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Einsatz für die Armen und Rechtlosen

Missionsreferent Domkapitular Hans Herderich blickt auf seine Lateinamerika-Reise „in eine andere Welt“ zurück – Kirche in Deutschland kann von Lateinamerika lernen – Erstmals Tag der Weltkirche am 16. Mai 2009 in Würzburg

Würzburg (POW) Eine Reise in eine andere Welt war für Missionsreferent Domkapitular Monsignore Hans Herderich der Besuch bei Missionsleuten in Brasilien, Bolivien und Chile. „Wenn ich die Größe der Pfarreien und das Seelsorgepersonal in Lateinamerika sehe, dann kann ich nur sagen: Die Kirche lebt in Deutschland in paradiesischen Zuständen“, sagt er kurz nach seiner Rückkehr in Würzburg. Vom 16. Juli bis 9. August besuchte er zusammen mit Pastoralreferentin Christiane Hetterich vom diözesanen Referat Mission-Entwicklung-Frieden nach teils abenteuerlicher Fahrt mit Jeep oder Schiff 24 Missionsleute, die aus dem Bistum Würzburg stammen, und informierte sich über deren Projekte.

Eine Erkenntnis ist Herderich nach seiner Rückkehr besonders wichtig: Die Kirche in Deutschland kann von Lateinamerika lernen. „Einiges, was bei uns in der Pastoral läuft, sehe in jetzt anders. Wir sind viel zu sehr auf Versorgung ausgerichtet, anstatt die Menschen zu ermutigen, selbst anzupacken.“ Dabei blickt er vor allem auf die Kärrnerarbeit, die die Ordensfrauen in Lateinamerika leisten, und auf den Einsatz der Laien. „In der Kirche Lateinamerikas geht nichts ohne Laien. Sie übernehmen Verantwortung in den Basisgemeinden und bei den verschiedenen Katechesen.“ Die Priester seien voll ausgelastet, um in die zahlreichen Außenstationen zu reisen und Gottesdienste zu feiern. Umso wichtiger sei die Arbeit der Laien und der Ordensfrauen vor Ort. Schwestern engagierten sich besonders in der Bildungsarbeit und seien bestens ausgebildet für spezielle Aufgaben als Lehrerinnen, Juristinnen oder im Gesundheitswesen. Kirche sei die Institution, die sich um die Menschen am Rande der Gesellschaft kümmere.

Deutlich vor Augen geführt wurden dem Domkapitular die Folgen der Globalisierung. So spielten in Brasilien Menschen keine Rolle, wenn es darum gehe, Rohstoffe auszubeuten. Urwälder würden abgeholzt, Menschen enteignet und zur Sklavenarbeit gezwungen, um beispielsweise Biosprit für Europa zu gewinnen. „Wir in Deutschland sehen nur, dass das technisch möglich ist, aber was das für die Menschen bedeutet, wird nicht beachtet.“ Die Ordensleute seien noch die einzigen, die für die Menschen Partei ergriffen, sagt Herderich mit Blick auf seinen Besuch bei der aus Randersacker stammenden Franziskanerin von Maria Stern, Schwester Brunhilde Henneberger, am Amazonas. Die Bewohner wären vollkommen rechtlos, wenn es die Kirche nicht gäbe.

Die Kirche könne nicht alles Leid der Welt beseitigen. Darauf habe auch der bekannte Theologe Paulo Suess bei einem Treffen mit Würzburger Missionsleuten in der brasilianischen Metropole São Paulo hingewiesen. Das Kreuz bleibe. Nach den Worten Suess‘ ist es aber Aufgabe der Kirche, „Zeichen der Gerechtigkeit und Bilder der Hoffnung zu setzen“. Großstrukturen könne die Kirche nicht ändern, aber die Verhältnisse im Kleinen verbessern helfen. In ihrem Einsatz für die Armen fühlt sich die Kirche Lateinamerikas nach den Worten Herderichs von Papst Benedikt XVI. bestätigt, der in Aparecida die Option für die Armen christologisch begründet hat. „Die Kirche ist das Haus der Armen“, heißt es im Schlussdokument von Aparecida.

Geerdet wird diese Option auch durch die Würzburger Missionsleute. Sie arbeiten nach den Worten Herderichs meist in ganz extremen Situationen, „bei den Menschen ganz unten“. Ihre Projekte seien oft nicht spektakulär, aber direkt bei den Menschen. „Für sie sind die Menschen nicht Objekt, sondern Subjekt der Seelsorge. Sie engagieren sich mit den Menschen.“ Ob sie sich für Kinder aus armen und zerrütteten Familien in Brasiliens Metropolen einsetzten, den Rechtlosen am Amazonas hülfen und so der Landflucht vorbeugten oder sich im Hochland Boliviens oder im Arbeiterviertel von Santiago de Chile engagierten: Die Diözese Würzburg können voller Bewunderung auf das Werk dieser Frauen und Männer blicken. Beispielhaft habe ihm dies der aus Eltmann stammende Franziskanerpater Waldemar Lutz vor Augen geführt. Dieser habe mit Blick auf sein 50-jähriges Wirken im Urwald Boliviens gesagt: „Mein Leben war sehr lebenswert!“

Domkapitular Herderich und Christiane Hetterich wollen die Erfahrungen der Lateinamerikareise bei vielen Begegnungen der kommenden Monate weitergeben und für die Kirche Lateinamerikas sensibilisieren. Im Bistum Würzburg gibt es zahlreiche Gruppen, die die Seelsorge in Lateinamerika unterstützen. Die wichtigsten Kontaktpersonen und Brückenbauer sind dabei Missionsleute und heute auch die jungen Missionare auf Zeit. Um alle Menschen und Gruppen zusammenzubringen, die sich im Bistum Würzburg weltkirchlich engagieren, findet im kommenden Jahr erstmals ein Tag der Weltkirche statt. Am Samstag, 16. Mai 2009, gibt es einen Gottesdienst im Kiliansdom sowie Vortrag und Workshops im Sankt-Burkardus-Haus. Prediger und Referent ist der weltweit bekannte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler, der Präsident des Indianermissionsrates (CIMI) der Brasilianischen Bischofskonferenz ist.

(3508/1009; E-Mail voraus)

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