragen gilt es zu klären: Wie verstehen beide Partner die Partnerschaft? Wie nehmen sich beide gegenseitig wahr? Wann wird die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet? Für den Missionsreferenten ist wichtig, dass künftig beide Partner wissen: „Ihr könnt Euch an uns wenden!“
(1711/0480; E-Mail voraus)
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