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Bildung als kirchlicher Auftrag

Benediktushöhe in Retzbach feiert 25. Jubiläum – Festgottesdienst mit Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele – Professor Walter Eykmann: Bildung ist Katholikenpflicht – Domkapitular Seidel: Kirche muss Partei ergreifen für sozial Schwache – Dr. Helmut Gabel: Erwachsenenbildung steht trotz Sparzwang nie in Frage

Retzbach (POW) Mit Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele und zahlreichen Ehrengästen hat die Benediktushöhe Retzbach, das „Haus für Soziale Bildung“, am Sonntag, 16. Juli, ein Vierteljahrhundert gesellschaftspolitische katholische Bildungsarbeit in der Diözese Würzburg gefeiert. In seiner Predigt hob der Bischof hervor, dass die 25-jährige Geschichte des Bildungshauses zeige, dass auf der Benediktushöhe immer wieder neu der Messias als Helfer der Armen verkündet worden ist. „Gott will alles, was im Himmel und auf der Erde ist, in Christus vereinen“, sagte Bischof Scheele. Festredner Professor Dr. Walter Eykmann brachte den Auftrag der Kirche, in Zeiten der Beschleunigung Wurzeln zu geben, auf einen kurzen Nenner: „Bildung ist Katholikenpflicht!“ In seinem Vortrag zum Thema „Lebenslanges Lernen“ forderte er die Kirche auf, den Mut zu haben, zu Werten zu erziehen. Kirche müsse den Menschen Orientierungswissen anbieten, denn Verfügungswissen erhielten sie auch anderswo. Das sei die vorderste Aufgabe katholischer Erwachsenenbildung.

In der Bildungsdiskussion müsse die Kirche in der Gesellschaft ihre Stimme lauter erheben. Die Kürzungen der geisteswissenschaftlichen und musischen Fächer bei der G8-Reform habe sie schlichtweg verschlafen. Andererseits müsse die Kirche in Fragen katholischer Fakultäten Realitätssinn gegenüber der Politik beweisen: „In Bamberg haben im Wintersemester acht Studenten angefangen, Theologie zu studieren – dafür kann der Staat keine zehn Lehrstühle erhalten.“ Wenn man in Bamberg, Passau und Augsburg Fakultäten zu Instituten zurückstufe, beweise dies Verantwortlichkeit für die Gesellschaft. Im Gegenzug dürfe aber keinesfalls die Erwachsenenbildung kaputtgespart werden, unterstrich Eykmann, denn hier sei ein echter Bedarf vorhanden.

„Das Haus wird nie kostendeckend arbeiten“, bedauerte Leiter Dieter Wagner. „Die Leute kommen aber gerne hierher, weil sie etwas für ihr eigenes Leben mitnehmen.“ Diese soziale Bildung stelle in der Kirche keinen Randbereich dar, sondern stehe im Zentrum der katholischen Erwachsenenbildung, erklärte Domkapitular Dr. Helmut Gabel, Leiter der Hauptabteilung Außerschulische Bildung der Diözese Würzburg: „Sie entspricht dem diakonischen Auftrag der Kirche, Menschen zu unterstützen, ihr Leben zu bewältigen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Umwelt zu gestalten.“ Zwar müsse auch in diesem Bereich gespart werden, aber die Erwachsenenbildung stehe nie in Frage. Mit dem Satz „Das Programm Jesu ist das sehende Herz, das sieht, wo Liebe Not tut!“ aus der päpstlichen Enzyklika „Deus caritas est“ umschrieb Domkapitular Dietrich Seidel, Vorsitzender des Diözesancaritasverbands, den diakonischen Auftrag zur Bildung. „Wir wollen als Kirche bewusst mitwirken am gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess“, sagte Seidel. „Wenn der Staat wegen des steigenden Kostendrucks immer mehr die Nöte der konkreten Menschen aus dem Blick verliert, dann wird soziale Bildung immer wichtiger.“

Entsprechend der päpstlichen Enzyklika müsse Kirche für sozial Benachteiligte Partei ergreifen und den Blick schärfen für diakonisches Handeln. Gerechtigkeit müsse auch das innere Maß des Staates sein, forderte Seidel. Politik müsse sich stets fragen: Wie ist Gerechtigkeit zu verwirklichen? Die katholische Soziallehre strebe zudem eine Reinigung der Vernunft an, um zu erkennen, was Gerechtigkeit sei. Die Zeichen der Zeit im Sinne der katholischen Soziallehre zu deuten, forderte auch Peter Keller, Vorsitzender des Trägervereins der Benediktushöhe. Daher seien die katholischen Verbände heute unverzichtbar für das gesellschaftliche Wirken der Kirche. Den Festgottesdienst unter dem Motto „Vergiss nicht zu danken“ zelebrierte Bischof Scheele in der Wallfahrtskirche „Maria im Grünen Tal“.

Die Benediktushöhe wurde 1981 auf Betreiben der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) auf dem Gelände eines ehemaligen Ausflugslokals errichtet. Damit wurde ein Beschluss der Würzburger Synode von 1975 umgesetzt, wonach Arbeitnehmer befähigt werden sollten, ihre Aufgaben in Kirche, Betrieb und Gesellschaft wahrzunehmen. Ein Trägerverein betreibt die Einrichtung. Vorsitzende des Trägervereins waren bis 1988 Alois Heitzmann und bis 2002 Dr. Ernst Kastner. Seit 2002 steht Peter Keller dem Verein vor, der die Benediktushöhe zuvor auch hauptamtlich geleitet hatte. Die Leitung des Hauses liegt seit 2002 bei Dieter Wagner und seinem Stellvertreter Bruno Seuffert.