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Die grüne Seite des Mönchs

Benediktinerpater Dr. Anselm Grün: Wertorientierung bringt wahren Gewinn - Zuhörer sichern schon eine halbe Stunde vor Beginn des Vortrags ihre Sitzplätze – Werte bringen Mehrwert

Osnabrück/Münsterschwarzach (POW) Ökologie und Ökonomie müssen keine Gegensätze sein. Das hat der Münsterschwarzacher Benediktinerpater Dr. Anselm Grün an Fronleichnamnachmittag, 22. Mai, bei einem Vortrag auf dem Katholikentag in Osnabrück betont. Gut 45 Minuten sprach er ohne Manuskript und kurzweilig zum Thema. Von den über 300 Zuhörern in der Osnabrücker Turnhalle am Goethering warteten die meisten schon gut eine halbe Stunde zuvor auf Grüns Auftritt, um sich einen Sitzplatz zu sichern.

„Es sind die Werte, die eine Firma erst wirklich wertvoll machen“, erklärte der erfolgreiche Buchautor und Cellerar der Abtei Münsterschwarzach. Wertschöpfung geschehe dort, wo Menschen Wertschätzung erführen. So sei es nicht möglich, echte Zusammenarbeit zu erzielen, wenn die Verantwortlichen nicht an den Menschen glaubten. Als wichtigen Maßstab für Manager bezeichnete Grün, der außer für das Kloster selbst auch für rund 20 angeschlossene Betriebe wirtschaftlich verantwortlich ist, die beim Apostel Paulus genannten Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. „Ohne Glauben wird das Wirtschaften, das Streben nach möglichst viel Gewinn verabsolutiert. Wohin das führt, dafür kennt jeder von ihnen genügend Beispiele.“ Wahrhaft bereichernd, weil nicht allein auf Gewinnmaximierung abzielend, sind nach seiner Meinung Produkte und Dienstleistungen, die Hoffnung vermittelten. Liebe entdecke er in allen Dingen, die den Menschen dienten, sagte der Benediktinerpater.

Der Ordensgründer Benedikt habe die Mönche aufgefordert, Gott in allen Dingen zu verherrlichen. Darin sei einerseits die Aufforderung an die Handwerker enthalten, solide zu arbeiten, nicht zu betrügen und nicht zu habgierig zu sein. Gleichzeitig gehe es auch darum, so zu arbeiten, dass nicht die eigenen Lebensgrundlagen darunter litten. „Vor zehn Jahren haben wir im Kloster daher beschlossen, komplett auf nachhaltige Energieversorgung umzustellen. Zu 96 Prozent haben wir das jetzt auch geschafft.“ Was einst aus einem wertorientierten Ansatz heraus begann, zahle sich angesichts steigender Ölpreise auch finanziell aus.

Überhaupt könne Ökonomie durchaus ein Segen sein, wenn sie zum Nutzen des Menschen arbeite. „Wir müssen die Globalisierung humanisieren und die Humanisierung globalisieren“, sagte Grün. Gerechtigkeit und Vernetzung verhinderten Konflikte zwischen den Nationen. Aber auch im Kleinen ziehe ein guter Umgang miteinander Kreise. Die Kultur in einem Betrieb präge die Gesellschaft. „Dort, wo Mitarbeiter gut geführt werden, gehen sie abends ein Stück aufrechter nach Hause.“ Davon profitiere das gesamte Umfeld.

Drohen und Druck hemmten die Arbeitsleistung und machten die Mitarbeiter letztlich krank. Für den Umgang mit der Umwelt bringe ständiges Moralisieren nichts. „Man kann kein Leben wecken, indem man ein schlechtes Gewissen erzeugt.“ Das wahre Problem hinter vieler Rücksichtslosigkeit sei Beziehungslosigkeit. Wie jemand mit den Dingen oder den Mitmenschen umgehe, das sage viel über ihn aus. „Wer das göttliche Geheimnis im anderen sieht, geht anders mit ihm um.“

Grün plädierte dafür, die Natur neu in den Blick zu nehmen. Gott habe alles gut erschaffen. Deswegen sei die Natur auch ein wesentlicher Ort der Gotteserfahrung. „Das wird im Bereich der Liturgie langsam auch wieder entdeckt.“ Eine Tätigkeit, die vielen Menschen gleichzeitig eine ganz neue Erfahrung der Schöpfung und der Gottesbeziehung vermittle, sei das Pilgern. Es genügten aber auch – im übertragenen Sinne – kleine Schritte, um wachsam zu werden: „Kinder, die öfters im Wald spielen und dort den Rhythmus der Jahreszeiten entdecken, gehen behutsamer mit der Natur um.“ Grün lud die Zuhörer ein, regelmäßig Gott im Gebet zu loben. Die Benediktiner singen fünfmal täglich die Psalmen. Loben heiße, auf die Schöpfung zu schauen. Und das verändere das eigene Dasein. „Es tut dem Menschen nicht gut, wenn er nichts hat, wohin er aufschauen kann.“

mh (POW)

(2208/0658; E-Mail voraus)

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