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Europa – eine Wertegemeinschaft

Italiens Botschafter in Deutschland, Antonio Puri Purini, sieht keine Alternative zum europäischen Einigungsprozess

Würzburg (POW) Ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa als eine Wertegemeinschaft hat Antonio Puri Purini, Botschafter der Italienischen Republik in Deutschland, am Mittwochabend, 20. Februar, im Sankt Burkardushaus gehalten. Auf Einladung von Katholischer Akademie Domschule und der Gemeinschaft Sant’Egidio sprach er zum Thema „Globalisierung und europäische Identität: Gehen die christlichen Werte unter?“ Puri Purini ist seit 2005 Botschafter seines Landes in Berlin. Zuvor war er im diplomatischen Dienst unter anderem in Washington, München, Tokio und Madrid eingesetzt.

„Die Europäische Union ist der politische Ausdruck eines langen Marsches auf dem Weg zur Einheit“, konstatierte der Botschafter in akzentfreiem Deutsch. Für die Weiterentwicklung Europas sei es unverzichtbar, dass die Mitgliedsländer ihre Einwohner in der Überzeugung stärken, dass sie Werte und Ziele miteinander teilen. „Das ist nicht ganz einfach, denn dieses Thema berührt sensible Nerven jeder nationalen Gemeinschaft“, sagte der Botschafter. Die gemeinsamen Werte seien aus den kulturellen Traditionen Europas genährt, zu denen unter anderem die griechisch-römische Philosophie, wirtschaftliche Beziehungen, der freie Handel im Mittelalter, der Kommunismus, aber auch die Renaissance und die Europäischen Menschenrechtskonvention gehörten. „Nicht zu vergessen das Christentum, das ein entscheidender Bestandteil der europäischen Identität ist.“ Insbesondere Italien sei wesentlich vom Einfluss der Kirche geprägt, was sich auch in der Kunst zeige.

Nicht zu unterschätzen sei auch der Beitrag der christlichen Botschaft zur Rückkehr der osteuropäischen Länder in die Wertegemeinschaft Europas: „Ob es die Abkehr vom stark materiell ausgerichteten Kommunismus ohne den Einfluss des polnischen Papstes in den 1980er Jahren überhaupt und in dieser Form gegeben hätte, ist fraglich“, sagte Puri Purini. Im Nebensatz ließ er einfließen, dass die Europa-Flagge mit ihren zwölf Sternen auf blauem Grund nicht von den damals zwölf Mitgliedsstaaten inspiriert sei: „Vorlage war der Sternenkranz einer Straßburger Madonna, auf die sich der zuständige Kunstdirektor – übrigens ein Mann jüdischen Glaubens – bezogen hat.“

Puri Purini betonte, dass Institutionen wie die Europäische Union nur Hilfsmittel seien. „Dahinter müssen Werte stehen, um gemeinsam in eine Richtung zu gehen.“ Derzeit mache die EU eine schwierige Phase durch, da einige Mitgliedsländer mehr Europa und andere genau das Gegenteil wünschten. „Italien und Deutschland haben sich immer für ein Mehr eingesetzt.“ Eine große Vision sei unabdingbar für das Zusammenrücken Europas. Die Würzburger Residenz, die Puri Purini kurz vor seinem Vortrag besuchte, zeige, dass das Miteinander von deutscher Baukunst sowie italienischer Freskomalerei und Stuckatur ein großes Ganzes schuf, das bei aller Gemeinsamkeit noch genug Platz für die landestypischen Eigenheiten ließ. Ähnlich sei es mit der Europäischen Union.

Heftig kritisierte Puri Purini die Ahnungslosigkeit vieler Europäer, wenn es um die Geschichte und Kunstgeschichte des Kontinents geht. „Das Gefühl, zu einer großen Gemeinschaft zu gehören, verändert nicht das Wesen der Nation.“ Mit Blick in Richtung der Fernsehsender forderte der italienische Botschafter mehr Programme, die auf unterhaltsame Weise Europa näher bringen und nannte als Beispiele Verfilmungen großer Literatur wie Krieg und Frieden, den Reisen Marco Polos oder des Lebens von Königen und Herrschern wie Napoleon und Karl dem Großen.

„Es kann kein handlungsfähiges Europa ohne Integration, ohne Identität und ohne spirituelle Quellen geben“, betonte Puri Purini. Die Antwort auf die Anfragen, die durch die Globalisierung an Europa herangetragen werden, müsse daher sein, den eigenen Standpunkt zu klären und die Aspekte von Markt und Solidarität in der typisch europäischen Art und Weise miteinander zu verbinden. „Der gemeinsame Weg Europas ist ein mühsamer Weg. Mitunter kommen Zweifel auf, ob der Weg sich lohnt. Es kann jedoch nur eine Antwort geben: Ja“, lautete das Plädoyer des Botschafters.

(0908/0276; E-Mail voraus)

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