Salz (POW) Eine große Trauergemeinde hat am Dienstagnachmittag, 9. Juni, bei einem feierlichen Pontifikalrequiem Abschied genommen von Apostolischem Protonotar Paul Bocklet (80), von 1977 bis 2000 Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Bonn. Das Requiem in Bocklets Heimatgemeinde Salz im Landkreis Rhön-Grabfeld zelebrierte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zusammen mit Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Bischof em. Dr. Anton Schlembach, Mitgliedern des Domkapitels, dem Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Dr. Hans Langendörfer, sowie weiteren Priestern. Der Beisetzung auf dem Friedhof von Salz stand Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand vor. Nachrufe sprachen Bocklets Amtsnachfolger im Katholischen Büro, Prälat Dr. Karl Jüsten (Berlin), und der Bürgermeister von Salz, Bernhard Müller. Kondolenzschreiben hatten unter anderen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, und Karl Kardinal Lehmann gesandt.
In seiner Predigt bezeichnete Bischof Hofmann Prälat Bocklet als einen den Menschen zugewandten Seelsorger. Im Bistum Würzburg habe Bocklet ab 1969 als Domkapitular rührig und umsichtig stets eine konziliare Aufbruchsstimmung verbreitet. „Neben seinen Aufgaben im Seelsorgereferat veränderte er auch die Dekanatsstrukturen, die auch für unsere heutige Entwicklung mitbestimmend sind“, sagte der Bischof. Als Mitglied der in Würzburg tagenden Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland habe Bocklet wertvolle Arbeit geleistet, die weit über das Bistum Würzburg hinaus beachtet worden sei.
Mutig habe er sich danach der Berufung als Leiter des Katholischen Büros in Bonn gestellt. „Vom Glauben geprägt, gesprächsbereit und vermittelnd, wollte er Gott im politischen Alltag zur Sprache bringen. Die Beamten und Abgeordneten schätzten seine unaufdringliche, fromme, eher leise Art auf die Menschen aller Parteien zuzugehen. Als Leiter des sogenannten katholischen Büros baute er die Verbindungen der katholischen Kirche zur Bundesregierung und zum Parlament aus und erwarb sich allseits hohe Wertschätzung und Anerkennung“, sagte der Bischof. Bocklets fränkische Wurzeln habe man nicht nur in der liebenswerten Sprache, sondern auch in seiner Heimatliebe, die er auch in seiner Naturverbundenheit als Bergsteiger und Skifahrer pflegte, gespürt. Erfolgreich und nachhaltig habe Bocklet das Kommissariat der deutschen Bischöfe geprägt, sagte der Bischof weiter. „Er verlor dabei nie den Blick auf die Fortentwicklung und Stabilisierung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche, den Blick auf den Lebensschutz, eine gerechte Sozialordnung und die Förderung der Familien. In vielen Reisen – zumal mit den jeweiligen Bundeskanzlern – in die Entwicklungsländer setzte er sich für eine effektive Zusammenarbeit ein.“
Prälat Jüsten, Leiter des Katholischen Büros in Berlin, würdigte zunächst den priesterlichen Freund und Wegbegleiter Paul Bocklet. Trotz seiner herausragenden Aufgaben sei er immer der bescheidene und zurückhaltende Menschen und Seelsorger geblieben, der sich selbst in den Dienst der Sache gestellt sah und sich nicht in den Vordergrund drängte. Als Leiter der Verbindungsstelle der Deutschen Bischofskonferenz zu den Organen des Bundes und der Europäischen Union sei Bocklet über Parteigrenzen, Funktionen, Rang und Stellung hinweg zuerst immer für die Sorgen und Nöte des Einzelnen dagewesen. „Deshalb genoss er ein einzigartiges Vertrauen in der Politik.“
Die Tatsache, dass Bocklet fast 23 Jahre das Katholische Büro leitete, zeige, wie sehr die deutschen Bischöfe ihn gerade deshalb schätzten. „Mit viel Umsicht und Geschick, mit Augenmaß und Zielstrebigkeit, mit großer Kontaktfreude und stets auf Ausgleich bedacht, dabei aber grundsatztreu und standfest, brachte er die Positionen der katholischen Kirche in den politischen Meinungsbildungsprozess ein. Er setzte in einigen Bereichen eigene Akzente, die für mich, seinen Nachfolger, bleibende Verpflichtung sind“, betonte Jüsten. Besonders erwähnte er außerdem Bocklets Einsatz für die nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit und den Frieden, dessen großartiges Wirken im Medienbereich und großes Engagement für die Zeitgeschichte. „Seine Heimatverbundenheit, sein Blick für die konkreten Sorgen und Nöte der Menschen haben sicher auf dem politischen Parkett gute Früchte getragen. Er hat zwischen den hohen Idealen der Kirche und den Machbarkeiten in der konkreten Tagespolitik immer einen Weg gesucht, beidem gerecht zu werden.“
Bürgermeister Müller ging besonders auf die Heimatliebe und Heimatverbundenheit sowie den Humor Bocklets ein. Wegen seiner Verdienste habe ihn die Gemeinde 2002 zum Ehrenbürger ernannt. „Wir Sälzer gedenken Dir in steter Erinnerung. Wir trauern um einen verdienten Pfarrer und Seelsorger, einer Persönlichkeit, einem Mitbürger und Ehrenbürger“, sagte der Bürgermeister von Salz.
In einem Kondolenzschreiben würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Robert Zollitsch, Paul Bocklet mit den Worten: „Die Deutsche Bischofskonferenz trauert um einen Seelsorger, der mit unnachgiebigem Engagement und hoher Fachkompetenz die Gremien der Bischofskonferenz unterstützt hat. Im Gebet und in der Feier der Auferstehung gedenken wir eines geschätzten Priesters, dem die Menschen am Herzen lagen und der täglich aus der Kraft der Eucharistie und des Evangeliums gelebt hat.“ Kardinal Lehmann sprach dem Bistum Würzburg und den Angehörigen Bocklets schriftlich seine herzliche Anteilnahme aus. Der Kardinal erinnerte an die gemeinsame Zeit mit Bocklet seit der Würzburger Synode in den 1970er Jahren. Bocklet habe die Kirche menschlich überzeugend, spirituell geradlinig und aufrichtig, eben als ein vertrauenswürdiger Seelsorger vertreten. Bocklet sei ein eindrucksvoller Seelsorger und aufrichtiger Zeuge des Glaubens gewesen.
Nach dem Requiem begleiteten Bischöfe, Domkapitel, Priester, Ordensleute, Diakone, Fahnenabordnungen sowie Angehörige und Bekannte des Verstorbenen den Sarg mit den sterblichen Überresten Bocklets unter den Klängen der Sälzer Dorfmusik unter Leitung von Kurt Mangold durch die Straßen von Salz zum Friedhof. Dort fand unter Leitung von Generalvikar Hillenbrand die Beisetzung statt.
bs (POW)
(2409/0704; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet