Würzburg (POW) „Du sollst dir kein Bild machen“: Mit diesem Gebot beschäftigt sich die Ringvorlesung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg im Wintersemester 2006/2007. Unter der Überschrift „Bilder-Streit“ sollen das Bilderverbot im Alten Testament, der Bilderstreit im Laufe der Kirchengeschichte sowie der Bildergebrauch in der Gegenwart näher beleuchtet werden. Die Vorlesungen sind öffentlich und finden ab dem 8. November jeweils mittwochs um 19.15 Uhr im Hörsaal 318 der Neuen Universität am Sanderring in Würzburg statt.
Mit seinem Bilderverbot hatte das Alte Testament die kultische Welt der Antike auf den Kopf gestellt – undenkbar war Götterglaube ohne bildliche Darstellung; gerade die heidnischen Götter gewannen ihre Präsenz und Lebensnähe in Kultbildern. Sie wurden geschmückt, gesalbt, eingekleidet und mit Speiseopfern versehen. Der Streit um die Bilder ist bis heute – so die These des Kunsthistorikers und Bildexperten Hans Belting – vom jahrhundertelangen Streit der Theologie um die Bilder geprägt. Heute, meint Belting, müsste das zweite der Zehn Gebote wohl heißen: „Du sollst dir keine virtuelle Realität erfinden und auch nicht deinen eigenen Markt im Kultbild verehren.“ Manche Kulturwissenschaftler stellen kritisch fest, die Katholische Kirche betreibe selber eine Bildpolitik, mit der sie die öffentlichen Räume besetze, wie beim Weltjugendtag, dem Papsttod oder dem Besuch Benedikts XVI. in Bayern.
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die Ringvorlesung während der vorgesehenen acht Veranstaltungen. Es referieren Lehrstuhlinhaber der Katholisch-Theologischen Fakultät sowie Professor Dr. Wolfgang Riedel vom Lehrstuhl für Neue Deutsche Literaturgeschichte.
Am 8. November spricht Professor Theodor Seidl zum Thema „Kunstverbot oder Kultverbot? Zum Verständnis des Bilderverbots im Alten Testament“. Am 15. November wird das Bilderverbot in der modernen Literatur am Beispiel Max Frisch thematisiert. Es referiert Professor Wolfgang Riedel. Das Thema der Veranstaltung am 22. November ist der Bilderstreit im ersten Jahrtausend. Als Referent spricht Professor Franz Dünzl. Professor Wolfgang Weiß referiert am 29. November zum Thema „Bilderzauber – Zauberbilder. Bild und Plastik in der westlichen Kirche des Mittelalters“. Nach den Weihnachtsferien wird die Ringvorlesung am 10. Januar fortgesetzt mit dem Vortrag „Bildersturm – Die Reformation und die Bilder“ von Professor Dominik Burkhard. Das Thema der Vorlesung am 17. Januar lautet „Wahrnehmungskunst und Kunstwahrnehmung. Die Funktion des Bildes für die Lebenspraxis“. Es spricht Professor Gerhard Droesser. „Das ‚christlichen Menschenbild’ – Norm oder Fiktion?“ fragt am 24. Januar Professor Stephan Ernst in seiner Vorlesung. Das Thema der Veranstaltung am 31. Januar lautet „Bilder in Kirchenräumen“. Dazu spricht Professor Erich Garhammer. Den Abschluss der Ringvorlesung bildet am 7. Februar eine Führung im Museum am Dom. Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen präsentiert „Bilder im Museum – Das Konzept des Museums am Dom“.
Nähere Informationen im Internet unter www.theologie.uni-wuerzburg.de
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