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Danke und Gottes Segen

Ansprache von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand bei der Verabschiedung von Dr. Jürgen Thomassen als Leiter der Katholischen Akademie Domschule am 18. Juli 2009 in Würzburg

Bei der Gründung der Domschule gab Julius Döpfner, der damalige Bischof von Würzburg, der neuen Einrichtung folgenden Wunsch mit auf den Weg: „Möge das Bildungswerk unserer Diözese mutig ausgreifen und dabei fest verwurzelt bleiben in der Herzmitte der Kirche“. In allem, was sich seither in fast 60 Jahren verändert hat, bleibt dieser Satz doch ein bleibender Maßstab: Für eine katholische Akademie sind geistige Weite und kirchliche Verwurzelung keine Gegensätze, sondern bedingen und durchdringen einander. Erst recht gilt dieser Maßstab für die Arbeit der jeweiligen Akademieleitung. Wenn wir heute anlässlich der Verabschiedung von Jürgen Thomassen als Leiter der Domschule auf sein knapp zehnjähriges Wirken in dieser Funktion zurückblicken, könnte der Satz des unvergessenen Bischofs (nach dem auch dieser Saal benannt ist) ein guter Schlüssel für den Zugang zum Wollen und Wirken des bisherigen Akademiedirektors sein. Vor allem bewahrt diese Perspektive vor der Versuchung einer bloß inhaltlichen Auflistung von Einzelaktivitäten. „Non multa, seel multum“ - diese klassische Sentenz hat Jürgen Thomassen selber oft zitiert. Frei und fränkisch übersetzt: Nicht viel daherpappeln und lobhudeln, sondern das Wesentliche in seiner Vielfalt darstellen. Sei's drum – als Generalvikar unseres Bistums und als einer, der Jürgen Thomassen seit fast vierzig Jahren kennt, will ich auf diese Weise Dank und Deutung verbinden.

„Mutig ausgreifen“ - so begann damals der Segenswunsch Julius Döpfners. Man wird ihm aber nur gerecht, wenn man ihn gleichermaßen vertikal und horizontal versteht. Der mutige Ausgriff einer katholischen Akademie wird am ersten dadurch deutlich, dass sie sich traut, in einer säkularen Umwelt in immer neuen Anläufen und Kontexten die Frage nach Gott zu erschließen. Dass ihn dieser Auftrag ein zentrales Anliegen war und ist, hat Jürgen Thomassen in seiner konzeptionellen Arbeit für die Domschule immer wieder betont. Grundgelegt wurde diese „theo-logische“ Grundausrichtung schon in seiner Studien- und Assistentenzeit. Als Schüler von Professor Johannes Betz erwarb er sich einen Sinn für die Verflechtung von Glaubensmysterium und Lebensgeschichte – das Ringen um die Frage, wie Gottes Transzendenz welthaft – sakramental erfahrbar ist, hat sein Engagement in der kirchlichen Bildungsarbeit bleibend begleitet. Von dieser Weite des Glaubenshorizontes her konnte er dann auch konkrete Fragen des menschlichen Zusammenlebens in die Akademiearbeit der Domschule integrieren und heiße Eisen anpacken: die Frage der Menschenrechte in Geschichte und Gegenwart, Frauenhandel und Flüchtlingsproblematik, christliche Minderheiten in den islamischen Ländern, um nur einige Beispiele zu nennen. Jürgen Thomassen hat solche Fragen nie als indierte Einzelthemen gesehen, sondern als konkrete Konsequenzen der Frage nach Gott im menschlichen Leben. Für diese Vermittlungsarbeit sei ihm herzlich gedankt. Gerade in seinem Mühen den Gottesbezug mit dem weiten Feld menschlicher Beziehungen zu vermitteln, hinterlässt Jürgen Thomassen ein verpflichtendes Erbe.

„Verwurzelt bleiben im Herzen der Kirche“ - auch dieser zweite Teil des Wunsches von Julius Döpfner darf nicht eindimensional gesehen und gedeutet werden. Denn wer wirklich im Herzen der Kirche verwurzelt ist, muss sich das Herzensanliegen ihres Herrn zu eigen machen, das im Johannesevangelium so formuliert ist: „... dass alle eines seien“ (Joh 17,21). Ich bin Jürgen Thomassen sehr dankbar dafür, dass er in der Akademiearbeit die notwendige Frage nach der katholischen Identität stets im ökumenischen Horizont angegangen ist. Konkret sah dies etwa so aus, dass er das Lebenszeugnis großer geistlicher Glaubensgestalten aus der kirchlichen Tradition für das ökumenische Gespräch neu erschlossen und fruchtbar gemacht hat. Zugute kam ihm dabei seine frühere Tätigkeit als Ökumenereferent des Bistums; einbringen konnte er diese Perspektive dann auch in sein Engagement als Vorsitzender der ACK Würzburg, eine Aufgabe, die er erst vor kurzen abgegeben hat. Am kirchlichen Engagement von Jürgen Thomassen wurde die klassische Erkenntnis konkret, dass Brücken nur der bauen kann, dessen Fundamente auf festem Grund stehen. Nur wer den Reichtum der eigenen Glaubensgeschichte in die Begegnung mit anderen einbringt und ihn nicht aus falscher Rücksichtnahme ängstlich versteckt, kann auch das Zeugnis anderer als bereichernd erfahren. Gerade durch seine Verwurzelung im Leben der Kirche war und ist Jürgen Thomassen gefeit gegen eine Oberflächenökumene, die alle möglichen Standpunkte als gleich gültig ansieht und am Ende in der Gleichgültigkeit landet. Auch für diese klare Haltung sind wir ihm dankbar.

Schließlich sprach Julius Döpfner von der Domschule als „Bildungswerk unserer Diözese“. Es war in all den Jahrzehnten gewissermaßen ein Markenzeichen unserer Diözesanakademie, dass sie globale Fragen mit lokalen Impulsen vermitteln konnte. Auch Jürgen Thomassen war sich als Akademiedirektor dieser Spannweite bewusst. Institutionell vorgegeben war sie ihm schon durch die Verbindung der Domschule als Bildungswerk des Bistums mit dem Studiengang „Theologie im Fernkurs“ als einer Einrichtung der gesamten Deutschen Bischofskonferenz. Diese Verbindung hat einerseits der Fernkursarbeit ein liebenswürdiges Lokalkolorit gegeben (manchen Fernkursteilnehmern erschlossen sich Erkenntnisse erst beim Frankenwein), zum anderen war die Domschularbeit dadurch von vornherein in größere Zusammenhänge hinein gestellt, die sie schon rein strukturell von provinzieller Horizontverengung bewahrt hat. Andererseits brachte Jürgen Thomassen für die Leitungstätigkeit im Bildungswerk des Bistums im besten Sinn „diözesane Duftnoten“ mit: Dadurch, dass er während seines Theologiestudiums und noch während der Assistentenzeit als Gast im Priesterseminar mitlebte, kontte er zahlreiche Kontakte mit künftigen Priestern und pastoralen Mitarbeitern knüpfen, die seiner späteren Tätigkeit in der Hauptabteilung Außerschulische Bildung und in der Leitung der Diözesanakademie zugute kamen. Denn die Domschule hat zwar ihren Sitz in Würzburg (im St. Burkardushaus als einer Einrichtung mit Eigenprofil), ist aber eine Institution, die mit ihren Bildungsveranstaltungen im ganzen Bistum präsent ist – und dafür braucht es lebendige, vertrauensvolle Beziehungen. Diese Vernetzung der Domschule mit dem Leben des Bistums hat Jürgen Thomassen gestärkt; auch dafür sei ihm gedankt. Ich sage dies nicht nur als Generalvikar unserer Diözese, sondern auch als Mitglied im Vorstandsausschuss der Diözesen Deutschlands, mit dem die Domschule über Theologie im Fernkurs in besonderer Verbindung steht.

Das Grußwort von Bischof Julius Döpfner zur Domschuleröffnung endet mit dem Satz: „Alles wird zu messen sein am Wort Gottes, am Auftrag der Kirche und an der Sorge um den Menschen unserer Zeit!“ Daran knüpfe ich meine Wünsche für Jürgen Thomassen an und beziehe gleichzeitig seine Familie mit ein; Mögest Du Gottes Wort immer als Halt und Hilfe in guten und in schweren Stunden erfahren; mögest Du und möget Ihr unserer Kirche stets als Ort der Heimat und Hilfe erleben und Dir Deine Sorge um die Menschen unserer Zeit als Fürsorge im Blick auf Deinen weiteren Weg vergolten werden. Ganz bewusst möchte ich dieses Wort auch Deinem Nachfolger Dr. Rainer Dvorak als Perspektive für seine künftige Tätigkeit mitgeben.

Nochmals: Danke und Gottes Segen!