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Ein Vorbild für die Menschen

Würzburger Ehrendomherr Altbischof Ignacy Jeż feiert sein 70. Priesterjubiläum und erhält hohe staatliche Auszeichnung der Polnischen Republik – Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand überbringt bei Feier in Koszalin Glückwünsche aus Würzburg

Koszalin/Würzburg (POW) Die Ehrung mag weit über den Tag hinaus für das deutsch-polnische Verhältnis bedeutsam sein und auch die Menschen einschließen, die sich um eine Aussöhnung zwischen beiden Nachbarländern mühen: Anlässlich seines 70. Priesterjubiläums ist der erste Bischof der 1972 gegründeten polnischen Diözese Koszalin-Kolobrzeg (Köslin-Kolberg) an der pommerschen Ostseeküste und Würzburger Ehrendomherr Altbischof Ignacy Jeż (92) mit der höchsten Klasse des Ordens „Polonia Restituta“ der Polnischen Republik, mit dem Großkreuz des „Ordens der Wiedergeburt Polens“ ausgezeichnet worden. 2005 hatte Bundespräsident Horst Köhler Bischof Jeż bereits das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Menschen wie Bischof Jeż sind heute gefragter denn je, leider werden sie immer rarer. Ob in Politik oder Kirche, ob in Polen oder Deutschland: Der ehemaligen Häftling im Konzentrationslager Dachau gilt als leuchtendes Vorbild für den Einsatz um die deutsch-polnische Aussöhnung und als glaubwürdiger Zeuge des christlichen Glaubens. Das ist bei der Feier des 70. Priesterjubiläums am 10. Juni 2007 in Koszalin immer wieder zu hören. Gekommen sind viele, um diesen Bischof zu würdigen: Polens Primas Kardinal Józef Glemp aus Warschau, der neue Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz, der Erzbischof von Szczecin-Kamień (Stettin), Zygmunt Kamiński, Bischöfe, Weihbischöfe, Priester, Politiker, Verwandte und Freunde.

Die Gäste aus Deutschland dürfen sich hochschätzen, Freunde dieses Mannes mit seiner reichen Lebensgeschichte sein zu dürfen: Aus den Bistümern Essen, Paderborn und Würzburg sind sie angereist, um Bischof Jeż für sein Lebenswerk und für die jahrzehntelange Verbundenheit über Grenzen hinweg zu danken, um sich vor diesem Brückenbauer zwischen Polen und Deutschen zu verneigen. „Ich begrüße alle Gäste aus Deutschland. Wir freuen uns, dass Sie mit uns dieses Fest feiern“, sagt Koszalins Weihbischof und derzeitiger Diözesanadministrator Tadeusz Werno in deutscher Sprache in seiner Begrüßung. Würzburgs Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand wird später die Glückwünsche von Kardinal Karl Lehmann, der Würzburger Bischöfe, des Domkapitels und der ganzen Diözese Würzburg überbringen und Bischof Jeż als Vorbild auch für die Priester in Deutschland würdigen, der den Dienst der Versöhnung vorlebe.

Die Festpredigt des neuen Warschauer Erzbischofs Nycz erwarten die Gläubigen beim Pontifikalgottesdienst im Dom zu Koszalin voller Spannung. Bis Jahresbeginn leitete Nycz noch das Bistum Koszalin-Kolobrzeg, ehe ihm Papst Benedikt XVI. nach dem Rücktritt des bereits ernannten Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus die Leitung der polnischen Hauptstadtdiözese übertrug. Anlass für den Rücktritt waren Geheimdienst-Kontakte während der kommunistischen Ära. „Wir müssen die Wunden heilen lassen und dürfen sie nicht öffnen. Unser Blick muss in die Zukunft gerichtet sein“, sagt Erzbischof Nycz mit Blick auf die Debatte der vergangenen Monate um die Zusammenarbeit mancher Geistlicher mit dem Geheimdienst in kommunistischer Zeit. Das Lebenswerk von Bischof Jeż müsse heute Vorbild sein, Vorbild für die Priester, Vorbild für alle, die sich für ein nachbarschaftliches Verhältnis von Polen und Deutschen einsetzen.

Applaus brandet immer wieder auf, wenn Erzbischof Nycz das Wirken von Bischof Jeż würdigt: die jahrzehntelange Versöhnungsarbeit nach der Zeit als Häftling im Konzentrationslager Dachau, den Einsatz beim Aufbau der neuen Diözese Koszalin-Kolobrzeg. „Bischof Jeż ist sehr wichtig für die Kirche. Er hat keine Vorurteile. Er kann sich entschuldigen und kann die Entschuldigung annehmen. Er will die Menschen zusammenbringen und sie zu Gott führen.“ Besonders weist Erzbischof Nycz auf den Optimismus von Bischof Jeż hin, der ihn auch durch dunkle Zeiten begleitet habe. „Ich bin froh, dass Bischof Jeż heute noch mitwirkt. Er muss täglich nicht mehr zu fünf Firmungen, aber sein Lächeln brauchen wir auch in den kommenden Jahren.“

Eine Lobeshymne stimmt auch der Primas Polens und Warschauer Kardinal Glemp an. Bischof Jeż sei immer froh gewesen und habe Kraft und Gnade aus Gott gefunden – auch wenn andere traurig waren. Das gilt auch für seine Zeit im Konzentrationslager.“ Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe er sich sehr für soziale Frage engagiert. Das neue Bistum Koszalin-Kolobrzeg habe er 1972 zunächst von einer Dachkammer aus geleitet. „Mit Gottes Segen ist Koszalin-Kolobrzeg heute eine große Diözese und eine Schule für künftige Erzbischöfe.“ Stettins Metropolit Erzbischof Kamiński betont schließlich, gerade in einer modernen Welt, die vieles in Frage stelle, werde Bischof Jeż als Zeuge des Glaubens dringend gebraucht.

Nur einer bremst an diesem Festtag: der Jubilar selbst. Mit Stab und Mitra steht der fast 93-Jähriger fest am Altar und spricht mit sicherer Stimme und voller Humor: „So gut war ich auch nicht im Leben. Deshalb hat es mich gewundert, so gelobt zu werden. Wahrscheinlich waren es die Erwartungen an mich, die heute aufgezählt wurden“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Einen Wunsch der Festgemeinde greift er jedoch auf und macht ihn zu seinem eigenen: Dass ihn der liebe Gott noch einige Zeit auf der Erde lasse. Die Menschen quittieren den Wunsch mit der polnischen Geburtstagshymne: „Sto lat!“ – „Viele Jahre!“

Bischof Jeż wurde am 31. Juli 1914 im Bezirk Mielec in der Diözese Tarnów geboren und wuchs in Kattowitz auf. Am 20. Juni 1937 weihte ihn Bischof Stanislaw Adamski in Kattowitz zum Priester. Danach wirkte Jeż als Kaplan in Hajduki Wielkie. Am 17. August 1942 verhaftete ihn die Gestapo. Grund: Er wurde beschuldigt, eine Kundgebung organisiert zu haben in Form eines Trauergottesdienstes für den in Dachau ermordeten Dekan Józef Czempiel, den Pfarrer seines Wirkungsortes. Am 7. Oktober 1942 wurde Jeż in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert und blieb dort bis zur Befreiung durch die Amerikaner am 29. April 1945. Nach dem Krieg betreute Jeż zunächst verschleppte und gefangene Polen in Deutschland, die nicht sofort zurück in die Heimat konnten. Erst im Mai 1946 kehrte er nach Polen zurück und wirkte als Seelsorger, Religionslehrer und Direktor eines Knabenseminars. 1960 wurde er Weihbischof in Gorzów/Landsberg an der Warthe, 1962 nahm Bischof Jeż am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. 1972 wurde er Bischof der neue Diözese Köslin-Kolberg an der polnischen Ostseeküste. 20 Jahre setzte er sich dort für den Aufbau der neuen polnischen Diözese ein und kämpfte für die Errichtung von rund 100 Pfarrgemeinden. 1992 wurde er von diesen Aufgaben aus Altersgründen entpflichtet. Auch im Ruhestand ist Bischof Jeż aktiv. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele ernannte ihn 2002 auf Vorschlag des Domkapitels zu Würzburg zum Ehrendomherrn an der Kathedralkirche zu Würzburg. Die Bundesrepublik Deutschland ehrte das Lebenswerk des Bischofs im Jahr 2005 mit der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Sein 70. Priesterjubiläum feiert Bischof Jeż in Koszalin (10. Juni 2007) und im Heimatbistum Kattowitz (24. Juni 2007).

Bernhard Schweßinger (POW)

(2507/0890; E-Mail voraus)

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