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„Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen“

Wort von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Diözesantag zum zehnten Jubiläum des Pastoralen Dialogs „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ am 25. November 2006 in Würzburg

Wege suchen

Als vor zehn Jahren der pastorale Dialog in unserem Bistum Würzburg „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ mit einem Doppelpunkt abgeschlossen wurde, hatte dieser Prozess schon einen Vorlauf von sechs Jahren hinter sich. Im Oktober 1990 forderte die Dekanekonferenz einen Gesamtpastoralplan. Nach einer notwendigen Vorbereitungszeit unter der Einbeziehung der verschiedenen diözesanen Gremien begann 1993 eine Gesprächsphase, an der sich mehr als 30.000 Personen in unserem Bistum beteiligten. Viel wurde geleistet in der Auswertung der Gesprächsphasen durch den Diözesanpastoralrat. In 23 Beschlüssen, den Ergebnissen des Diözesanjugendforums „Unternehmen Reißverschluss“ und der Orientierungshilfe „Unser Weg“ von meinem Vorgänger Bischof Paul-Werner Scheele wurden die Ergebnisse dieses pastoralen Dialogs am Vortag des Christkönigsfestes am 23. November 1996 im Rahmen eines Diözesantages mit dem Titel „Weg-Kreuzung“ vorgestellt. In seinen Orientierungen schrieb Bischof Paul-Werner: „Nun kommt es darauf an, das Erkannte in die Tat umzusetzen. Dem ‚Wege-suchen’ muss das ‚Wege-gehen’ folgen.“

Ich muss sagen: In diesem Prozess ist Wichtiges geleistet worden, das uns Mut machen kann für das, was heute ansteht.

Blick zurück

Heute blicken wir zurück auf den Prozess „Wege suchen im Gespräch“ mit seinen Gesprächen, Ergebnissen und Aufgaben.

Der Blick zurück greift dabei zu kurz, wenn wir „nur“ die Phasen des pastoralen Dialoges betrachten, der vor zehn Jahren seinen vorläufigen Abschluss erreicht hatte. Wir müssen den Blick zurück auch immer in die Heilsgeschichte wenden, die uns versichert, dass auch wir eingebunden sind in die Geschichte Gottes mit seinem Volk, wie sie uns die Heilige Schrift zeigt und wie wir sie auch in der Geschichte der Kirche bis heute entdecken dürfen.

Es stellt sich bei diesem Blick zurück die Frage, welche Wege wurden gegangen und wohin haben sie geführt? Waren es richtige Wege oder hat sich der eine oder andere Weg als Umweg oder gar als Irrweg entpuppt?

Es ist wichtig, auf dem Weg selbst immer wieder inne zu halten und sich zu orientieren. Man muss sich fragen, bin ich noch auf dem richtigen Weg? Warum bin ich bislang diesen Weg gegangen und wo führt er mich jetzt hin? Aus welchem Grund und mit welcher Motivation gehe ich diesen Weg? Geht Jesus, der Herr, diesen Weg mit?

Ein Teil des heutigen Tages gilt der Vergewisserung, dem bewussten Rückblick und der Anknüpfung an den Pastoralen Dialog.

Blick auf das Heute

Von unserem heutigen Standpunkt wagen wir diesen Blick zurück. Das Heute ist der Ort, von wo aus wir zurückblicken auf das, was gelaufen ist, und auf das ausblicken, was kommen wird.

Vieles hat sich jetzt schon massiv verändert im Vergleich zur Situation 1996. Vieles war damals noch nicht absehbar. Manche Wege, die damals noch gangbar erschienen, können heute nicht mehr beschritten werden.

Eine wichtige Grundrichtung für die Gestaltung heutiger Pastoral vor Ort habe ich nach eingehenden Diskussionen mit Gremien und Räten festgelegt: die Gründung von Pfarreiengemeinschaften. Dies ist für uns hier ein Weg, den schon einige Pfarreien beschritten haben und den wir miteinander gehen werden. Ich hoffe und vertraue, dass es ein guter Weg wird, auf dem wir spüren können, dass die Freude an Gott auch heute unsere Stärke ist. Ich vertraue auch darauf, dass der neue Diözesanpastoralrat, der am 19. Dezember konstituiert werden wird, wichtige Impulse, gute Motivationsarbeit und auch kritische Begleitung dieses Prozesses leisten wird. Ich hoffe und bitte besonders, dass sich unsere Gemeinden auf diese Gestaltung für die Zukunft einlassen können und werden.

Blick nach vorn

Von unserem heutigen Standpunkt aus blicken wir auch nach vorn. Was uns Kraft und Zuversicht gibt, wenn wir heute ganz bewusst den Blick nach vorn richten, ist ein Zweifaches: einmal das Engagement der Menschen, der Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort, die beherzt und tatkräftig in die Zukunft gehen wollen, denen Kirche und ganz besonders ihre Gemeinde nicht egal ist, und zum anderen unser Glaube an die Zukunft, die Gott selbst schenkt. Christus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6).

Ich habe das feste Vertrauen, dass das großartige Engagement, das den pastoralen Dialog in unserem Bistum vor zehn Jahren getragen hat, auch die Veränderungsprozesse, vor denen wir heute stehen, tragen wird. Wurden damals die Wege „im Gespräch“ gesucht, so gilt es auch für uns heute Wege zu gehen und dabei miteinander und mit Gott selbst im Gespräch zu bleiben. Ich habe ein großes Vertrauen in Sie und auf das, was da möglich werden kann und wird.

Der Blick nach vorn greift aber wie der Blick zurück nicht einfach nur in die nächste und unmittelbare Zukunft mit den Aufgaben, die es zu bewältigen und den Problemen, die es hier bei uns und von uns zu meistern gilt. Unser Blick in die Zukunft richtet sich bis hin zur erhofften Wiederkunft Christi, in der alles Stückwerk unseres Erkennens, Tuns und Handelns seine Vollendung finden wird. Dies kann auf der einen Seite entlasten, dispensiert uns aber auf der anderen Seite zugleich nicht, unsere direkte Zukunft mit unseren Mitteln und Möglichkeiten zu gestalten.

Neue Wege gehen

Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen. Denn was nützt es, wenn Wege nur gesucht, aber nicht gegangen werden. Wer nur Ausschau hält, sich aber nicht bewegt, kommt auch nicht vorwärts und vermag nicht Zukunft zu gestalten.

Ich hoffe und wünsche, dass durch unseren heutigen Diözesantag Mut gemacht wird, über den Blick zurück nach vorn zu blicken auf die neuen Wege, die zu gehen sind und die im Prozess der Entwicklung von Pfarreiengemeinschaften kulminieren.

Ich hoffe und wünsche weiterhin, dass von diesem heutigen Tag ein Motivationsschub ausgeht, für Sie und durch Sie für alle unsere Gemeinden im Bistum, dass diese neuen Wege beherzt und mit großem Vertrauen und gläubiger Zuversicht angegangen werden.

Durch die älteste Beschreibung des Wirkens und Sterbens der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan ist uns in das Stammbuch unserer Diözese ein Satz geschrieben, den mein Vorgänger Bischof Paul-Werner nicht müde wurde wach zu halten, gerade auch im pastoralen Dialog: „Fest miteinander vereint brachen sie auf“. Er gilt uns auch heute, wenn wir uns auf den Weg in die Zukunft begeben. Wir wollen beherzt neue Wege gehen im Wissen und im Vertrauen darauf, dass die Freude an Gott unsere Stärke ist. Hoffentlich wird man auch einmal über uns hier und heute sagen können: „Fest miteinander vereint brachen sie auf.“

(4806/1692)