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Die Wahrheit suchen und weitergeben

Gottesdienst und Vortrag zum 100. Todestag des Reformtheologen und Universitätsrektors Herman Schell in Würzburg – Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele würdigt reiches Gesamtwerk des umstrittenen Theologen

Würzburg (POW) Mit einem Gedenkgottesdienst und einem Vortrag von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele ist am Mittwochabend, 31. Mai, in Würzburg an den vor 100 Jahren gestorbenen Reformtheologen und Universitätsrektor Herman Schell (1850-1906) erinnert worden. Bischof Scheele würdigte in seiner Predigt bei der Eucharistiefeier in der Seminarkirche Sankt Michael und beim Festabend im Sankt Burkardus-Haus das reiche Gesamtwerk des Theologen. Schell rufe alle Christen auf, die Wahrheit zu suchen und weiterzugeben, sagte der Bischof bei der Veranstaltung der Katholischen Akademie Domschule.

Bischof Scheele würdigte Schell als einen der Pioniere des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dass man Schells zentrale Intention mit den Worten der Kirchenkonstitution des Konzils wiedergeben könne, zeige seine Bedeutung für die Kirche: „So erscheint die ganze Kirche als das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk.“ Bei der inneren Aneignung des Konzils und der konkreten Umsetzung seiner Impulse, die zu den wichtigsten aktuellen Aufgaben gehörten, sei Schell auch heute ein kundiger Helfer.

In seinem Vortrag ging Bischof Scheele ganz auf „Herman Schell im Dialog“ ein. Der vor 100 Jahren gestorbene Theologe sei ein „Lehre- und Lebemeister des Dialogs“. Bis wenige Stunden vor seinem jähen Tod habe er immer wieder den Dialog gesucht und gepflegt. Als Theologe des Dialogs habe Schell Wichtiges über dessen Werden und Wesen sowie über dessen Sinn und Segen erschlossen. Wie Schell Dialoge führte, zeigte Bischof Scheele an den Gesprächen und Briefen mit dem Philosophieprofessor Franz Brentano, dem Theologiestudenten Hugo Paulus und der Familie Heydenreich auf.

Weiter verdeutlichte der Bischof, wie der Theologe Schell den innergöttlichen Dialog, den Schöpfungs- und den Offenbarungsdialog, den innerkirchlichen, den ökumenischen, den interreligiösen sowie den universellen Dialog verstand. Bereits im 19. Jahrhundert habe Schell beispielsweise auf die Herausforderung hingewiesen, die den Menschen im 21. Jahrhundert zu schaffen machten. „Man muss für Öl in den Lampen sorgen, damit das unaufhaltsam näher kommende Eintreten der großen Kulturen und Kulturreligionen des Ostens in das seither christliche Kulturgebiet ohne verhängnisvolle Verluste von sich gehe“, habe Schell 1895 geschrieben. Das sei insbesondere ein Aufruf an alle Christen zur Bereitschaft zum interreligiösen Dialog gewesen.

Schells feste Überzeugung sei weiter, dass wie die Liebe der Glaube den universellen Dialog fordere und dieser zur Nachfolge Christi gehöre. Bei allen Unterschieden, die im universellen Dialog zutage träten, gebe es ein gemeinsames Ziel: die Wahrheit. Zusammen mit diesem Ziel sei allen zwischenmenschlichen Aktionen letztlich die gemeinsame Sorge für das Wohlergehen der Menschheit aufgetragen. „Christen und Nichtchristen sind verpflichtet, sich möglichst gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden in aller Welt einzusetzen“, betonte Bischof Scheele. Was dazu möglich und nötig ist, sei im universellen Dialog zu klären.

Bereits am Vormittag des 100. Todestags von Herman Scheel hatte der Würzburger Echter Verlag zwei neue Werke zur Wirkung und zur Theologie des umstrittenen Wissenschaftlers vorgestellt. Bei einer Feierstunde im Sankt Burkardus-Haus gab Bischof Scheele einen Einblick in sein neues Buch „Herman Schell im Dialog – Beiträge zum Werk und zur Wirkung von Herman Schell“. Dr. Thomas Franz vom Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Universität Würzburg präsentierte vier theologische Programmschriften Schells unter dem Titel „Die neue Zeit und der alte Glaube“ (siehe eigener Bericht: „Ein Mensch und Theologe des Dialogs“).

bs (POW)

(2306/0815; E-Mail voraus)