Würzburg (POW) Im Bistum Würzburg steht der Prozess der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften vor dem Abschluss. Zu dem von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann vorgegebenen Termin, erster Fastensonntag 2010, werden fast alle der insgesamt 164 Pfarreiengemeinschaften errichtet sein (siehe Aktuelles Lexikon „Pfarreiengemeinschaft“). Lediglich bei sieben Seelsorgeeinheiten müssen die Errichtungen vor allem wegen personeller Fragen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. 14 Gemeinden bleiben als Einzelpfarreien bestehen. „Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass wir die Gläubigen vor Ort beim Prozess mitnehmen und sie ihre Anliegen einbringen können. Trotz einzelner Probleme bei der Umsetzung sind wir auf einem sehr guten Weg“, sagte der Bischof bei der Pressekonferenz zum Abschluss des Prozesses der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften am Donnerstag, 11. Februar, im Kilianshaus in Würzburg.
Bischof Hofmann bezeichnete die Bildung der Pfarreiengemeinschaften als einen neuen Weg der Seelsorge in der Diözese Würzburg. Dabei ginge es nicht darum, den weniger werdenden Priestern und dem pastoralen Personal immer mehr Lasten aufzubürden und dann so weiterzumachen wie gewohnt. „Es geht um die Menschen in den Gemeinden.“ Kirche müsse sich heute fragen, was die Menschen brauchten, um ihr Leben zu gestalten und es mit Gott in Berührung zu bringen. Territoriale Seelsorge müsse unter veränderten Bedingungen gewährleistet werden.
Deutlich machte Bischof Hofmann, dass im Bistum Würzburg keine der 525 Pfarreien und 95 Kuratien mit 259 Filialen aufgelöst werde. „Die Gemeinden, die sich zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammenschließen, sollen mit ihrem unverwechselbaren Profil nicht untergehen. Es geht um Einheit in der Vielfalt.“ Das Leben in den Gemeinden vor Ort sei sehr lebendig und solle auf alle Fälle erhalten werden, würdigte der Bischof den Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort. In großer Offenheit hätten sich Seelsorger und Ehrenamtliche in den Pfarreien den Herausforderungen gestellt „und sind zu einem abgestimmten Miteinander in den errichteten Pfarreiengemeinschaften gekommen“. Gleichzeitig dankte der Bischof den Organisatoren des Prozesses in der Hauptabteilung Seelsorge, Domkapitular Monsignore Hans Herderich, Domvikar Christoph Warmuth und Pastoralreferent Rainer Ziegler, die das Vorhaben mit Einsatz, Geduld und Durchsetzungsfähigkeit vorangebracht hätten.
Der erste Fastensonntag 2010 sei aber kein Punkt, an dem die Diözese sagen könne: „Es ist geschafft.“ Wichtig sei jetzt, den Blick ganz auf die inhaltliche und spirituelle Dimension der Seelsorgeeinheiten zu lenken. Notwendig sei eine kooperative Pastoral, die auch immer missionarisch sein müsse. Inhalte der Seelsorge müssten immer wieder neu mit Leben gefüllt werden. Die bevorstehenden Pfarrgemeinderatswahlen am 7. März unter dem Motto „Aufbrechen“ und die Regionaltage im Herbst für die Seelsorger seien gute Möglichkeiten, in den kommenden Monaten den neuen Weg weiterzugehen. Die Seelsorger bat der Bischof, sich darauf einzulassen.
Domvikar Christoph Warmuth und Pastoralreferent Rainer Ziegler vom Bereich Gemeindeentwicklung und pastorale Konzeption in der Hauptabteilung Seelsorge zeigten den Umstrukturierungsprozess in der Diözese Würzburg auf, der bereits in den 1970er Jahren mit der Errichtung von Pfarrverbänden begonnen habe (siehe Bericht „Neue Wege seit vielen Jahren“). Domvikar Warmuth betonte, der Großteil der Gemeinden habe den Prozess der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften genutzt. Die Entwicklung habe den Gemeinden geholfen, die Aufgaben in der Seelsorge bewusster wahrzunehmen und das Selbstbewusstsein zu stärken. Manche Pfarreien hätten die Errichtung der Pfarreiengemeinschaft nur formal vollzogen. Hier biete sich die Möglichkeit, in den kommenden Jahren die Zusammenarbeit in der errichteten Seelsorgeeinheit zu entwickeln. Schwierigkeiten habe es in wenigen Fällen gegeben, sei es wegen der Vakanz der Pfarrerstelle oder wegen personeller Fragen. Zwei künftige Gemeinschaften hätten um einen zeitlichen Aufschub gebeten.
Als Vertreter der Steuerungsgruppe des Errichtungsprozesses unterstrich Seelsorgereferent Domkapitular Monsignore Hans Herderich, im Bistum Würzburg habe man großen Wert darauf gelegt, die Menschen vor Ort in den Umstrukturierungsprozess mit einzubeziehen. „Wir wollten nichts allein von oben festlegen, sondern die Beteiligung der Basis. Über die Regionaldekane hatten wir in der Steuerungsgruppe eine gute Rückbindung an die Gemeinden.“ Personalreferent Domkapitular Monsignore Heinz Geist wies auf die begrenzte Zahl von Priestern zur Leitung der Pfarreiengemeinschaften hin. Rund 200 Priester seien zwar in der territorialen Seelsorge tätig. Dennoch stelle sich die Frage, ob die Diözese immer den idealen Pfarrer zur Leitung einer Pfarreiengemeinschaft stellen könne. Insgesamt sind nach Angaben Geists 640 Frauen und Männer in Voll- oder Teilzeit in der Seelsorge aktiv. Ein großes Problem sei mittlerweile das Fehlen von Gemeindereferentinnen und -referenten.
Im Blick auf die Pfarrgemeinderatswahlen am 7. März wies der Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken, Matthias Reichert, auf die Anpassung der Satzung und der Wahlordnung der Pfarrgemeinderäte hin. Für die Wahlperiode 2010 bis 2014 bestehe die Möglichkeit, einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat auf Ebene der Pfarreiengemeinschaft zu bilden oder einen eigenen Pfarrgemeinderat auf Pfarreiebene zu wählen. Die Entscheidung liege bei den Verantwortlichen vor Ort. Nach Angaben Reicherts wählen am 7. März nur zirka zehn Pfarreiengemeinschaften einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat.
Wie der Prozess der Errichtung der Pfarreiengemeinschaft vor Ort umgesetzt wurde, berichteten Pfarrer Norbert Geiger aus Sulzbach am Main, Dekan Thomas Keßler aus Bad Kissingen und Pfarrer Gerhard Reitz aus Würzburg-Sanderau (siehe eigener Bericht „Über den Kirchturm hinausblicken“).
(0710/0212; E-Mail voraus)
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