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Die Sprache des eigenen Lebens finden

„Sonntagsdialog“ im Exerzitienhaus Himmelspforten – Hanns-Josef Ortheil las aus seinem neuen Roman „Die Erfindung des Lebens“

Würzburg (POW) Einen eindrücklichen und intensiven Vormittag haben die Besucher des Sonntagsdialogs am 16. Mai erlebt. Das Exerzitienhaus Himmelspforten und der Würzburger Lehrstuhl für Pastoraltheologie hatten zu der Veranstaltung mit dem Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil eingeladen.

In der Lesung trug der 1951 geborene Ortheil, Inhaber eines Lehrstuhls für Kreatives Schreiben an der Universität Hildesheim, Kernpassagen seines jüngsten Werkes „Die Erfindung des Lebens“ (Luchterhand 2009) vor. Der Roman erzählt die Geschichte eines jahrelang stummen Kindes, dessen Eltern im Krieg und in der Nachkriegszeit vier Kinder verloren haben. Zusammen mit der seit dem Tod des vierten Sohnes ebenfalls stummen Mutter wächst es in einer künstlichen Schutzzone auf, aus der es sich erst langsam durch das Klavierspiel und den unorthodoxen Sprachunterricht des Vaters befreien kann.

In seinen Einführungen erläuterte Ortheil die autobiographischen Hintergründe des Werkes. Ausführlich ging er auch auf den sachlich beobachtenden, beinahe protokollierend-dokumentierenden Stil des Werkes und auf die von ihm gewählte Erzählperspektive eines Erzählers ein, der Jahrzehnte später in Rom die Geschichte des stummen Johannes aufzeichnet. Es gehe darum, zur eigenen Geschichte eine Distanz zu finden, die erst das Erzählen ermögliche, sagte der mit zahlreichen Preisen, darunter dem Thomas-Mann-Preis, ausgezeichnete Ortheil.

Beim vorausgehenden Gottesdienst stellte Erich Garhammer, Professor für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät Würzburg, den Gedanken der Sprachfindung in das Zentrum seiner Predigt über die Erzählung von der Heilung eines Taubstummen. Wie in der Wundergeschichte der in seiner Artikulation beeinträchtigte Mann erst durch Jesus zu seiner eigenen Sprache finde, gehe es für den heutigen Menschen darum, das Wunder seiner eigenen Sprache zu entdecken. „Gerade Literaten zeigen uns, wie wir in die eigene Sprache kommen können“, sagte Garhammer. Ein Beispiel dafür sei auch Hanns-Josef Ortheil.

(2010/0661; E-Mail voraus)

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