Würzburg (POW) Mit einer Gedenk- und Feierstunde hat der Diözesangeschichtsverein der Diözese Würzburg bei seiner Jahresversammlung des 100. Geburtstags von Bischof Dr. Josef Stangl und des 50. Jubiläums seiner Bischofsweihe gedacht. Das 75. Jubiläum des Vereins bezeichnete der Vorsitzende Professor Dr. Wolfgang Weiß als nebensächlich. „Der Vereins sieht sich im Dienste der Diözesangeschichte und wird diözesangeschichtlichen Anlässen stets den Vortritt lassen“, sagte er am Freitag, 21. September, beim Festakt in der Neubaukirche. Den 69. Band der Diözesangeschichtsblätter überreichte Weiß an Professor em. Dr. Klaus Ganzer. Darüber hinaus referierte Professor Dr. Erwin Gatz (Rom) zum Thema „Der deutsche Episkopat von 1945 bis 2000“.
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann würdigte seinen Vorgänger als geistlichen Menschen, der aus einer innigen Verbindung mit dem dreieinigen Gott lebte. Gerade in einer Zeit voller Spannungen und Veränderungen sei er den Gläubigen als ein Bischof auf Augenhöhe begegnet. „Er war mehr als nur ein freundlicher Mensch, dem es um eine Wohlfühl-Stimmung ging. Sein Anliegen war es, den Menschen die christlichen Werte und Überzeugungen schmackhaft zu machen“, sagte Bischof Hofmann. Stangl habe den Glauben als Froh- und nicht Drohbotschaft verstanden. Sein Wahlspruch „Dem Herrn ein bereites Volk“ zeuge dennoch von der Erkenntnis, dass der Weg des Hirten ein steiniger sei. Stangl habe den Dialog mit den Gläubigen im Bistum nicht als Zerreden der Wahrheit betrieben, sondern als liebevolle Mitteilung, betonte Bischof Hofmann. Nicht umsonst habe der spätere Papst Benedikt XVI. beim Requiem für Stangl diesen als einen Seelsorger im engen Sinne des Wortes charakterisiert. Domkapitular Monsignore Günter Putz bezeichnete Bischof Stangl als einen Experten der Herzenskultur. „Wer auf den Bischof zuging, war sicher, dass er Gutes erleben wird“, sagte Putz, Vorsitzender des Klerusvereins, bei der Begrüßung.
Bei der Übergabe der Diözesangeschichtsblätter würdigte Professor Weiß Ganzer als einen Mann, der in 27 Jahren an der Würzburger Katholisch-theologischen Fakultät zahlreiche zukünftige Priester, pastorale Mitarbeiter und Religionslehrer mit seinem Verständnis von historischer Theologie geprägt habe. Der Ganzer gewidmete 69. Band der Würzburger Diözesangeschichtsblätter habe seinen Schwerpunkt in der Geschichte des konfessionellen Zeitalters sowie der Theologiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, „den wohl zwei wichtigsten Arbeitsgebieten des Geehrten“.
Über die Geschichte der deutschen Diözesanbischöfe von 1945 bis 2000 sprach Professor Dr. Erwin Gatz. Der Herausgeber des Bischofs sowie des Bistumslexikons für den deutschsprachigen Bereich und Rektor des deutschen Priesterkollegs in Rom legte dar, wie in dieser Zeit aus den einzelnen Bischöfen immer mehr eine Aktionsgemeinschaft und schließlich ein Gesamtepiskopat wurde. „Nicht zu übersehen war die seit dem Konzil größere Nähe der Bischöfe zu Klerus und Gläubigen. Aus Exzellenzen waren Seelsorger geworden“, sagte Gatz. Er erklärte unter anderem, dass die katholischen Bischöfe praktisch aus allen sozialen Schichten stammten, was eine enge Verzahnung mit allen Gesellschaftsschichten bedeutete. Im internationalen Vergleich habe das wissenschaftliche Niveau dank der Ausbildung an Universitäten und Hochschulen auf hohem Niveau gelegen. „Immerhin 22 Prozent aller Bischöfe waren vor ihrer Ernennung Professoren der Theologie gewesen.“
Mit Ausnahme von Michael Buchberger, der als Bischof von Regensburg Herausgeber der ersten Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche war und persönlich Korrektur las, habe für die meisten das Bischofsamt das Ende der wissenschaftlichen Tätigkeit bedeutet. Von den 103 Bischöfen dieser Periode stammte etwa jeder zweite aus dem Bistum, dem er vorstand. In Freiburg, Rottenburg-Stuttgart, Münster und Paderborn, wo das Kapitel Wahlrecht besaß, waren alle Bischöfe Einheimische. Als bedeutend wertete Gatz die vom Zweiten Vatikanischen Konzils verordnete Errichtung der Deutschen Bischofskonferenz, die im Jahr 1966 stattfand. „Dadurch wurde aus dem vorher lockeren Beratungsgremien eine festgelegte auctoritas territorialis.“
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