Würzburg (POW) Kolping erinnere an den christlichen Auftrag, mutig für das menschliche Leben einzutreten. Das hat Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom bei der Segnung der Adolph-Kolping-Gedenkstele Ende Oktober auf dem Kolpingplatz in Würzburg betont. Der Künstler Michael Ehlers (Reichenberg) hatte die Stele mit sieben steinernen Sitzhockern anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Katholischen Gesellenhausstiftung geschaffen, schreibt die Kolping-Mainfranken GmbH in einer Pressemitteilung. „Es geht bei der Stele nicht um die Ideologisierung einer Person“, sagte Kolping-Landespräses Christoph Huber. Sinn und Zweck sei vielmehr, Menschen einzuladen, am Kolpingplatz innezuhalten, sich zu setzen, vielleicht über Kolping und sein Werk nachzudenken und danach gestärkt „in ihr persönliches Leben“ weiterzugehen.
Ehlers hatte sich intensiv mit dem Leben und Lebenswerk Adolph Kolpings befasst. „Seine Ideen waren damals geradezu revolutionär“, sagte er. Kolping habe erkannt, wie schlecht es den wandernden Gesellen aufgrund der Industrialisierung ging, und fühlte sich aufgerufen, dieser Not entgegenzutreten. Mit sieben Gesellen gründete er am 6. Mai 1849 in Köln den ersten Gesellenverein, dem viele weitere folgten. An die sieben Gesellen aus den Anfängen der späteren Kolping-Bewegung erinnern sieben scheinbar über dem Boden schwebende Sitzhocker aus heimischem Muschelkalk, die neben der Stele platziert sind. Die 2,50 Meter hohe Muschelkalksäule symbolisiert für Ehlers, dass Kolping bis heute eine starke „Säule“ ist. Links von der Säule prangt, in Cortenstahl eingraviert, Adolph Kolpings Originalnamenszug, darüber ein abstrahiertes Porträt des katholischen Priesters. Die künstlerische Reduktion soll darauf verweisen, dass nicht alles, was Kolping vor 150 Jahren tat, in die heutige Zeit übertragbar sei. Doch der Kern bleibe und sei heute ebenso wesentlich wie damals.
In seiner Rede verwies Huber auf die drei Säulen, auf denen das Erbe Kolpings beruht: „Das sind für mich Heimat, Bildung und Glaube.“ Menschen eine Heimat zu geben sei heute aktueller denn je. Huber erinnerte daran, wie groß derzeit die Wohnungsnot gerade in den Ballungsräumen ist: „Manche Menschen wissen nicht, ob sie mit der Rente von morgen noch in der Wohnung von heute leben können.“ Die Angst, die Heimat verlassen zu müssen, weil man sich die Miete nicht mehr leisten kann, sei groß: „Die Wohnungsnot ist darum eine soziale Frage unserer Zeit.“ Während zu Kolpings Zeiten die Industrialisierung eine große Herausforderung darstellte, seien die Menschen heute mit der Digitalisierung konfrontiert. „Fahrkarten gibt es nicht mehr am Schalter, man muss sie sich im Internet besorgen“, sagte der Diözesanpräses. Ältere Menschen fühlten sich hilflos angesichts der rasanten informationstechnischen Entwicklungen. „Hier brauchen wir Bildung.“
Zu den größten Herausforderungen der heutigen Zeit gehört es Huber zufolge, die Kirche zukunftsfest zu machen. Pfarrer stünden vor der Situation, dass sie für bis zu 25 Pfarreien zuständig seien. „Wir wissen nicht genau, wie das geht. Es herrscht in unserer Kirche eine gewisse Ratlosigkeit, und zwar nicht nur auf gemeindlicher, sondern auch auf bischöflicher Ebene“, sagte Huber. Das Kunstwerk von Michael Ehlers könne gerade in dieser Situation Mut machen, war er überzeugt. „Es ist ein Symbol dafür, dass es geht.“ Und zwar dadurch, dass einer aus der Mitte heraustrete und mit seinem Glauben an Gott das anpacke, was die Not erfordere. „Ich wünsche der Gesellenhausstiftung, dass sie die Aufgabe annimmt, aus dem Glauben heraus Menschen Stütze zu sein.“
(4517/1208; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet

