Geiselwind/Würzburg (POW) Im Straßenverkehr gelten sie mit ihren riesigen Trucks als Hindernisse. Sie sind oft wochenlang von ihren Familien getrennt, können kaum soziale Kontakte pflegen. Sie haben mit Einsamkeit und Termindruck zu kämpfen, werden mit schweren Unfällen sowie dem Tod konfrontiert. LKW-Fahrer führen ein hartes Leben auf der Straße. Um sie auf ihrem Weg spirituell zu begleiten, hat die Betriebsseelsorge in den Bistümern Würzburg, Bamberg, Augsburg und Rottenburg-Stuttgart das CD-Projekt „Einparkhilfe für die Seele“ gestartet. Die kostenlose CD für Fernfahrer enthält biblische Erzählungen und christliche Lieder, aber auch die „Fragen eines lesenden Arbeiters“ von Bertolt Brecht sowie irische Folkmusik.
„Nicht nur der LKW muss eingeparkt werden, sondern immer mal wieder auch die eigene Seele“, sagte der Würzburger Betriebsseelsorger Peter Hartlaub am Mittwochabend, 4. Februar, bei der Präsentation der CD im Autohof Strohofer in Geiselwind. Hartlaub führt dort beim Fernfahrer-Stammtisch der Autobahnpolizei Biebelried gemeinsam mit seinem Bamberger Kollegen Norbert Jungkunz regelmäßig Seelsorgegespräche mit den LKW-Fahrern. Dabei geht es nicht nur um Ehe- und Familienprobleme, Auseinandersetzungen mit Spedition und Polizei, sondern häufig auch um den Umgang mit Schuld und Tod im Straßenverkehr, berichtete Hartlaub. Er spüre bei den Fahrern eine „große Offenheit“ für spirituelle Fragen. Das Bewusstsein, auf Schutz und Hilfe angewiesen zu sein, sei bei ihnen stark ausgeprägt.
Bei den Fernfahrer-Stammtischen hatte Hartlaub deshalb immer wieder kleine Holzkreuze an die Fahrer verteilt. Diese hätten das Angebot dankbar angenommen. Heute sei das Kreuz in der Trucker-Szene schlicht unter dem Namen „Fernfahrer-Kreuz“ bekannt, erläuterte der Betriebsseelsorger. Durch viele Gespräche mit den LKW-Fahrern auf dem Truckerfestival in Geiselwind sei dann die Idee für eine CD als spiritueller Wegbegleiter entstanden. Denn mit der Bibel in Buchform könnten die Fernfahrer wenig anfangen. „Tagsüber müssen sie fahren, und nachts ist es in der Fahrerkabine zu dunkel zum Lesen“, betonte Hartlaub.
Die in einer Erstauflage von 5000 Exemplaren erschienene CD solle auch ein „Zeichen der Wertschätzung“ für die Fernfahrer sein. „Ihr seid lebensnotwendig für die Gesellschaft. Alles was die Menschen tagtäglich brauchen, wird von euch transportiert“, rief Hartlaub den LKW-Fahrern zu, die in der Autobahnraststätte gerade Rast machten und ihr Abendessen einnahmen. Gemeinsam mit Norbert Jungkunz verteilte Hartlaub die CDs dann an die Fahrer. Die Fürther Band Bonny Glee spielte dazu irischen Folk-Rock. Gitarrist Christian Müller steuerte auch für die CD einige Lieder bei.
„Die CD soll zur Entspannung, Ermutigung und Stärkung dienen“, sagte Dieter Witoschek, Regionaldirektor der Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge. Seine Versicherung unterstützte das Projekt mit 2500 Euro. Die Restkosten von etwa 5000 Euro teilen sich die vier beteiligten Bistümer. Domvikar Christoph Warmuth, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat Würzburg, wies darauf hin, dass den Fernfahrern ständig die Zeit im Nacken säße. Die CD könne dazu beitragen, „dass sie auch mal zur Ruhe kommen und einen Parkplatz für sich selbst finden“. Das Angebot zur Diskussion mit Alfons Konrad von der Biebelrieder Autobahnpolizei nahmen die Fernfahrer zum Abschluss der Präsentation engagiert an. Lange diskutierten sie mit dem Polizeibeamten über Fragen und Probleme der Ladungssicherung.
(0610/0176; E-Mail voraus)
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