Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Der weise Ratgeber mit dem Bart

Münsterschwarzacher Benediktinerpater Dr. Anselm Grün wie immer ein Publikumsmagnet – Messehalle kann Andrang kaum fassen

München (POW) Kaum hat er die Bühne in Halle B2 auf dem Münchener Messegelände betreten, brandet der Applaus durch die Halle. 2500 Menschen haben am Abend auf den Münsterschwarzacher Benediktinerpater Dr. Anselm Grün gewartet, zum Teil schon über eine Stunde, nur um sich einen Sitzplatz zu sichern.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Gesprächsabends ist die Halle zu zwei Dritteln gefüllt: „Ich habe ihm schon heute Nachmittag zugehört und gleich beschlossen, mir auch diese Veranstaltung nicht entgehen zu lassen“, erzählt eine etwa 50 Jahre alte Kirchentagsbesucherin auf Schwäbisch ihrer Platznachbarin. Wenige Minuten später schickt der Hallenleiter von den Pfadfindern seine Leute mit den Schildern „Halle überfüllt“ an die Eingänge.

„An der Quelle des Lebens“ ist das von Dr. Lothar Bauerochse vom Hessischen Rundfunk moderierte Gespräch überschrieben, an dem die evangelische Theologin Prof. Dr. Klara Butting aus Uelzen mitwirkt. Trotz ihres engagierten Mitwirkens ist spürbar: Die Frauen und Männer im Publikum hängen mehr an den Lippen des „meistgelesenen christlichen Autors“, wie ihn Bauerochse vorgestellt hat.

In ruhigem und besonnenem Ton breitet der Cellerar, also für Finanzdinge Verantwortliche der Abtei Münsterschwarzach seinen Wissensschatz in verständlicher Sprechweise aus. „Man darf nicht aus einer trüben Quellen schöpfen. Der Heilige Geist ist die Quelle in uns. Das ist der Weg des Mönches: der Weg nach innen.“ Deswegen habe Jesus verkündet: „Ihr seid schon rein.“ Unumwunden gibt Grün auf die Nachfrage des Moderators zu, dass es in der klösterlichen Gemeinschaft zwar viel gegenseitige Stärkung durch das Gebet und die Gemeinschaft gebe. „Es gibt aber neben der Erfüllung auch Enttäuschung.“ Diese sei für ihn ein Hinweis, sich immer wieder auf Gott als Quelle des Glücks zu besinnen.

Während der Benediktinerpater spricht, schleichen sich immer wieder Frauen und Männer aller Altersstufen an den Bühnenrand und fotografieren „ihren“ Anselm Grün – mal schnell und verstohlen, mal umständlich und dem Anschein nach die kurzfristige Nähe genießend. Fast wie eine Erläuterung seiner Gelassenheit spricht Grün davon, dass die Quelle fließen muss. „Eine Quelle darf nicht um sich selbst kreisen, sondern muss sich verschenken.“ Wer regelmäßig in seinen inneren Raum hineinhorche, der sei besser fähig, für die Menschen offen zu sein. Gleichzeitig legt der Erfolgsautor mit dem Rauschebart seinen Hörern nahe, sich eine Art Schutzraum unterhalb des Herzens zu bewahren, wo kein anderer Mensch Zutritt habe.

Er selbst erlebe immer wieder Menschen, die ausgebrannt seien, weil sie zum Beispiel permanent versuchten, alles dafür zu tun, dass es in der Familie keinen Streit gebe, oder sie wiederholt ihre ganze Kraft darauf setzten, die an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen. „Wer sich selbst nicht ernst nimmt, lässt sich die Kraft wegsaugen. Höre auf dein Gefühl: Der Einsatz für andere ist gut, solange du es gerne machst.“ Wer dabei eine gewisse Bitterkeit verspüre, solle auf dieses Gefühl hören.

Nach fast zwei Stunden entlässt Grün seine Zuhörer. Dem Ausdruck auf ihren Gesichtern nach haben sie aus einer guten Quelle geschöpft.

(2010/0654; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abfrufbar im Internet