Wie steht es um das Image der Caritas bei Menschen unter 40 Jahren? Das brachten Studentinnen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg mit Hilfe einer onlinebasierten Umfrage jetzt ans Licht. Der Auftrag für das Pro-bono-Projekt kam vom Caritasverband für die Diözese Würzburg. „Wir wollen erfahren, was junge Leute, vernehmlich Studentinnen und Studenten, über die Caritas wissen, über sie denken und von ihr erwarten“, sagte der Vorsitzende des Diözesanverbandes, Domkapitular Clemens Bieber, zum Start des Projektes im Mai dieses Jahres.
Dem Start folgten Gespräche und zahlreiche E-Mails, bis der Online-Fragebogen ausgereift war. Über Facebook und andere Netzwerke sei er dann virtuell verteilt worden, berichtete Projektleiterin Theresa Baureis bei der Abschlusspräsentation des Projektes und seiner Ergebnisse.
Wenig überraschend: Unabhängig vom Alter ist die Marke Caritas bei 97 Prozent der Befragten bekannt. Für 43 Prozent verbindet sich mit ihr ein allgemein positives Image; für gut 60 Prozent ein neutrales. Lediglich 5,6 Prozent sehen die Caritas eher negativ. Für engagiert (50 Prozent) oder sogar sehr engagiert (19 Prozent) halten die Caritas fast 70 Prozent; lediglich 5,9 Prozent sehen dies diametral anders. Noch klarer wird der Caritas Kirchlichkeit als Attribut beschieden (75 Prozent). Dies trifft auch auf die Frage nach der Christlichkeit des Verbandes zu. Gleichzeitig wird die Caritas als konservativ (47 Prozent) wahrgenommen. Gefragt nach dem Stichwort „sozial“ sind mehr als 70 Prozent der Befragten der Meinung, die Caritas sei sehr sozial ausgerichtet. Kritischer fällt das Urteil aus, geht es um die Modernität des Verbandes. Nicht einmal 20 Prozent bringen „modern“ und „Caritas“ miteinander in engere Verbindung.
Die Arbeitsbereiche der Caritas
Gut drei Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wussten, dass sich die Caritas in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe und für Flüchtlinge engagiert. Noch größer (84 Prozent) ist das Wissen über den Einsatz der unterfränkischen Caritas für Flüchtlinge. Weniger bekannt sind die Arbeitsfelder Bildung (26 Prozent) und das sozialpolitische Engagement (29 Prozent). „Daraus ergeben sich praktische Konsequenzen“, würdigte Domkapitular Clemens Bieber diese Erkenntnisse und wies darauf hin, dass die unterfränkische Caritas ein großer Anbieter von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ist und sich als Spitzenverband sehr aktiv im Bereich Sozialpolitik einbringe. „Wir müssen nach Wegen suchen, dies noch intensiver in der Öffentlichkeit zu vermitteln“, so Bieber.
Trotz der Vielzahl an Angeboten verneint die große Mehrheit der jungen Leute, bereits konkret mit der Caritas zu tun gehabt zu haben (60 Prozent). Dies liege am fehlenden Bedarf (38 Prozent) und im geringen Interesse an der Kirche (20 Prozent).
Caritas setzt stark auf ehrenamtliches Engagement. Allerdings gaben mehr als 60 Prozent der befragten Frauen und Männer unter 40 Jahren an, nicht zu wissen, wie sie sich bei der Caritas ehrenamtlich einbringen könnten. „Eine Wissenslücke, die wir unbedingt schließen müssen“, kommentierte Domkapitular Clemens Bieber das an dieser Stelle überraschende Ergebnis. „Ich sehe hier gute Möglichkeiten unter anderem für das Projekt youngcaritas.“
Gefragt nach dem kommunikativen Weg zur Caritas lagen der Erstkontakt übers Telefon, via E-Mail und das persönliche Gespräch eng beieinander. Die Kontaktaufnahme über Facebook spielt nur für wenige eine Rolle.
Hinweise der Autorinnen
Winter, Baureis und Kriwan gaben der Caritas mit, verstärkt ihr Augenmerk auf die jüngere Generation zu legen. Bei den unter 40-jährigen seien die Angebote der Caritas noch zu wenig bekannt, angesichts des wachsenden Arbeits- und Fachkräftemangels müssten die Potentiale genutzt werden. „Wir haben erlebt, dass die Caritas nicht verstaubt ist, sondern aufgeschlossen für Neues und überaus dynamisch“, sagte Projektleiterin Theresa Baureis und machte deutlich, dass sich dies auch im Image niederschlagen müsse.
Der Vorstand des Caritasverbands für die Diözese Würzburg dankte den drei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften für ihren Einsatz. „Die Studie ist nicht nur aufschlussreich, sondern regt zum konkreten Handeln an“, sagte Bieber mit Blick auf das Zahlenwerk.
