Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Der klösterliche Sternendeuter

Benediktinerprior Pater Christoph Gerhard ist begeisterter Hobby-Astronom – Der Blick ins All als Brücke zum Glauben – „Hinter dem Universum kommt Gott“

Münsterschwarzach (POW) Hinter der nüchternen Bezeichnung „M 51“ verbirgt sich etwas Gewaltiges. Was Benediktinerprior Pater Christoph Gerhard mit seinem Teleskop fotografiert hat, wurde am 13. Oktober 1773 von dem französischen Astronomen Charles Messier zum ersten Mal katalogisiert: Es handelt sich um eine leuchtende Spiralgalaxie in den tiefen Weiten des Universums im Sternbild Jagdhunde, ungefähr 31 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, das sind 31 Millionen mal 9,5 Billionen Kilometer. Die Entfernungen lassen sich grob berechnen, doch wirklich zu erfassen sind sie für den Menschen wohl kaum. „Die Sterne und das Universum faszinieren mich einfach. Und damit verbunden die Suche nach Unendlichkeit, nach dem Grenzenlosen“, sagt Gerhard. Das Hobby des Priors der Abtei Münsterschwarzach erscheint außergewöhnlich: Der Mönch schaut ins Weltall – und das seit seinem zwölftem Lebensjahr.

„Mein Onkel hat mir damals ein Teleskop ausgeliehen. Damit fing alles an“, erinnert sich der 42-Jährige. Das Teleskop baute er auf der Terrasse auf, und bis zu seinen ersten Entdeckungen dauerte es nicht lange: Jupiter und Saturn, den Orion-Nebel oder die Andromeda-Galaxie holte er in den Fokus. Seine Begeisterung für die fernen Sterne und Planeten wuchs weiter, mit 15 Jahren kaufte er sich mit schwer verdientem Geld für 500 Mark sein eigenes Teleskop. Astronomie hat viel mit Planung und Berechnung zu tun. Um die Sternenpositionen einfacher und schneller zu bestimmen, schrieb Gerhard wenige Jahre später ein eigenes Computerprogramm. Der erste Kontakt zum Kloster kam erst während des Studiums der Elektrotechnik zustande. „Ein Freund von mir hatte das Buch ‚Der Name der Rose’ gelesen und wollte unbedingt mal in ein Kloster hineinschauen – ich sollte mitkommen. Schließlich war ich derjenige, der allein nach Münsterschwarzach ging“, erzählt Gerhard. Von der Abtei sei er direkt sehr fasziniert gewesen. „Es gibt hier eine so große Weite. Und es wird auch keine spirituelle Engführung betrieben.“ Gerhard merkte, dass das alles gut zu ihm passte, und so trat er nach dem Studium 1987 ins Kloster ein.

Fünf Jahre verzichtete er auf die Astronomie, doch in seinem Theologiestudium stieg er wieder ein in die ferne Welt der Galaxien, Kometen und Sternengeburten. Der Sternenkosmos und der Glaube – für den Benediktinerpater passt das ohne Probleme zusammen: „Die feine Abstimmung der Naturkonstanten, die Schönheit der Sterne und Galaxien, das alles lässt mich immer wieder staunen. Und es kann auch eine Brücke zum Glauben sein.“ Wenn er ins All hineinschaut, sieht er nicht nur Gase, Staub und Gesteinsbrocken. Falls das Universum Grenzen hat, dann weiß er, wer dahinter zu finden ist: Gott, der Schöpfer. „Wenn ich diese Glaubenserfahrung verbinde mit dem Glauben im Alltag, mit den Menschen um mich herum, dann wird Gott so noch größer für mich.“ Pater Gerhard sieht sich selbst eher als nüchternen Menschen, der im Glauben nicht schwärmerisch wird – deshalb sei er auch Benediktiner geworden. Doch sein Teleskop helfe ihm dabei, mit dem geistigen Auge noch weiter zu schauen und mehr zu spüren von der Schöpferkraft.

Schon im Matthäusevangelium hebt ein besonderer Himmelskörper die Bedeutung der Geburt Jesu hervor. Nur dank des hell leuchtenden Sterns von Betlehem finden die Weisen aus dem Osten den Weg zur Krippe mit dem Neugeborenen. Gerhard kennt die wissenschaftlichen Erklärungsversuche für die außergewöhnliche Erscheinung am Himmel: „Es könnten Saturn und Jupiter gewesen sein, die sieben Jahre vor Christus sehr dicht beieinander standen. Oder auch Venus und Jupiter, die sich drei Jahre vor Christus am Himmel fast überlagert haben. Manche vermuten aber auch einen großen Kometen, der für alle sichtbar war.“ Ein Komet ist auch in diesen Tagen wieder so nah zur Erde unterwegs, dass man ihn mit bloßem Auge sehen und mit einem Feldstecher sehr gut beobachten kann: Holmes ist sein Name, ein Komet, dessen Umrisse und Kern schwer auszumachen sind, da ihn eine riesige Staubwolke umgibt. 1892 wurde er zum ersten Mal gesichtet – von einem Hobby-Astronomen. Und auch über 100 Jahre später ist er ein begehrtes Beobachtungsobjekt, das viele Menschen fasziniert. Erst Ende Oktober hatte er einen ungewöhnlichen Helligkeitsausbruch. Pater Gerhard hat direkt ein paar Fotos von dem Kometen geschossen. Als Prior der Abtei bleiben ihm zwar nur 30 Tage im Jahr Zeit für sein besonderes Hobby, doch den Kometen konnte er nicht einfach so vorbeiziehen lassen.

(4907/1639; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet