Würzburg/Sydney (POW) Ein durchweg positives Fazit des Weltjugendtags (WJT) im australischen Sydney hat Subregens Peter Göttke gezogen. Der Priester, der vor wenigen Tagen als einer der ersten aus der Würzburger Gruppe wieder nach Unterfranken zurückgekehrt ist, war einer von fünf Betreuern der WJT-Pilger aus Unterfranken. „Die Planung und Logistik der Australier hat alles Bisherige in den Schatten gestellt“, sagte Göttke, der selbst schon an Weltjugendtagen in Paris, Toronto, Rom und Köln teilgenommen hat und zusammen mit Diözesanjugendpfarrer Thomas Eschenbacher, Martina Stamm, Wolfgang Schuberth und Eva Dapper 62 Jugendliche und junge Erwachsene begleitete. Der Großteil der Gruppe nimmt derzeit noch an Anschlussreisen durch den fünften Kontinent teil.
Gleich nach der Landung in Melbourne, wo die Würzburger Pilger zu den Tagen der Begegnung waren, servierten die australischen Gastgeber ein umfangreiches Frühstück in einer Turnhalle des Stadtteils Saint Albans, in dem die Franken untergebracht waren. „Der Begrüßungsgottesdienst für die bayerischen Pilger fand in einem Stadion statt, und als besonderes Schmankerl wurden mit einem Laser die Anweisungen wie „knien“, „klatschen“ und „singen“ in Symbolform auf den Rasen projiziert“, erzählte Göttke. Als abends die Pilger auf die Gastfamilien aufgeteilt wurden, waren die Außentemperaturen bereits so weit abgekühlt, dass jedem klar war: Wenn in Deutschland Sommer ist, ist in Australien Winter. „Die Australier haben sich rührend um uns gekümmert. Wenn die Pilger aus den Privatquartieren sich früh in der Turnhalle mit den dort untergebrachten trafen, gab es reichlich heiße Getränke für alle. Und abends wurde die Cafeteria erst um elf geschlossen.“ Überhaupt habe es prinzipiell kein Problem gegeben, was die Gastgeber nicht für ihre Besucher gelöst hätten. Eine Autofahrt nach X? „No worries!“, frei übersetzt: Passt schon!
Zum Rahmenprogramm der „Tage der Begegnung“ gehörte neben viel Zeit für Unternehmungen in der Metropole Melbourne unter anderem auch ein Besuch eines australischen Football-Spiels. „In Sachen Härte erscheint American Football dagegen nur als lauer Abklatsch“, kommentierte Göttke. Faszinierend sei insbesondere das synchrone Fähnchenschwenken der Schiedsrichter an den beiden Spielfeldenden gewesen, mit dem volle und halbe Tore signalisiert wurden. Ein bunter Abend in den Räumen der Pfarrei „Sacred Heart“ brachte schließlich auch den Gastgebern ein Stück der deutschen Kultur näher. Würzburger und Bamberger Pilger sangen gemeinsam das Frankenlied, und die Regensburger tanzten einen Schuhplattler. Wie sehr die Melbourner die Gäste am Ende ins Herz geschlossen hatten, zeigte die bei der Verabschiedung immer wieder gehörte Einladung, doch zu bleiben und mit ihnen die Übertragungen aus Sydney am Fernseher zu verfolgen.
Ein logistisches Meisterstück war der Transport von 22.500 WJT-Pilgern von Melbourne nach Sydney – rund 1000 Kilometer einfache Strecke. Mit insgesamt 700 Busladungen wurden die Jugendlichen in zwei Tagen ans Ziel verfrachtet. Die Fahrt dauerte jeweils etwa zwölf Stunden, drei große Pausen inklusive. „Diese so genannten Superstops waren straff organisiert: Begrüßung, Ausgabe von Laufzetteln, Ausgabe von Essen und Getränken, Zeit zum Essen und für Toilettengang, Sammeln der Busgruppen und Wiedereinstieg in den Bus“, berichtete Göttke. Die perfekte Organisation und die äußerst disziplinierte Würzburger Gruppe habe die gesamte Fahrt zu einem Vergnügen gemacht.
In Sydney selbst waren Mittwoch, Donnerstag und Freitag Katechesen auf dem Programm der Würzburger Weltjugendtagspilger. „Die gastgebende Pfarrei hat das reguläre WJT-Mittagessen immer um Gegrilltes verstärkt. Außerdem gab es Kaffee und Kuchen, so dass bei jeder Katechese zwischendurch eine Pause gemacht werden ‚musste‘“, sagte Göttke schmunzelnd. Für die Würzburger hielten unter anderem der Münchener Erzbischof Dr. Reinhard Marx und der Fuldaer Weihbischof Karlheinz Diez Glaubensgespräche. Am Mittwochnachmittag trafen die Würzburger sich mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, der sich Zeit für einen Plausch mit „seinen“ Weltjugendtagsteilnehmern nahm.
Der Kreuzweg am Freitagabend war ein beeindruckendes Erlebnis. Die Würzburger Gruppe sah die Station ‚Jesus begegnet den weinenden Frauen‘ live, alle anderen Stationen wurden an ihrem Standort auf der Großbildleinwand übertragen. „Es ist ergreifend zu sehen, dass eine Masse von mehreren Hunderttausend Menschen drei Stunden andächtig und still das Geschehen verfolgt – und das im Stehen und bei winterlichen Temperaturen.“ Eine von Bischof Hofmann finanzierte Hafenrundfahrt rundete den Abend für die Würzburger ab. Der Samstag war vom Pilgern zu der Pferderennbahn geprägt, wo am Abend die Vigil und am Tag darauf der Abschlussgottesdienst stattfanden. „Beim Marschieren gab es viele Beichten und andere tiefgründige Gespräche“, sagte der Subregens. Die Vigilfeier bezeichneten die Würzburger als schlicht und anrührend, auch wegen der zahlreichen Lebens- und Glaubenszeugnisse von jungen Menschen aus aller Welt. Die Nacht auf freiem Feld sei nicht zuletzt dank dichter Wolken erstaunlich warm gewesen. Im Anschluss an den großen Abschlussgottesdienst, der für viele Teilnehmer zu wenig Lieder zum Mitsingen geboten habe, wurde dann auch der Ort des nächsten Weltjugendtags verkündet: Madrid lädt für 2011 ein. „Einige aus unserer Australien-Gruppe schmieden bereits erste Pläne für eine Radwallfahrt“, verkündete Göttke.
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