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„Damit der Alltag Kraft bekommt“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalamt anlässlich der Diözesanwallfahrt des Katholischen Deutschen Frauenbunds in Walldürn am 15. September 2010

Schwestern und Brüder!

„Das Größte ist die Liebe“:

Wir wissen, wie schnell wir die Hoffnung und Zuversicht verlieren. Wir wissen und haben es schon oft erfahren, wie leicht Glauben und Vertrauen schwinden können: Im Blick auf das Leben, auf die Menschen, auf sich selbst, ja auch auf Gott.

Liebe ist stärker als der Tod, als all das, was uns klein macht und niederdrückt. Liebe macht in diesem Sinne blind. Sie sieht selbst noch in der Dunkelheit.

Die Kirche gedenkt nach dem Fest Kreuzerhöhung am Tag darauf – heute – der Schmerzen Mariens. Das Kreuz tragen und aushalten, zum Kreuz stehen – geht nur mit Liebe. Der Tag führt uns vor Augen, dass Christusnachfolge wie das ganze Leben, nicht nur ein Weg der Freude ist – wir kennen ja auch die sieben Freuden Mariens –, sondern auch ein Weg mit Leiden und Schmerzen. Und wer hat diese Wahrheit nicht schon tief erfahren?

Die sieben Schmerzen Mariens sind unsere Schmerzen:

Ein Schwert wird durch ihre Seele dringen, sagt der greise Simeon.

•Als Maria ihr Kind Gott überlässt.

•Auf der Flucht nach Ägypten.

•Auf der Suche nach dem Sohn bei der Wallfahrt.

•Auf dem Kreuzweg.

•Unter dem Kreuz.

•Als ihr der tote Sohn in den Schoß gelegt wird.

•Wenn sie ihn mit den Seinen zu Grabe trägt.

Es sind unsere Schmerzen (nicht nur im Blick auf Kinder):

-wenn wir loslassen müssen

-wenn wir auf der Flucht sind, das Leben nicht zum Aushalten ist

-wenn Glaubenswege so ganz anders sind

-wenn der Weg des Lebens zum Kreuzweg wird

-wenn wir unter Kreuz und Leiden, unter Tod und Sterben stehen

-wenn Scheitern in unserem Schoß gelegt wird

-wenn wir alle Hoffnung begraben.

Nicht von ungefähr hat das Bild Mariens als die Schmerzensreiche im Volk eine so tiefe Verehrung erhalten, weil sich die Menschen in ihr wiederfanden und bei ihr Trost und Hilfe erfuhren und noch immer erfahren.

Sie steht mit Johannes unter dem Kreuz. Sie betrachtet nicht das Leid, sie lässt sich vom Leid treffen. Somit steht unter dem Kreuz die ganze Kirche, die Gemeinschaft, die sich von Gott geliebt und angenommen weiß:

In Freud und Leid, an hellen und an dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit.

Der heutige Gedenktag führt uns die Wahrheit vor Augen, die wir so leicht im Kirche-sein vergessen. Wer hat es nicht gern strahlend? Aber nicht immer strahlt das Leben.

Im Glauben geht es nicht um Glanz und Gloria, sondern, dass der Alltag Kraft bekommt. Glaube will helfen, dass das Leben gelingt, dass wir im Alltag nicht untergehen. Ohne die Zeit einfach gut zu reden, wird uns durch die Geschehnisse unserer Tage erneut gesagt, wer es ist, der zu uns hält und an uns hängt: Gott, der uns in Jesus Christus sein Gesicht gezeigt hat.

Die Welt wartet nicht auf weitere starke Frauen oder Männer, sondern auf das Zeugnis, dass der Mensch geliebt und angenommen ist. Unter dem Kreuz vertraut Jesus die Menschen einander an: Frau, sieh deinen Sohn – sieh deine Mutter.

Der ewig Liebende zieht die Menschen in seine Liebe hinein und möchte sie zu Zeugen der Liebe machen.

„Das Größte ist die Liebe.“

Liebe nimmt nicht den Schmerz, aber sie überwindet ihn, gibt dem Leben eine neue Dimension.

Wir feiern die heilige Messe an Ihrem Wallfahrtstag in Walldürn, dem Wallfahrtsort zum Heiligen Blut. Dieser Ort ist eine Quelle der Zuversicht, ein Ort, wo unsere Hoffnung und unser Glaube gestärkt werden sollen, Stärkung erfährt.

In Jesus Christus hat uns der liebende Gott sein Gesicht gezeigt – vielfach – wie sinnträchtig bringt das das Wallfahrtsbild zum Ausdruck mit den vielen Häuptern des Gekreuzigten. In der Feier der Eucharistie lässt sich der liebende Gott verzehren und vergießt sich in Liebe – das will uns das Bluttuch im Bild vor Augen führen.

Jesus Christus möchte uns Kraft und Zuversicht geben, damit wir gleich Maria Liebe weiterschenken und gleich Maria den liebenden Gott in die Welt tragen. Amen.