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Eine Ära geht zu Ende

Der Bischöfliche Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer tritt zum 31. Mai in den Ruhestand – 65. Geburtstag am 26. Mai – „Ich übergebe ein bestelltes Haus“

Würzburg (POW) Eine Ära geht im Bistum Würzburg zu Ende: Nach fast 31 Jahren im Amt des Bischöflichen Finanzdirektors tritt Dr. Adolf Bauer zum 31. Mai 2010 altersbedingt in den Ruhestand. Zuvor feiert er am Mittwoch, 26. Mai, seinen 65. Geburtstag. Als Bauer 1979 das Amt als Finanzchef der Diözese Würzburg antrat, war er der jüngste Finanzdirektor in den deutschen Diözesen, heute ist er der dienstälteste in der Riege der kirchlichen Kassenchefs. „Nicht mehr ausgeben, als man einnimmt“, so lautete der einfache, aber effektive Leitsatz seines Wirkens. Die Diözese Würzburg verabschiedet Bauer bei einem Festgottesdienst im Neumünster und einem Festakt im Museum am Dom in Würzburg am Freitag, 2. Juli.

Bauer stammt aus dem Winzerort Thüngersheim, mainabwärts von Würzburg gelegen. „Es war eine schwere Geburt mit Nottaufe“, erzählt er rückblickend auf den 26. Mai 1945. Arzt und Hebamme hätte damals in den ersten Nachkriegstagen hervorragende Arbeit geleistet, erfährt Bauer Jahrzehnte später. Die Eltern wollen, dass ihr Adolf Priester wird. Bei den Augustinern geht das siebte von acht Kindern der Bauers- und Winzerfamilie ins Internat. Doch die Wege des jungen Adolf verlaufen anders: Abitur in Würzburg, Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Würzburg und Wien, Diplomvolkswirt, Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. In den Dienst der Diözese Würzburg tritt er 1973 ein und setzt sich in den ersten Jahren für die Organisation im Bischöflichen Ordinariat ein. Er ist für Sonderaufgaben wie den Aufbau der EDV oder die Planung des Haushalts verantwortlich. „Ich hatte berufliche Alternativen, war aber froh, in der Kirche Dienst leisten zu können. Das ist eine große Erfüllung für mich.“

Förderlich für die Aufgaben in der Bischöflichen Finanzkammer ist sicherlich, dass er bereits als Bub dem Vater Gregor, der von 1945 bis 1970 Kirchenpfleger der Winzergemeinde war, beim Führen der Kassenbücher über die Schulter guckt. Der Vater gibt auch die Marschrichtung fürs Leben vor, sich in der Gesellschaft zu engagieren, dabei aber die beruflichen Pflichten nicht zu vernachlässigen. Und er legt ihm den Satz nahe: „Ein Nichtkönnen gibt es nicht.“ Die Frömmigkeit steuern vor allem die ledige Tante Liesl im Elternhaus und zwei Ordensschwestern in der Verwandtschaft bei. Die Tante sorgt besonders dafür, dass die Bauerkinder treu zur Kirche stehen und vor allem katholische Blätter lesen.

Zu Jahresbeginn 1979 beruft Bischof Dr. Josef Stangl kurz vor seiner Resignation Dr. Adolf Bauer zum Finanzdirektor der Diözese. Finanzdirektor Alois Heitzmann und Generalvikar Justin Wittig hatten Bauer entdeckt und ihm für diese Aufgabe Geschmack gemacht. Im Juli 1979 tritt Bauer das Amt an. Mit 34 Jahren ist er jüngster Bischöflicher Finanzdirektor in Deutschland. Bauer startet als Finanzchef mit einem Haushaltsvolumen von rund 52 Millionen Euro, 30 Jahre später umfasst der Haushalt des Bistums rund das Dreifache. Das Hauptproblem des diözesanen Kassenwarts bleibt in all den Jahren gleich: Die Anforderungen der Gemeinden sind immer größer als es Kirchensteuermittel zu verteilen gibt. Ausdauer, Geduld und Leidensfähigkeit sind für Bauer in diesem anspruchsvollen Amt gefordert. Er erlebt Jahre voller Spannung und Abwechslung. „Du musst die Kirche und die Menschen liebhaben“, ist für ihn entscheidend.

Würzburg steht als finanzschwaches Bistum weit hinten im bundesweiten Vergleich. Eine solide Finanzpolitik ist nötig. Vorausschauend planen, sich auf schlechtere Zeiten einstellen, Projekte langfristig vorausfinanzieren, nicht mehr Personal einstellen als auch langfristig finanziert werden kann, sind Vorgaben in Bauers jahrzehntelanger Amtszeit. „Die Kirche lebt nicht auf einer Insel der Seligen: Geht es der Volkswirtschaft gut, geht es auch der Kirche gut.“ Wirtschaftlichkeit und kirchliches gemeinnütziges Wirken sind für den Finanzchef kein Widerspruch. Der verantwortliche Umgang mit Geld und die Glaubwürdigkeit nennt er als weitere entscheidende Punkte seines Wirkens. Den nachkommenden Katholiken Schulden zu hinterlassen, ist für ihn nicht verantwortbar.

Die Bremse zieht Bauer bereits 1996 mit, als die Diözese einen Planstellenstopp in der allgemeinen Verwaltung und bei den nichtpastoralen Kräften verhängt. „Sparen hat weh getan, vor allem im Personalbereich“, sagt er im Rückblick. Letztlich wolle er stets allen helfen, komme aber an Grenzen, wenn die Mittel fehlten. Sehr zufrieden schaut er auf die große Zahl von katholischen Stiftungen, die unter seiner Aufsicht standen oder durch seine Mithilfe entstanden: 1809 originäre katholische Kirchen- und Pfründestiftungen gibt es in den Pfarreien der Diözese Würzburg, weitere über 30 kirchliche Stiftungen mit besonderem Stiftungszweck – die jüngsten sind die Archiv- und die Bibliotheksstiftung der Diözese sowie die „Schwester Lioba Mehler Stiftung“ bei den Ursulinen. In der Kirche habe das Stiftungswesen eine gute und lange Tradition. Zufrieden ist er, wenn er an die zahlreichen abgeschlossenen Baumaßnahmen vom Kilianshaus über Kindergärten, Pfarrheime, Seniorenwohnanlagen bis hin zum Diözesanarchiv denkt. Gerne erinnert er sich an die Unterstützung des jungen afrikanischen Partnerbistums Mbinga in Tansania. Und ganz wichtig war ihm stets die gute Zusammenarbeit mit den Kirchenstiftungen in den Gemeinden.

Sein anspruchsvolles Amt hält ihn nicht ab, „in meiner Vollblutart“ zusätzlich öffentliche Aufgaben zu übernehmen: ehrenamtlicher Bürgermeister in Würzburg, Mitglied in zahlreichen Gremien und Aufsichtsräten, in Vereinen und Verbänden. Ehrungen für sein Wirken gab es bereits einige: die Ernennung zum Ehrendoktor an der Katholischen Universität Cordoba in Argentinien und die Auszeichnung mit dem Päpstlichen Gregorius-Orden. Beim Augustinerorden ist Bauer Ehrenmitglied, ebenso trägt er das Goldene Ehrenzeichen der Salesianer Don Boscos. Die „Gemeinschaft Mainfranken Bier“ zeichnete ihn 2008 mit dem Gambrinus aus.

Bauer ist verheiratet und hat zwei Kinder. Wenn er jetzt „mit Zuversicht“ in den Ruhestand tritt, will er nach eigenen Angaben wieder mehr auf seine Frau hören: mehr Schwimmen und Wandern sind dann angesagt. Ganz in seiner Art will er aber weiterhin öffentliche Aufgaben wahrnehmen und tun, was ihm sein Vater Gregor als Lebensrat mitgab: sich gesellschaftlich engagieren. Auf seine Amtszeit, seine solide Finanzpolitik, die auch in schwierigen Zeiten Bestand hat, blickt er nach fast 31 Jahren an der Spitze der Bischöflichen Finanzkammer nicht ohne Stolz: „Von geordneten Bistumsfinanzen in der Diözese Würzburg kann mein Nachfolger ausgehen. Ich übergebe ein bestelltes Haus.“

(2110/0684; E-Mail voraus)

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