Würzburg/Miltenberg/Obernburg (POW) Fünf Minuten lang dauert allein der Einzug über die Außentreppe in das Neumünster – so viele sind gekommen. „Ich freue mich, dass Ihr da seid! Herzlich Willkommen“, begrüßt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann über 300 junge Wallfahrer aus den Dekanaten Miltenberg und Obernburg und besprengt sie mit Weihwasser. „Ihr seid tapfer durch den Regen gelaufen“, ermuntert er die Kinder aus 19 katholischen Kindertageseinrichtungen und ihre Betreuer. Teilweise schon um sieben Uhr morgens haben sie sich am Freitag, 13. Juli, in den Dekanaten Miltenberg und Obernburg auf den Weg nach Würzburg gemacht.
Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesancaritasverbands, macht bereits bei der Begrüßung der verschiedenen Gruppen in der Pfarrkirche Sankt Burkard das Wetter zum Thema. In Afrika sei bei einem Gottesdienst, den er feiern durfte, einmal plötzlich laut der Jubel der Kinder losgebrochen. „Nach langer Trockenzeit begann es mitten in der Messe ganz stark zu regnen. Das Klatschen der Kinder, das daraufhin begann, hat mich irritiert. Später haben sie mir erklärt, dass das für sie ein Zeichen ist, dass Gott sich um das Wohl der Menschen kümmert“, sagt der Domkapitular. Auch die Jungen und Mädchen dürften sich sicher sein, dass Gott sie begleite und beschütze. „Danken wir Kilian, Kolonat und Totnan dafür, dass sie uns diesen Glauben gebracht haben.“
Auf dem Fußweg über Alte Mainbrücke und Domstraße zum Neumünster überreichen Helfer den Wallfahrern Brötchen zur Stärkung. Gesangsgruppen von Burkarder Schule, Deutschhausgymnasium und den Ursulinen singen am Wegesrand für die Kinder fröhliche Glaubenslieder. An der Kiliansstatue auf der Alten Mainbrücke legen die Kinder, die sich mit dem Motto „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ und Kilian und seinen Gefährten beschäftigt haben, kleine Bilder und Geschenke nieder.
Im Neumünster nehmen die Kleinen und ihre Erzieherinnen und Erzieher nicht nur in den Bankreihen Platz. Vor dem Altarraum und im Mittelgang liegen Sitzkissen aus. So kann die Schar näher ans Geschehen rücken. Es gibt viel zu sehen: Der Kindergarten aus Niedernberg hat die Geschichte der irischen Mönche, die den Glauben nach Franken brachten, als Theaterstück einstudiert.
Drei Jungs in braunen Mönchsgewändern ergreifen Kreuz, Bibel, Kelch und Handglocke, weil sie den Glauben weitergeben möchten. Sie steigen in ein kleines Boot und überqueren die stürmische See, die mit einem wehenden blauen Tuch dargestellt wird. In Würzburg verkünden sie den Menschen das Evangelium, taufen Frauen und Männer, ja sogar den Herzog. „Nein“, sagt dessen Frau energisch, als dieser sie fragt, ob sie auch den Glauben an Gott annehmen möchte. Und als der Herzog einmal auf Reise ist, ruft die Herzogin Soldaten. Die nehmen die drei Mönche fest und bringen sie um, weil ihr die neue Lehre nicht passt.
„Wer von Euch ist denn schon einmal geflogen?“, fragt Bischof Hofmann die Kinder zu Beginn seiner Predigt. Manchmal müsse das Flugzeug erst die dichten und für manche beängstigenden Wolken durchqueren, um dahinter zum Sonnenschein zu gelangen. „Ihr kennt das auch, dass es manchmal Mauern in Eurem Leben gibt, die euch einengen. Wenn Ihr früh nicht aufstehen wollt, weil Ihr nicht wisst, was der Tag bringt. Oder nicht mit auf Besuch gehen wollt, weil Ihr denkt, dort ist es nur langweilig.“ Weil Gott immer da ist, gelinge es, solche Hindernisse zu überwinden. „Dafür können uns auch die Frankenapostel Vorbild sein. Die haben sich im Vertrauen auf Gott auf den Weg gemacht und uns den Glauben gebracht.“ Als der Bischof zum Schluss seiner Ansprache noch wissen möchte, wie die drei Mönche denn hießen, schallt es laut durchs Neumünster: „Kilian, Kolonat und Totnan.“
Nach dem gemeinsamen Vaterunser und einem Lied zum Thema „Mit Gott überspringe ich Mauern“ endet der Gottesdienst. Der Bischof und die anwesenden Priester und Diakone aus den Heimatgemeinden der Kinder erteilen den Kleinen einzeln den Segen. Dann können jungen Pilger sich mit Bananen, Brezeln und Getränken stärken. Auf dem Parkplatz am Würzburger Viehmarkt warten schon die Busse, die sie wieder an den Untermain bringen.