Würzburg (POW) „Die Christen werden dann akzeptiert, wenn sie das Leben der Menschen besser machen.“ Das ist der Grundsatz von Bischof Modeste Kambou aus der Diözese Gaoua in Burkina Faso. Auf Einladung des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio sprach er am Donnerstag, 5. Oktober, bei einem „Abend der Begegnung“ in der Zehntscheune des Juliusspitals in Würzburg vor rund 60 Zuhörern über die gesellschaftliche Situation in seiner Heimat. Der Bischof ging auch der Frage nach, inwieweit sich christlicher Glaube und traditionelle Vorstellungen miteinander vereinbaren lassen. Anlass war der „Monat der Weltmission“, der unter dem Motto „Du führst mich hinaus ins Weite“ im Oktober Burkina Faso in den Fokus nimmt.
Der westafrikanische Bischof ist zum ersten Mal in Deutschland. „Es ist wie eine Pilgerreise für mich. Ich danke Gott, hier zu sein.“ Seine Diözese Gaoua sei ländlich und geprägt von Armut. Als er dorthin entsandt wurde, habe er an sich gezweifelt und nicht gewusst, ob und wie er diese Aufgabe bewältigen sollte. Doch er nahm die Herausforderung an: „C’est une mission“ – „Das ist eine Mission“. Weil gerade in der Region Gaoua besonders viele Menschen in traditionellen Religionen verhaftet sind – etwa 75 Prozent –, sei ein interkultureller und interreligiöser Dialog wichtig.
Die erste Aufgabe der Diözese sei, das Milieu zu verstehen, die Sprache und jeweiligen Dialekte zu lernen, um dann das Leben der Bevölkerung, das eng mit der Religiosität verwoben ist, nachvollziehen zu können, sagte Bischof Kambou. Erst dann könnten sich für die Mitarbeiter vor Ort Lebenswelten öffnen. Diese Arbeit funktioniere wirklich gut: „Die katholische Kirche ist sehr akzeptiert, weil sie nicht die spirituelle von der alltäglichen Entwicklung in der Region trennt, sondern ganzheitlich arbeitet.“ Wo Pfarreien seien, gebe es eine Gesundheitsversorgung, Bildungseinrichtungen und Infrastruktur. Rehabilitationszentren beispielsweise entsenden Helfer in die Regionen der Diözese, halten nach körperlich versehrten Menschen Ausschau und bieten ihnen an, sich kostenfrei im Rehazentrum behandeln zu lassen. „Natürlich unabhängig von der religiösen Orientierung“, betonte der Bischof.
In der anschließenden Diskussion ging es unter anderem um die Rolle der Frau in Burkina Faso. Die Frau spiele in der Gesellschaft und in der Kirche eine sehr wichtige Rolle, sagte Bischof Kambou. Ein Besucher erkannte Ähnlichkeiten zwischen den traditionellen westafrikanischen Religionen und dem Christentum. Der Bischof konnte zeitbedingt nicht mehr darauf eingehen, stimmte der Feststellung aber teilweise zu. Vor allem die Transzendenz sei ein Aspekt, der beide Religionen miteinander verbinde. Insgesamt will Bischof Kambou die kulturellen und religiösen Differenzen nicht aufheben: „Das wäre Inkulturation.“ Er plädierte für den Austausch, die Zusammenarbeit und den Dialog, um die unterschiedlichen Ethnien und Kulturen der Region nicht zu vernachlässigen und die lokalen Bräuche trotz des wirtschaftlichen und infrastrukturellen Fortschritts nicht zu verlieren.
Ein Ehepaar aus Karlsruhe war eigens für diesen Abend nach Würzburg gekommen, um von Bischof Kambou mehr über die westafrikanische Diözese zu erfahren. „Wir arbeiten bereits seit 33 Jahren über die Kolpingfamilie in Karlsruhe mit Gemeinden in Burkina Faso zusammen, kennen die Arbeit von Bischof Kambou und unterstützen die Arbeit vor Ort durch privat organisierte Spenden und Basare.“ Nächstes Jahr wollen sie selbst nach Burkina Faso reisen.
Der afrikanische Musiker Mamadou Sanou aus Burkina Faso gab mit traditionellen Instrumenten eine musikalische Einstimmung auf das Land.
Burkina Faso als Schwerpunktland beim „Monat der Weltmission“
Das Internationale Katholische Missionswerk Missio in München fördert seit 1838 Projekte weltweit. Schwerpunkte sind nachhaltige Bildungsprojekte, der Aufbau kirchlicher Infrastrukturen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie der interreligiöse Dialog. In diesem Jahr blickt Missio im „Monat der Weltmission“ schwerpunktmäßig auf Burkina Faso. Burkina Faso heißt übersetzt „Land des aufrichtigen Menschen“. Das westafrikanische Land ist geprägt von Armut, was unter anderem eine Folge der jahrzehntelangen Militärregierung ist. 64 Prozent der Menschen sind Analphabeten. Nach Angaben von Missio gibt es rund 60 Ethnien, jede hat ihren eigenen Dialekt. Französisch ist Amtssprache, außerdem gibt es Mòoré, Mande-Sprachen, Ful und Arabisch.
ch (POW)
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