Würzburg (POW) „Erkennen lernen – das wollte Bernard Schultze, und das können auch wir mit Hilfe seiner Bilder.“ Das sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zu Beginn seines Vortrags zur Sonderausstellung „Bernard Schultze. Bildwelten 1982-2004“ am Mittwochabend, 22. November, im Museum am Dom in Würzburg. Vor zahlreichen Zuhörern, darunter die Witwe des Künstlers, Doris Schultze-Berger, referierte der ausgewiesene Kenner des Werks Schultzes (1915-2005) zum Thema „Bernard Schultze – rastlos auf der Suche nach Sinn“.
„Wir begegnen in dieser Ausstellung Bildern von explodierender Kraft und ausdrucksvollen Farben, die dem Betrachter eine innere Dramatik offenbaren. Das Ungefähre, nicht das Genauablesbare, war das seine“, sagte Bischof Hofmann. Spontaneität sei der Motor Schultzes Schaffens gewesen. Der Künstler habe sich in den Prozess des Malens fallen lassen und nicht kognitiv vorbereitet, was er dann schuf. Er habe das, was ihn umtrieb, durch den Akt des Malens auf die Bildfläche gebannt. „Deshalb kann man seine Bilder auch nicht einfach konsumieren und verstehen. Beim näheren Hinsehen verwandelt sich so manches Bild plötzlich in ein anderes“, betonte der Bischof.
Wie jeder Mensch habe auch Schultze sich im Laufe seines Lebens verändert und weiterentwickelt. Davon zeuge der Einfluss verschiedener künstlerischer Strömungen auf sein Werk, wie Kubismus oder Surrealismus. Schultzes Alterswerke, die großformatigen Bilder, die er seit Mitte der 1980er Jahre schuf, verdichteten seine Grundphantasien, sein ununterbrochenes Unterwegssein. „Bernard Schultze wollte sich zeitlebens frei kämpfen von allen vorgegebenen Formen. Unter anderem deshalb fiel es ihm so schwer zu glauben.“
Bischof Hofmann und Bernard Schultze kannten einander gut und tauschten sich in der gemeinsamen Kölner Zeit oft über das Schaffen des Künstlers, seine Motive und Sinnsuche aus. Schultze sei ein großer Intellektueller gewesen, ein Philosoph, der stets dem Sinn des Lebens auf der Spur blieb. Auch wenn Schultze kein gläubiger Mensch gewesen sei, so habe er doch mit Offenheit Glaubensfragen angenommen, sagte Bischof Hofmann. „In unseren Gesprächen hat er für mich mehr als einmal die heutige Suche des Menschen nach dem Sinn des Lebens aufgezeigt und in seinem Werk visualisiert. Er macht dem Betrachter seiner Kunst sichtbar, was die Menschen unserer Gesellschaft umtreibt: das Suchen nach und das Ringen um die Wahrheit.“ In seinen Werken greife Schultze den Kosmos als eine sinngestiftete Wirklichkeit auf, „wenn auch nicht als Glaubender“. Und dennoch sei Schultze durch das Medium Kunst in die Nähe Gottes gekommen. Edith Stein habe es einmal so formuliert: Wer das Wahre und Schöne sucht, ist auf der Suche nach Gott – auch wenn er es nicht weiß.
Abschließend unterstrich der Bischof: „Ich bin Bernard Schultze dankbar für die Gespräche, die wir gemeinsam geführt haben. Ebenso dankbar bin ich für sein Werk: Schultzes Bilder helfen jedem, über sich selbst hinaus zu blicken und etwas Göttliches zu erfahren. Ich hoffe, dass die Würzburger erkennen, dass Bernard Schultze ein unruhiger Geist unserer Zeit war, der der Unruhe einen Ort gegeben hat, an dem sie selbst zur Ruhe finden können.“
Die Sonderausstellung „Bernard Schultze – Bildwelten 1982-2004“ ist noch bis Sonntag, 17. Dezember, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Würzburger Museum am Dom zu sehen. Internet: www.museum-am-dom.de.
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