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Die Gefahr aus der Mitte

Die eigentliche Bedrohung der demokratischen Gesellschaft besteht darin, dass es in ihrer Mitte zu viele gibt, die den Trommlern an ihrem rechten Rand mit Sympathie zuhören, ja bereit sind, in ihren Rhythmus einzustimmen.
Es war eine Meldung, wie sie leicht in der Flut der Agenturtexte untergeht, eine Meldung, die von einer Veranstaltung in Erfurt berichtete. Und in der Meldung ein Satz, wie man ihn leicht überliest, der es aber bei genauerer Betrachtung in sich hat: „Die demokratische Gesellschaft ist nicht von den Rändern bedroht, sondern aus ihrer Mitte heraus.“ Gesagt hat das Oliver Decker vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus und Demokratieforschung an der Universität Leipzig. Seine Studien – er forscht seit 2002 zu rechtsextremen Positionen in der Gesellschaft – belegten „seit Jahren die bundesweite Präsenz einer vorurteilsverhafteten Einstellung und die Ablehnung demokratischer Grundwerte“, hieß es weiter.   Die eigentliche Bedrohung der demokratischen Gesellschaft besteht also nicht darin, dass an ihrem rechten Rand getrommelt wird, in jüngster Zeit deutlich stärker, sondern darin, dass es inmitten der Gesellschaft zu viele gibt, die den Trommlern mit Sympathie zuhören, ja bereit sind, in ihren Rhythmus einzustimmen. PEGIDA und AfD belegen das. Sie zeigen auch, wie schnell geächtetes, überwunden geglaubtes Gedankengut wieder salonfähig werden kann. Glaubt man dann auch noch den eigenen Wohlstand bedroht, kann das eine gefährliche Mischung ergeben. Die gesellschaftliche Mitte verliere immer dann an Stabilität, wenn der ökonomische Erfolg nachlasse, formuliert es Decker. So sollten etwa all jene, die jetzt eine Abschottung der deutschen Grenzen fordern, bedenken, was das für die Export-Nation Deutschland bedeuten würde.    Umso wichtiger, dass die Kirche hier klar Position für die freie und demokratische Gesellschaft bezieht, dass sich ihre Vertreter in der Öffentlichkeit von anders lautenden Äußerungen aus Kirchenkreisen, die es leider auch gibt, distanzieren; dass Kirche den Schulterschluss mit anderen sucht, wie es jüngst Kardinal Woelki in Köln als einer der Erstunterzeichner der „Rheinischen Botschaft“ getan hat.      Wolfgang Bullin