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Ein Leben für und mit der Kunst

Verlag „Schnell & Steiner“ zeichnet Dr. Jürgen Lenssen mit Ehrenpreis für das Lebenswerk aus – Laudator Michael Triegel: „Nur wenn eine Frage zugelassen wird, können wir nach einer Antwort suchen“

Regensburg/Würzburg (POW) Als „Mann, der wie wenige für und mit der Kunst lebt“, hat der international renommierte Maler Michael Triegel Domkapitular em. Dr. Jürgen Lenssen, den langjährigen Bau- und Kunstreferenten des Bistums Würzburg, bei der Verleihung des Ehrenpreises für das Lebenswerk des Kunstverlags „Schnell & Steiner“ am Montag, 20. November, in Regensburg bezeichnet. In seiner Laudatio betonte Triegel, der Preis schließe das Lebenswerk Lenssens nicht ab. „Wir werden mit Sicherheit noch viel von ihm hören und sehen und können noch viel von ihm erwarten.“ Der Bildhauer Thomas Hildenbrand erhielt bei der Veranstaltung den „Schnell & Steiner Kulturpreis Kunst und Ethos 2017“. Sein Laudator war Lenssen.

Wie Triegel ausführte, könne Lenssen als Priester seine Kunst nicht als Selbstzweck verstehen, sondern im besten Sinne als Dienerin am Guten. „Dieses demütige Verständnis seiner Arbeit als Gottesdienst schließt jedoch ein robustes Selbstbewusstsein nicht aus. Es fordert gerade der Dienst am Höchsten auch die ganze Person und lässt keine Halbheiten zu, zwingt also zu größter Qualität.“ Aus dieser Haltung heraus sei Lenssen nie der Versuchung erlegen, aus seiner religiösen Kunst eine Kunstreligion zu machen. „Bei der narzisstischen Kunstreligion sind Mittel und Ziel der Erhebung, nämlich das Kunstwerk, ein und dasselbe.“

Lenssen habe inhaltlich nie Unterschiede gemacht zwischen seinen Konzeptionen – egal ob es um große Kirchen wie den Würzburger Dom, das Neumünster oder Augustinerkirche ging, um einen Seitenaltar in der Würzburger Pfarrkirche Sankt Peter und Paul oder um die Hauskapelle der Leipziger Jesuiten. Als diese ihn um Rat gefragt hätten, habe Lenssen nicht nur umgehend einen Entwurf geliefert, sondern die Ausführung auch selbst bezahlt. „Seine Arbeit ‚ad maiorem Die gloriam‘ versteht er aber immer auch als einen Dienst am Menschen“, betonte Triegel. Geradezu programmatisch sei daher der Satz „Gottes Sehnsucht ist der Mensch“ von Augustinus  zu verstehen, der sich auf der Rückseite des von Lenssen in Auftrag gegebenen Altars für die Pfarrkirche in Dettelbach finde.

An die 400 Kirchen habe Lenssen (mit-)gestaltet. Dabei habe er stets die ethische Frage „Was soll ich tun?“ ernst genommen und Räume geschaffen, in denen diese Fragen gestellt werden könnten, „Räume, in denen Menschen untereinander und mit Gott ins Gespräch kommen können“. Er selbst habe durch die Zusammenarbeit mit Lenssen zur Kirche gefunden und sich schließlich taufen lassen, sagte Triegel. Seinerzeit habe er den Domkapitular gefragt, warum ausgerechnet er als Ungetaufter die Altäre für Ebern und Dettelbach schaffen solle. Lenssen habe ihm entgegnet, er solle seine persönlichen Sehnsüchte und Zweifel thematisieren, die ja die Sehnsüchte und Zweifel vieler seien. „Nur wenn eine Frage zugelassen wird, können wir nach einer Antwort suchen“, betonte der Laudator. Lenssen habe bei der Zusammenarbeit den Künstlern immer eine große Autonomie gegeben. Sein sicheres Urteilsvermögen und ein Verständnis von Partnerschaft machten ihm das möglich.

Auch seine eigenen Gestaltungen zwängen die Menschen nicht zur Unterwerfung. Vielmehr schaffe Lenssen liberale Räume. „Wer schon einmal in einer von ihm gestalteten Kapelle gebetet, wer in einer seiner Kirchen einen Gottesdienst erlebte, wird für dieses Zulassen des freien Willens dankbar sein.“ In den Lenssen’schen Museumsprojekten werde diese freiheitliche Haltung ebenfalls spürbar. So habe dieser sich beim Museum am Dom erlaubt, Kunst nicht chronologisch oder stilistisch zu präsentieren, sondern Themenkomplexe zu schaffen, die den Fokus auf die Inhalte setzten. „Die überraschenden Bezüge, die sich aus der Konfrontation von alter und neuer Kunst ergeben, lassen uns klarer erkennen, wo Brüche auftreten, aber auch, wo es Kontinuitäten gibt oder gar das Alte als besonders jugendfrisch und von den Schlacken der Konvention befreit wahrgenommen werden kann.“ Dabei mische sich nicht nur Kunst alter Meister mit zeitgenössischen Positionen, sondern es stünden Werke von Stars des Kunstbetriebs neben denen unbekannter Autoren.

Besonders würdigte Triegel, dass Lenssen es war, der mit dem „Abendmahl“ das erste Triegel-Opus in ein Museum hängte. Er habe sich damals wie heute nicht um die Bewertungen des Kunstmarktes gekümmert, weil für ihn die formale Meisterschaft und inhaltliche Relevanz der Arbeit im Mittelpunkt stünden. Im Museum am Dom hänge von Anfang an Kunst aus dem Osten Deutschlands neben der aus dem Westen. „Dass diese undogmatische Haltung 27 Jahre nach der Wiedervereinigung noch als etwas Besonderes erwähnenswert ist, macht die Wichtigkeit des Würzburger Museums am Dom einmal mehr deutlich.“

(4817/1274; E-Mail voraus)

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