Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Das Positive des Christseins herausstellen“

Domkapitular Hans Herderich, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, wird 70 Jahre alt und bietet Bischof Hofmann altersbedingt seinen Rücktritt an

Würzburg (POW) Seit zehn Jahren leitet er die Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat Würzburg. Verändert hat sich in diesem Jahrzehnt so manches in der Seelsorge: Der Priestermangel hat sich verschärft, Gemeinden mussten den Blick über den Kirchturm hinaus richten und sich zu Pfarreiengemeinschaften verbinden, die Zahl der Kirchenmitglieder und der Gottesdienstbesucher ging weiter zurück. Gleichzeitig engagieren sich heute so viele Frauen und Männer wie nie zuvor in der Kirche. Domkapitular Monsignore Hans Herderich blickt mit gemischten Gefühlen auf ein Jahrzehnt an der Spitze des Seelsorgereferats. Am Donnerstag, 26. November, wird er 70 Jahre alt. Gemäß den Statuten des Würzburger Domkapitels wird er altersbedingt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann seinen Rücktritt anbieten. Dem Bischof steht dann offen, das Gesuch anzunehmen oder die Amtszeit Herderichs als Domkapitular und Seelsorgereferent zu verlängern.

Herderich ist Chef von 752 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bistum. Sie wirken in Pfarrbüros vor Ort und in den Diözesanbüros in den Regionen, in Verbänden und Bildungshäusern, in der Standes- und in der Sonderseelsorge. Darüber hinaus leitet Herderich das Pilgerbüro und das Missionsreferat, ist Geistlicher Assistent des Diözesanrats der Katholiken, Referent für Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie für die ausländischen Missionen, Mitglied der Ökumene-Kommission sowie der Personal- und Prüfungskommission für angehende Seelsorger, Diözesandirektor des Priestermissionsbunds sowie über das Bistum hinaus Vertreter der Diözese bei den Hilfswerken und Mitglied des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. In seinem Büro im Kilianshaus direkt am Dom laufen die Planungen rund um die Seelsorge und ihre weitere Entwicklung zusammen. „Ich bin kein Einzelkämpfer. Es kann nicht alles von mir kommen, aber zu mir kann man mit allem kommen“, beschreibt er seinen Umgang mit den Mitarbeitern.

Vor seiner Berufung in das Seelsorgereferat der Diözese war der in Würzburg geborene und geweihte Priester von 1964 bis 1971 Kaplan in Nüdlingen, Zeil am Main, Brückenau und Alzenau. Danach wirkte er 20 Jahre als Diözesanpräses des Kolpingwerks, war Sprecher des Priesterrats, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Priesterräte in der Bundesrepublik, Studentenseelsorger und von 1991 bis zu seiner Ernennung zum Hauptabteilungsleiter im Bischöflichen Ordinariat 1999 Pfarrer von Würzburg-Grombühl. Seit 2004 engagiert er sich außerdem als geistlicher Berater beim „Feierabend“, einem christlichen Monatsblatt für ältere Menschen. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2007 zum Monsignore.

Mit seinem Abschied aus dem Seelsorgereferat möchte Herderich auch die Strukturfragen im Bistum beendet wissen. „Wenn ich gehe, werden alle Pfarreiengemeinschaften errichtet sein – auch diejenigen, bei denen es derzeit noch Probleme gibt. Danach muss es um Inhalte gehen, nicht mehr um Strukturen.“ Zusammen mit seinem Stellvertreter Domvikar Christoph Warmuth hat Herderich diesen Aufbruch bereits geplant. Vier Regionaltage stehen im Herbst 2010 an, bei denen Inhalte der Seelsorge besprochen werden sollen. Herderich sieht die aktuelle Entwicklung als Chance für eine noch intensivere Zusammenarbeit – teils weit über den eigenen Kirchturm hinaus. Umgekehrt braucht es nach seinen Vorstellungen in den Gemeinden kleine Gruppen, in denen sich der einzelne Gläubige zuhause fühlen kann. Bei seinen jüngsten Missionsreisen nach Afrika und Südamerika hat er sich von den Kleinen Christlichen Gemeinschaften inspirieren lassen, die sich sowohl spirituell als auch sozial vor Ort engagieren. Gemeinden müssen weg vom priesterzentrierten Denken, Laien entsprechende Kompetenzen erhalten und nicht nur als Handlanger der Priester agieren: Das ist Herderichs Vision einer Seelsorge in Deutschland, die er vor allem bei seinen Besuchen in Südamerika positiv erfahren durfte.

Eine gewisse Ratlosigkeit überkommt den Seelsorgereferenten, wenn er beobachtet, dass Priester zunehmend resignieren. Dabei ist er überzeugt, dass engagierte Priester heute wichtiger denn je seien, da sie nur so Laien motivieren könnten und positiv auf ihre Gemeinden ausstrahlten. Priester müssen nach den Worten Herderichs nicht mehr alles selbst in die Hand nehmen. Wichtiger sei, dass sie für die Menschen da seien und Antworten auf deren Fragen gäben. „Wir dürfen den Menschen nicht mit Verboten kommen, sondern müssen das Positive des Christseins herausstellen“, ist der Monsignore überzeugt. Ein Festhalten an der Tradition sei gut und wichtig, gleichzeitig gelte es aber, die Glaubenswahrheiten ins Heute zu übersetzen.

Zwei Projekte liegen Herderich am Ende seiner Dienstzeit besonders am Herzen, und er hat sie rechtzeitig zum 70. Geburtstag umgesetzt: Die Stiftung Weltkirche der Diözese mit einem Startkapital von 500.000 Euro steht kurz vor der Errichtung. Unterstützt werden sollen damit die aus der Diözese stammenden Missionsleute und Entwicklungshelfer sowie die weltweite Partnerschaftsarbeit, beispielsweise mit dem Bistum Mbinga in Tansania. Ein weiteres Projekt sind die Leitlinien zum Klima- und Umweltschutz in der Diözese Würzburg, die bereits beschlossen und in Kürze vorgestellt werden.

Herderich wird seinem Nachfolger in vielerlei Hinsicht ein bestelltes Feld übergeben. Nicht loslassen werden ihn aber die Missionsarbeit und der Einsatz in den Pfarreiengemeinschaften. Im Missionsärztlichen Institut wird er als Vorstandsmitglied weiter die Kontakte zu den Mitarbeitern in aller Welt pflegen. Und in so mancher Pfarreiengemeinschaft wird er mithelfen, damit Seelsorge vor Ort lebendig bleibt. Das künftige Mehr an Freizeit will er nutzen, um all das nachzuholen, was in seinem bisherigen Priesterleben zurückstehen musste: Wanderungen in Franken, Besuch kultureller Veranstaltungen, die Pflege des Reitsports und das Musizieren. Die erste Geige, die er in der Hauptabteilung Seelsorge im vergangenen Jahrzehnt spielte, wird er dann gegen das Musikinstrument tauschen, dessen Saiten er bereits als junger Seminarist im Priesterseminar gestrichen hatte.

(4609/1326)