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Der Welt Hoffnung geben

Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele zum 2. Ökumenischen Kirchentag in München – Interview des Würzburger katholischen Sonntagsblatts – „Ich kann von vielen Nichtkatholiken sagen: Sie sind Kirche“

Würzburg (POW) Eine „gute Atmosphäre“ erhofft sich Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele (82), langjähriger Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, für den 2. Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis 16. Mai in München. „Ich hoffe, dass man Hoffnung bezeugen und weitergeben kann. Das ist ja das zentrale Thema, und das ist eine wirklich gemeinsame Aufgabe, denn unsere Welt leidet an Hoffnungslosigkeit“, sagte er in einem Interview mit dem Würzburger katholischen Sonntagsblatt in der Ausgabe vom 9. Mai. Das Christentreffen steht unter dem Motto „Damit ihr Hoffnung habt“.

Weltweit erlebe er die Ökumene von katholischer und evangelischer Kirche positiver, optimistischer und kooperativer als in Deutschland. „Aber auch in Deutschland haben wir viel mehr Positives, als es im Blick ist. Wir haben die Gabe, immer mehr das Negative herauszustellen und immer wieder Bedenken zu äußern. Man kann aber nicht verschweigen: Es sind in Deutschland eine Reihe Schwierigkeiten zutage getreten. Dass wir es in Deutschland zum Beispiel noch nicht geschafft haben, eine gemeinsame Bibelübersetzung vorzulegen, hat uns zurückgeworfen“, unterstreicht der Bischof. Wichtig sei in der Ökumene, dass das, was einem wichtig ist, nicht einfach ausgeklammert, sondern in den Dialog eingebracht werde.

Angesprochen auf die Frage, weshalb evangelische Christen in einer katholischen Eucharistiefeier nicht zur Kommunion gehen dürften, sagte der Ökumeniker, die katholische Position hänge mit wesentlichen Glaubensfragen zusammen. „Wenn ein evangelischer Christ von seiner Glaubensvoraussetzung her der Überzeugung ist, man könne heute die Abendmahlsgemeinschaft praktizieren, kann ich das gut verstehen. Ich bitte die Nichtkatholiken, auch die katholische Überzeugung zu respektieren, dass zum echten Mitfeiern der Eucharistie die Gemeinschaft des Glaubens gehört.“ Diese Glaubensgemeinschaft sei zurzeit noch nicht gegeben. Sie sei in vielen grundlegenden Wahrheiten gegeben, aber bei entscheidenden Überzeugungen zum Beispiel über die Kirche, über den Zelebranten der Messe, über den Papst gebe es noch tief greifende Unterschiede, die man nicht einfach ignorieren dürfe.

Die Erklärungen Roms, wonach nur die katholische Kirche als Kirche Jesu Christi zu betrachten sei, hätten den ökumenischen Dialog belastet – vor allem, wenn es der Kirche nicht gelinge, diesbezügliche Sätze so zu formulieren, dass der andere sich verstanden sehe, unterstrich Bischof Scheele. „Wenn ich der Überzeugung bin, dass das apostolische Amt vom Herrn gestiftet ist und zum Wesen der Kirche gehört, dann bildet in diesem Sinne derjenige nicht Kirche, der das bestreitet. Wenn ich aber gleichzeitig sage, das Entscheidende der Kirche sei nicht der Papst und seien nicht die Bischöfe, sondern das Entscheidende ist das Leben in der Gnade, die wir empfangen, des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, dann ist Kirche überall da, wo dieser Glaube gelebt wird und er in der einen Taufe seine Grundlegung bekommt.“ Alle Ämter stünden im Dienst dieses Lebens. „In dem Sinn kann ich von vielen Nichtkatholiken sagen: Sie sind Kirche. Das ist eine wichtige Aussage. Gleichwohl bleibt eine Differenz, die man nicht leugnen kann.“

In der Ökumene wünscht sich der Bischof eine gemeinsame Besinnung auf das Zentrum des Glaubens und eine entsprechende Aktivität. Seine ökumenische Grundüberzeugung laute, je mehr sich die Christen auf Jesus Christus zu bewegten, umso näher rückten sie zusammen. In dem ausführlichen Interview spricht Bischof Scheele außerdem über den Dialog mit den orthodoxen Kirchen, mit den altorientalischen Kirchen, mit den Altkatholiken und mit den Anglikanern. Eine Rückkehr anderer Konfessionen zur katholischen Kirche sei erklärterweise nicht das Ziel der katholischen Kirche.

bs (POW)

(1910/0625; E-Mail voraus)

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