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Die Seilschaft der Helfer

Freiwillige aus dem Bistum Würzburg helfen hinter den Kulissen des Katholikentags mit – Flexibilität und Geduld gefragt – „Du bist Saarbrücken. Du bist der Katholikentag.“

Saarbrücken (POW) Für gründliche Einarbeitung ist keine Zeit. „Achtet bitte darauf, dass ihr mit dem Seil auf unser Kommando reagiert. Wenn der für euch Verantwortliche sagt: Seil hoch, dann nehmt ihr alle das Seil hoch“, weist der Hauptverantwortliche mit orangefarbener Krawatte und Funkknopf im Ohr um kurz nach 15 Uhr seine Freiwilligen aus ganz Deutschland knapp und präzise ein. Mittendrin in der Schar von rund 100 Leuten ein neun Personen starkes Helferteam aus der Diözese Würzburg.

Sie alle dürfen bei der Eröffnung des 96. Katholikentags auf dem Saarbrücker Schlossplatz Dienst tun. Um 18 Uhr beginnt die Veranstaltung, die im Saarländischen Rundfunk ausgestrahlt wird. „Ab halb vier müsst ihr auf dem Platz sein und mit den Seilen Blöcke abtrennen, damit Rettungswege frei bleiben“, lautet die Anweisung. Die Blöcke vor der Bühne sollen zuletzt geöffnet werden, damit sich der Platz ganz füllen lässt.

Außer einer Flasche Mineralwasser bekommen die Helfer im Alter zwischen 16 und 60 vor allem eines mit auf dem Weg, ehe ihr Einsatz los geht: die Bitte, freundlich zu bleiben. „Ihr seid für viele das erste Gesicht, das sie direkt mit dem Katholikentag in Verbindung bringen.“

„Wenn’s das nur ist“, murmelt einer in die Runde. Wie flexibel es ist, hat das Helferteam von der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit aus Bad Neustadt am Mittwoch, 24. Mai, dem ersten Tag des Großereignisses, bereits beweisen dürfen: Beim Abholen der Teilnehmerausweise mit dem Kennbuchstaben „H“ und der dazu gehörigen grünen Halstücher, die sie als Helfer kennzeichnen, erfahren die Rhön-Grabfelder um Jugendreferent Andreas Hoffelner, dass der Einsatzort des heutigen Tages sich kurzfristig geändert hat: Eröffnungsveranstaltung statt Betreuung von Diskussionsforen heißt es aus der Helferzentrale. Ein Bus bringt die Schar zum Schloss.

Klara Holzheimer aus Kilianshof meistert seit der schnellen Einweisung in ihre Sonderaufgabe vor gut einer Stunde ihren Job mit stoischer Ruhe. Sie steht an der Absperrung vor der Bühne auf dem Schlossplatz und achtet darauf, dass kein Katholikentagsbesucher in den Prominentenbereich hinein klettert. Aber dafür müssten außer den Helfern erst einmal ein paar Zuschauer auf dem Gelände sein. Spätestens in anderthalb Stunden aber wird’s ernst. Zur großen Eröffnungsfeier werden mehrere Tausend Menschen erwartet.

Bis dahin ist Geduld die Haupttugend für die unterfränkischen Helfer. Und noch etwas ist von großer Wichtigkeit: Wetterfestigkeit. Brennende Sonne und winterlich kalter Wind wechseln sich im Minutentakt ab. Darauf war die Gruppe bei der Kurzinstruktion nicht vorbereitet worden.

Macht alles nichts, denn die Motivation ist groß: „Ich habe die Volunteers beim Weltjugendtag in Köln gesehen. Da habe ich mir gedacht: Das will ich auch mal machen“, erklärt der Bischofsheimer Sven Weber, während er auf das Kommando eines Verantwortlichen das Seil zu seinen Füßen anhebt. Es ist kurz vor 17 Uhr, der Platz füllt sich langsam. „Ich habe überhaupt erst durch das Angebot, als Helfer mitfahren zu können, vom Katholikentag erfahren“, sagt Jochen Guck aus Sulzfeld.

„Wo bleibt da die Gerechtigkeit?“, blafft ihn unter Anspielung auf das Katholikentagsmotto „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“ ein schlacksiger Mittdreißiger an. „Tut mir leid, aber hier dürfen Sie nicht stehen bleiben, der Rettungsweg muss frei bleiben“, sagt Guck freundlich. Beim Gegenüber stößt das auf wenig Gegenliebe: „Wer berechtigt Sie denn überhaupt dazu, mir Vorschriften zu machen?“ Zusammen mit Jutta Braun aus Wollbach gelingt es Guck schließlich, den Störenfried aus der Rettungsgasse zu komplimentieren. Weitere Vorkommnisse: Fehlanzeige. Das Einströmen der Menschen in den Block erfolgt ebenso reibungslos wie das Verlassen nach dem Schlusssegen durch den gastgebenden Bischof Dr. Reinhard Marx.

Sichtlich erleichtert kommen die Unterfranken wenige Minuten später am Treffpunkt links vor der Bühne zusammen. Der Platz hat sich geleert. Die Helfer haben ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Sie schütteln sich gegenseitig die Hände. Die Männer aus der Gruppe klopfen sich auf die Schultern. Eine augenzwinkernde Ermahnung mit Rhöner Charme, die auch für die anderen rund 1500 freiwilligen Helfer des Katholikentags Ansporn sein könnte, gibt’s gleich noch hinterher: „Du bist Saarbrücken. Du bist der Katholikentag.“

(2206/0802; E-Mail voraus)