Würzburg (POW) Ein klares Plädoyer für die Ehe hat Pastoralreferent Klaus Schmalzl bei der Frühjahrstagung von Diözesanfamilienrat und Diözesanelternrat gehalten. Am Samstag, 1. März, sprach der Diözesanrichter, Eheberater und Kommunikationstrainer vor rund 45 Delegierten des Familienbunds (FDK) Mainfranken und der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) zum Leitbild der christlichen Ehe. Mit dem Thema griff die Versammlung das familienpastorale Motto „Liebe miteinander leben“ auf, unter das die deutschen Bischöfe die Familienpastoral der kommenden drei Jahre gestellt haben.
„Viele Paare lassen sich scheiden, statt an ihrer Beziehung zu arbeiten. Und rund 70 Prozent der Zweitehen scheitern auch“, berichtete Schmalzl aus seiner Erfahrung als Eheberater. Viele Paare betrachteten die Scheidung oft als einzigen Weg aus ihrer Hilflosigkeit. „Wir leben in einer Zeit des Widerspruchs: Es war noch nie so schön wie heute, eine Ehe zu leben, weil die Partner auf Augenhöhe fast alles unter sich verhandeln können und nicht mehr auf Rollenvorstellungen verwiesen sind. Gleichzeitig macht diese Wahlfreiheit vieles auch schwerer denn je.“ Oft zeige sich, dass es einfach an Hilfestellungen fehle, damit das Paar seine Probleme beheben könne. „Hier leistet die Kirche mit ihren Angeboten von Gesprächstrainings und der Eheberatung einen beachtlichen und wichtigen Friedensdienst im Kleinen.“ Die Auseinandersetzung der Partner um ihre Sorgen und Anliegen sei kein Zuckerschlecken, aber unbedingt nötig. Die glückliche Geburt des ersten Kindes sei für manche Paare der Beginn des Auseinanderdriftens: Männer seien oft nicht in der Lage, ihr Bedürfnis nach Sexualität zu formulieren, während Frauen umgekehrt nicht ihr Verlangen nach einem Zuhörer deutlich machten. Anhand der Broschüre eines Wirtschaftskonzerns belegte Schmalzl, dass kirchliche Angebote wie der Kommunikationskurs „Ein Partnerschaftliches Lernprogramm“ (EPL) auch außerhalb der Kirche bekannt und geschätzt sind.
Etwa 100.000 Personen besuchten außerdem jährlich deutschlandweit eine der rund 320 kirchlichen Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen. Die katholische Kirche investiert dafür pro Jahr 26 Millionen Euro – rund 80 Prozent der Gesamtkosten.
Eine deutliche Absage erteilte Schmalzl dem oft transportierten Bild der „glücklichen Ehe“. Die damit verbundene Vorstellung, dass jeder Ehepartner stets glücklich zu sein habe, überfordere die Ehe. „Zufrieden zu sein ist auch ein hohes Gut. Wenn es dann noch Glücksmomente gibt – prima!“ Gerade im Hinblick auf die gesellschaftlichen Folgekosten und die Leiden der betroffenen Kinder sei die Scheidung etwas, das zu vermeiden sei, so gut es geht, betonte Schmalzl in seinem Vortrag: „Der Einsatz für dauerhafte und stabile Ehen ist nicht nur eine kirchliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
Trotz aller gesellschaftlichen Offenheit sei es auch heute noch ein Tabu, über den Preis des Scheiterns von Paarbeziehungen wie Depressionen und psychosomatische Erkrankungen bei den früheren Partnern zu sprechen. Gleichzeitig erläuterte Schmalzl, dass es auch Situationen geben könne, in denen es zum Wohl des Ehepartners und der Kinder keine andere Lösung gebe.
Die Ehe als auf Bestand angelegte Partnerbeziehung stehe im gesellschaftlichen Wettbewerb mit vielen anderen Lebensformen. „Als Eltern sind wir die Ehebibel, in der unsere Kinder lesen und die sie später dazu bringt, sich aus gutem Grund für oder gegen die Ehe zu entscheiden“, betonte Schmalzl. Die Erfahrung zeige, dass eine Ehe, die ohne spirituelles Fundament sei, auf Dauer Gefahr laufe auszutrocknen.
„Eine evangelische Pfarrerin hat mir einmal gesagt, sie habe große Achtung davor, dass wir Katholiken die Unauflöslichkeit der Ehe hochhalten. Gleichzeitig vermisse sie, dass wir auch anerkennen, dass ein Scheitern möglich sei.“ Schmalzls Bruder Johannes, Regierungspräsident in Baden-Württemberg, bezeichne gar den lebenslänglichen Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von den Sakramenten als Bremsklotz, wenn es darum gehe, für die Unauflöslichkeit der Ehe zu werben. „Er sagt, jeder Schwerverbrecher habe seine Strafe nach spätestens 15 Jahren abgesessen und die Chance auf einen Neuanfang.“
(1008/0317; E-Mail voraus)
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