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Der Terror kommt aus dem Ausland

Deutsche Pax-Christi-Generalsekretärin berichtet in Würzburg von Solidaritätsreise in den Irak – Muslimisch-christlicher Dialog als Weg zum Frieden

Würzburg (POW) Überraschende Einblicke in den Alltag irakischer Christen hat Christine Hoffmann, Generalsekretärin von Pax Christi in Deutschland, im Sankt Burkardus-Haus gegeben. Zu ihrem Vortrag mit dem Titel „‘Tore werden den ganzen Tag nicht geschlossen‘ (Offb 21,25) – Utopie oder erfüllbare Hoffnung für den Irak?“ hatten die Katholische Akademie Domschule und die katholische Friedensbewegung Pax Christi gemeinsam eingeladen. Hoffmann berichtete sehr persönlich und lebendig von einen Solidaritätsreise in den Irak.

Seit über zehn Jahren pflegt Pax Christi International Kontakte zu den christlichen Kirchen im Irak. Aus Sicherheitsgründen konnte die Reise, die im September 2009 stattfand, nur in den kurdischen Norden des Landes führen. Für Bagdad und weitere umkämpfte Gebiete hatte die international besetzte Delegation keine Visa erhalten. Selbst im Norden war die Delegation nicht ganz sicher. In der einen Woche Besuchszeit explodierten in zwei muslimischen Nachbardörfern der besuchten christlichen Gemeinden Autobomben und rissen etliche Menschen in den Tod.

Die Delegation war von den christlichen Bischöfen im Irak eingeladen worden. Der Besuch sollte den christlichen Gemeinden vor Ort zeigen, dass sie nicht vergessen sind und zugleich Informationen darüber bekommen, auf welche Wiese ansatzhafte Friedensbemühungen vor Ort wirksamer unterstützt werden können. Hoffmann sagte, sie habe sehr viel Überraschendes erfahren, gesehen und gehört. Mehrfach betonte sie, entgegen allen gegenteiligen Pressemitteilungen empfänden die Menschen im Irak den dort herrschenden Krieg nicht als Religionskrieg. Es ginge hier um Macht und Öl. Bis zum Jahr 2003 hätten Sunniten und Schiiten einander sogar geheiratet. Hass und Terror würden vor allem vom Ausland, zum Beispiel dem benachbarten Iran, eingeschleppt. Es gäbe Menschen und Länder, die ein Interesse an einer instabilen Lage im Irak hätten. Von der amerikanischen Präsenz sei im Norden des Landes kaum etwas zu spüren gewesen.

Am bedrückendsten empfand Hoffmann den Besuch in einem von Christen gebauten Flüchtlingslager, im dem Menschen in bitterster Armut leben. Bedrückend war auch zu sehen, dass christliche Kirchen durch Betonpfosten und Wachposten vor Anschlägen mit Autobomben gesichert werden. Eine überraschende Erfahrung war, dass in christlichen Schulen Kinder aller Religionen zusammen lernen. Alle tragen westliche Kleidung. Manche Mädchen trugen Kopftücher, andere nicht. Auch die interessierten Zuhörer waren überrascht über die gezeigten Bilder, wie vom Neubau einer Kirche, dem Bild des Jugendchores, dessen Mitglieder alle westliche Kleidung tragen, aber auch von Bildern des Besuchs der Delegation beim „Ministerium für religiöse Angelegenheiten“, das über die Religionsfreiheit wacht und aufpasst, dass in muslimischen Moscheen kein Hass auf andere Religionen gepredigt wird.

Besonders in Kirkuk werde der Dialog der Religionen groß geschrieben. So wurde die Delegation von hohen sunnitischen und schiitischen Geistlichen empfangen und besuchte ihrerseits Moscheen und Geistliche beider Richtungen des Islam. Diese muslimischen Geistlichen baten auch darum, zu einem Gegenbesuch in Europa eingeladen zu werden, um dort über ihre eigenen Erfahrungen und Überzeugungen und über die Lage in ihrem Land zu informieren. Den Vormittag nach ihrem Vortrag verbrachte Christine Hoffmann am Friedrich-List-Gymnasium Gemünden. Auch dort berichtete sie interessierten Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufe von den Kontakten mit dem Irak.

Ein weiterer Schritt der Kontakte zwischen Pax Christi und dem Irak wird wohl ein Gegenbesuch von Iraker sein, die seit Jahren den christlich-muslimischen Dialog pflegen. Dieser Dialog, von dem in Europa und in den USA kaum jemand weiß, ist nach Angaben von Pax Christi keine Utopie, sondern Realität: „Er ist der erste Schritt zu mehr und neuem Vertrauen und zum Frieden.“

(1610/0543; E-Mail voraus)

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