Würzburg (POW) Mit den Überlegungen des Kirchenvaters Augustinus zum Thema Zeit hat sich der achte Studientag des Zentrums für Augustinusforschung (ZAF) an der Universität Würzburg beschäftigt. Rund 120 Personen, unter ihnen auch Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, nahmen an der Veranstaltung teil und bescherten ihr damit nach Angaben des Veranstalters einen Besucherrekord.
Cornelius Mayer, Leiter des ZAF, erhielt aus den Händen seiner Mitarbeiter Christof Müller, Andreas Grote und Guntram Förster die Festschrift „Spiritus et Littera“, die ihm aus Anlass seines 80. Geburtstags gewidmet ist. Darin enthalten sind neben einem Grußwort von Papst Benedikt XVI. auch Beiträge von 40 nahmhaften Augustinusforschern aus aller Welt. Mayer dankte für die Ehre und unterstrich, dass die große Resonanz auf die ZAF-Forschungsprojekte letztlich Augustinus selbst zu verdanken sei. Dennoch sei es die Genugtuung, an der Präsentation eines Denkers mitzuarbeiten, der wie nur wenige auch heute noch etwas zu sagen hat, die ihn – ebenso wie seine Mitarbeiter – motiviere, ein Leben lang unermüdlich als Forscher tätig zu sein.
Im Studienteil des Tages erläuterte Friedrich-Wilhelm von Herrmann von der Universität Freiburg im Breisgau, dass Augustinus seine Überlegungen zum Phänomen Zeit auf Basis eines natürlich-alltäglichen Zeitverständnisses entwickelt habe. „Gerade dadurch blieb er auch für moderne Philosophen wie Edmund Husserl und Martin Heidegger als Gesprächspartner interessant.“ Walter Mesch von der Universität Münster erläuterte die Zeittheorie Platons und deren Fortführung durch Plotin sowie den Ansatz des Aristoteles. Beide Denkweisen finden einen Niederschlag in der Zeitanalyse bei Augustinus. Der Alttestamentler Theodor Seidl von der Universität Würzburg zeigte auf, dass die hebräische Bibel im Gegensatz zur griechischen Philosophie Zeit nicht abstrakt „an sich“, sondern immer relational und konkret thematisiere.
Norbert Fischer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt blickte in Hauptvortrag der Veranstaltung ausführlich auf „Gott und die Zeit in Augustins ‚Confessiones‘“. Fischer betonte, dass Augustinus die Flüchtigkeit und Nichtigkeit der Zeit erkenne, er gleichzeitig aus eigener Erfahrung wisse, „wie kostbar mir jeder Tropfen Zeit ist“. Augustinus komme nach langen Überlegungen schließlich dahin, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur im Bezug auf den menschlichen Geist eine Seinsweise zukomme. Letztlich erfahre der menschliche Geist seine Angewiesenheit auf Gott, der allein dem Zeitlichen Sein verleihen kann. Aus Sicht der Physik hinterfragte Wolfgang Achtner von der Universität Gießen die Zeittheorie des Augustinus kritisch. Während die Physik der Thermodynamik die Richtung der Zeit festgelegt habe, verneine die kirchenväterliche Zeittheorie des Bewusstseins letztlich die Realität und Richtung der Zeit, da sie die Gegenwart gegenüber Vergangenheit und Zukunft bevorzuge.
Nähere Informationen im Internet unter www.studientage.augustinus.de.
(2910/0921; E-Mail voraus)
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