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Authentische Ökumene

Seit mehr als zehn Jahren gibt es den Time-Out-Gottesdienst in Aschaffenburg – „Gott im Alltag erfahrbar machen“ – Einladung zum Ökumenischen Kirchentag

Aschaffenburg (POW) Scheinwerfer und Kerzen erhellen die Dunkelheit, Klaviermusik erfüllt den Raum. Während sich rund hundert Menschen um den Altar der Aschaffenburger Stiftsbasilika versammeln, tickt laut ein Metronom, eine Sanduhr läuft. Dann beginnt die Auszeit: Das Metronom wird abgestellt, die Sanduhr umgelegt, Stille kehrt ein. Die Besucher singen das geistliche Lied „Im du und ich ist mehr, im wir ist immer ER“. Seit mehr als zehn Jahren startet der ökumenische Time-Out-Gottesdienst stets mit diesem Ritual. Im Mai darf ihn das Organisationsteam beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München präsentieren.

Die vier Initiatoren Robert Flörchinger, Wolfgang Grose, Peter Müller und Burkard Vogt sind verwurzelt in der katholischen und evangelischen Jugendarbeit und kennen sich seit vielen Jahren. Mit Time Out wollten sie von Beginn an vor allem junge Erwachsene erreichen. „Junge Menschen übernehmen in der kirchlichen Jugendarbeit häufig schon früh Verantwortung. Aber sie brauchen auch selbst Impulse, um zu einem gereiften Erwachsenenglauben zu kommen“, erläutert Religionspädagoge Müller die konzeptionelle Ausrichtung der Gruppe.

Der Gottesdienst findet vierteljährlich seit 1999 immer an einem Mittwoch um 20 Uhr in der Stiftsbasilika statt. Ganz nach dem Motto: „Mitten im Alltag, mitten in der Woche, mitten in der Stadt“. Das katholische Martinushaus und das evangelische Dekanat Aschaffenburg sind Veranstalter. Time Out greift Themen auf wie Freude/Trauer, Schuld, Männer/Frauen oder Hoffnung. Ein wichtiges Element des Gottesdienstes sei die kreative und meditative Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema: „Das kann mit einer Fantasiereise zu einem Psalm gelingen, mit einem Film, einem Lied oder durch einen liturgischen Tanz“, betont der katholische Gemeindereferent Vogt. Die Besucher schließen sich dafür in Kleingruppen zusammen und ziehen sich in sogenannte Erfahrungsräume im Kreuzgang oder vor einem Seitenaltar zurück.

Die Organisatoren betonen aber, dass „Time Out“ keinen Eventcharakter besitzen soll. Vielmehr gehe es darum, mit Gebeten und Musik einen Bezug zur Lebenswelt der Teilnehmer herzustellen. So bemühe man sich, stets eine Textstelle aus der Bibel vorzutragen, die an die in den Erfahrungsräumen gemachten Sinneseindrücke anknüpft. „Wir wollen unsere Spiritualität mit anderen teilen und Gott im Alltag erfahrbar machen“, sagt Sozialarbeiter Grose. Beim abschließenden Segensritual würden sich die Besucher beispielsweise zu einem Seilkreis um den Altar zusammenschließen und so gegenseitig Halt geben. „Time Out bereichert mich und lässt mich gestärkt den Gottesdienst verlassen“, schrieb eine Teilnehmerin in einem Brief an das Organisationsteam.

Die meisten Besucher sind zwischen 20 und 50 Jahre alt. „Das Spektrum reicht von angehenden Ordensmännern über evangelikale Christen bis hin zu kirchenfernen Menschen“, erläutert Grose. Mit Flyern, Plakaten und per E-Mail bewerben die Initiatoren den Gottesdienst. Am wirkungsvollsten sei jedoch die Mund-Propaganda. Viele Besucher versicherten dem Organisations-Team, dass Time Out authentisch auf sie wirke. „Wer bringt denn heute über einen Zeitraum von zehn Jahren unter der Woche noch 80 bis 100 Leute in die Kirche?“, hebt Müller den Erfolg des Angebots hervor. Auch bei den Machern des 2. Ökumenischen Kirchentags in München stieß das Gottesdienstmodell auf Begeisterung. Am Samstag, 15. Mai, dürfen die Aschaffenburger Time Out dort im Rahmen einer Gottesdienstwerkstatt vorstellen.

Von Beginn an war die Ökumene den Organisatoren ein wichtiges Anliegen. „Für evangelische Christen besteht im katholischen Aschaffenburg ja förmlich ein Zwang dazu“, sagt Protestant Grose schmunzelnd. Er träume manchmal schon von einem gemeinsamen Abendmahl für Katholiken und Protestanten, räumt er ein. Peter Müller wünscht sich eine „profilierte, engagierte Ökumene“ und dass „die Christen mit einer gemeinsamen Stimme reden“. Die Verantwortungsträger in beiden Kirchen sollten mehr das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund stellen. Dies würde auch dazu beitragen, das Christsein wieder stärker in den Gemeinden zu verankern, erklärt Katholik Müller. „Es muss eine Richtung geben im Christentum, und die kann nur ökumenisch sein.“

Die beiden nächsten Time-Out-Gottesdienste finden am 21. April und 7. Juli jeweils um 20 Uhr in der Stiftsbasilika statt.

(0910/0313; E-Mail voraus)

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