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Berufliche Benachteiligung war Alltag

Zeitzeuge Oswald Schwan blickt bei Tagung des Katholischen Deutschen Frauenbunds in die ostdeutsche Geschichte – „Stasi-Vergangenheit noch nicht ausreichend aufgearbeitet“

Würzburg (POW) Als Zeitzeuge hat Oswald Schwan (Jahrgang 1921) aus Erfurt bei einer Tagung des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) mit dem Titel „Das Leben der Anderen“ in Würzburg über die Situation der Christen in der DDR sowie die Arbeit der Stasi berichtet. Als Diskussionsgrundlage diente den Teilnehmerinnen der Veranstaltung Florian Henckel von Donnersmarcks oscarprämierter Film „Das Leben der Anderen“.

POW: Der Film „Das Leben der Anderen“ zeigt einen Stasi-Mann, der Menschen vor Verhaftung schützt statt sie festnehmen zu lassen. Wie realistisch ist dieses Bild?

Oswald Schwan: Es gab tatsächlich Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, wie die Stasi offiziell hieß, die später als Oppositionelle und Aussteiger aktiv waren. Mir fallen dazu Namen ein wie Wollweber oder Hauptmann Teske, die zum Teil auch mit Todesurteilen belegt wurden. Der beschriebene Stasi-Mann im Film war kein Widerständler im engen Sinne, aber ein Verweigerer, den Erkenntnisse und Erfahrungen zur Umkehr bewegten. Derartiges ist in der Geschichte der Menschheit immer wieder anzutreffen und daher realistisch.

POW: Wo haben Sie als Christ im Alltag den Einfluss der Stasi gemerkt?

Schwan: Es gab zwar keine Verfolgung der Christen, aber eine berufliche Benachteiligung. Als Mitglied der Kirche war man in der DDR registriert. Jeder, der die Jugendweihe und den Armeedienst mit der Waffe verweigerte, hatte dafür Nachteile in Kauf zu nehmen; zum Beispiel musste er für eine längere Zeit als Bausoldat dienen und bekam keinen Studienplatz. Die Bevorzugung linientreuer SED-Genossen war größtenteils versteckt, aber zum Teil auch offensichtlich erkennbar. Man musste sich nicht verkaufen. Um den Kindern aber normale Berufschancen zu geben, ließen viele Christen nach Kommunion oder Konfirmation ihre Kinder ebenfalls an der für Christen im Prinzip harmlosen Jugendweihe teilnehmen. So habe auch ich es gehandhabt.

POW: Ist die Stasi-Vergangenheit in den neuen Bundesländern ausreichend aufgearbeitet?

Schwan: Keineswegs. In den vergangenen Monaten gab es zum Beispiel Pressemitteilungen über die Arbeitsbehinderung der Birthler-Behörde im Zusammenhang mit der Nennung von inoffiziellen Mitarbeitern in der Wanderausstellung „Christliches Handeln in der DDR“. Ebenso wenig ist in meinen Augen die Nazi-Diktatur aufgearbeitet. Das haben die rechtsextremen Krawalle in Hamburg, Berlin und Nürnberg zum 1. Mai dieses Jahres gezeigt. Es gibt also für unsere Kirche noch viel zu tun, was fanatische Extremisten, gefährliche Sekten und ähnliches betrifft.

(1908/0591; E-Mail voraus)

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