Gerolzhofen (POW) Die Kette der religiösen Museen im Bistum Würzburg ist um eine weitere Perle reicher: Am Samstag, 28. Oktober, eröffnen Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Gerolzhofens Bürgermeister Hartmut Bräuer um 11 Uhr vor zahlreichen Gästen aus der unterfränkischen Kunst- und Kulturszene das „Museum Johanniskapelle – Kunst und Geist der Gotik“ in Gerolzhofen. Das Museum neben der Stadtpfarrkirche, dem „Steigerwalddom“, zeigt rund 50 Exponate aus der Zeit der Gotik. Die meisten stammen aus Stadt und Pfarrei Gerolzhofen sowie aus der Kunstsammlung der Diözese Würzburg.
Das „Museum Johanniskapelle“ reiht sich ein in die Museumslandschaft der Diözese Würzburg mit den Museen in Astheim, Tückelhausen und Würzburg. Die Konzeption ist dem Modell des Museums „Kunst und Geist des Barock“ im Schloss Oberschwappach nachempfunden: Die Stadt Gerolzhofen ist Träger des „Museums Johanniskapelle“ und schafft die baulichen Voraussetzungen, das Kunstreferat der Diözese Würzburg mit Dr. Jürgen Lenssen und Dr. Wolfgang Schneider erstellt das Konzept der Ausstellung. In Gerolzhofen ist so ein weiteres Schmuckstück entstanden.
Raumstruktur und ausgestellte Werke bilden im „Museum Johanniskapelle“ eine Einheit. Die ab 1497 erbaute und 2006 erneuerte Johanniskapelle und das durch einen Glasübergang angebundene alte Mesnerhaus atmen den Geist der Gotik. „Man kann sich hier um 500 Jahre zurückversetzt fühlen“, sagt Bürgermeister Bräuer bei einer Presseführung am Dienstag, 24. Oktober, durch die neugestalteten Museumsräume. „Ein weiteres Highlight im Zyklus der diözesanen Museen.“ Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen pflichtet ihm bei: „Es ist ein Glücksfall, dass wir hier im gotischen Umfeld ausstellen können. Gerolzhofen weist einen großen Bestand an Gotik auf. Dieser Reichtum zeigt sich hier!“
Tilman Riemenschneider ist nach den Worten Lenssens fast das Synonym für das gesamte künstlerische Schaffen der Spätgotik in Franken. Werke aus seiner Hand und seiner Werkstatt – beispielsweise ein Kruzifixus – sind deshalb unverzichtbar in Gerolzhofen. „Es wäre aber eine Blickverengung, es dabei allein zu belassen, gab es schließlich seinerzeit weitaus mehr Künstler in Franken“, sagt der Kunstreferent. Deren Werke – Madonnen, Heiligenfiguren, Bildnisse und Steinskulpturen – zeugen von einer Epoche glühender Frömmigkeit, geprägt von der Angst vor dem jähen Tod und der Sorge um das Seelenheil nach dem Tod.
Der heilige Nothelfer Christophorus gilt als starker Patron gegen den unvorbereiteten Tod. In vielen Gotteshäusern der Gotik ist seine Darstellung als riesiges Wandgemälde zu finden: Der fromme Blick auf das Heiligenbildnis soll zumindest für diesen Tag vor dem jähen Tod bewahren. Sebastian, Laurentius und Anna sind weitere Heilige, die im „Museum Johanniskapelle“ in die spätmittelalterliche Heiligenverehrung versetzen. Den besonderen Platz nimmt die Gottesmutter und Himmelskönigin Maria ein. Als Mittlerin zwischen Mensch und Gott ist sie in der Frömmigkeit der Gotik von besonderer Bedeutung: dargestellt als Strahlenkranzmadonna, noch mehr aber als Pieta, als Schmerzensmutter mit dem toten Jesus auf dem Schoß – das wichtigste Andachtsbild dieser Zeit. Hinzu kommen die Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu und der Erwerb von Verdiensten für das Seelenheil durch eine Heilige Messe.
In Gerolzhofen sind Werke und Gegenstände dieser spätmittelalterlichen Frömmigkeit in gelungener Weise präsentiert. Die kompakte Auswahl lenkt den Blick auf das Wesentliche. Der lichtdurchflutete gotische Raum der Johanniskapelle schafft das passende Ambiente. „Eine gleichsam entmaterialisierte Architektur, eine leuchtende Raumhülle und eine Vielzahl von Bildwerken sollten den Menschen ein Abbild und eine Verheißung himmlischer Herrlichkeit vor Augen führen“, erklärt eine Informationstafel zum Thema „Kirchenräume der Gotik“ im neuen Museum. „Die Werke der Gotik verstehen sich als apokalyptische Ausrichtung, als Aktualisierung der über die Zeit und die Welt hinaus ausgerichteten Zielsetzung des Lebens und der Schöpfung, ohne aber zugleich die Bedrohung dieses Strebens zu leugnen“, erläutert Lenssen. Dem Menschen erstrahle in den Werken der Gotik das sanfte Licht des Himmels, der endzeitlichen Verklärung und Vollendung.
Die Finanzierung des Museumsbaus liegt in Händen der Stadt Gerolzhofen. Nach Angaben von Bürgermeister Bräuer waren 800.000 Euro für die Sanierung der Johanniskapelle und des Mesnerhauses nötig. Die Hälfte davon wurde über die Städtebauförderung finanziert. Weitere 200.000 Euro mussten die Leihgeber der ausgestellten Werke für Restaurationen aufbringen, wobei die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken rund 75.000 Euro Zuschuss gab. Neben Stadt und Pfarrei Gerolzhofen sowie der Kunstsammlung der Diözese zählen auch die Pfarreien Ochsenfurt-Sankt Andreas und Büchold sowie die Filiale Neusetz der Pfarrei Dettelbach zu den Leihgebern. Laut Lenssen ist das Museum ein weiterer Beweis dafür, wie gut es dem Land bekommt, wenn Kommunen und Diözese zusammenarbeiten.
Das „Museum Johanniskapelle“ ist samstags und sonntags sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2,50 Euro, Kinder zahlen 50 Cent. Gruppenführungen sind nach Anmeldungen jederzeit möglich. Weitere Informationen bei Tourist-Information Gerolzhofen, Marktplatz 20 – Altes Rathaus, Telefon 09382/903512 oder 09382/903514, E-Mail info@gerolzhofen.info.
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